Niemand will CS-Aktie, Bank investiert in Büro-Sessel
Die CS hat noch bis Dienstag Zeit, dringend benötigtes Kapital aufzutreiben. Dann endet der Handel mit dem Bezugsrecht, am Donnerstag erfährt die Welt das Ergebnis der Notübung.
Die Lage ist miserabel. Gestern sackte die CS-Aktie auf einen neuen Tiefstwert von 2,70 Franken ab. Seit Ankündigung der Kapitalbeschaffung Ende Oktober verlor der Titel mehr als 40 Prozent.
Der Druck auf die Aktie hängt direkt mit dem Bezugsrecht zusammen. „Keiner kauft“, sagt ein Zürcher Broker, „keiner will es nutzen“.
Jene, die ihr Anrecht zum Erwerb einer CS-Aktie zum Bezugspreis von 2,52 Franken verkaufen, treffen auf eine nicht existierende Nachfrage.
Wenn keiner die Option will, dann will auch keiner die Aktie der Bank – so günstig sie auch scheint.
Die Übung droht zu scheitern, obwohl sie von Anfang an viel zu knapp bemessen war. Die CS bräuchte 10 Milliarden frisches Kapital, nicht 4.
Von diesen hat sie knapp 1,8 Milliarden auf sicher, Saudis sei Dank. Die restlichen 2,2 Milliarden will sie via Bezugsrecht auftreiben.
Die bisherigen Grossaktionäre werden mitmachen. Damit ist ein Teil der 2,2 Milliarden gesichert. Ob die Lücke am Ende ganz oder nur zum Teil aufgefüllt wird, muss sich weisen.
Das katastrophale Desinteresse an der CS kontrastiert mit einem Gebaren im Management, das an das Stühle-Rücken erinnert, nachdem die Titanic in den Eisberg gekracht war.
Im Zürcher Bürokomplex Sihlcity, wo die CS ihr Asset Management hat, kriegen die Mitarbeiter ultramoderne neue Bürosessel.
Die alten waren erst 15jährig.
„Infolge der Einführung flexibler Arbeitsplätze und aufgrund von altersbedingten Abnutzungserscheinungen werden die alten Stühle durch neue ersetzt“, sagt ein Sprecher der Grossbank.
„Gelegentlich nutzen Mitarbeiter die Möglichkeit, nicht mehr eingesetztes Mobiliar zu vergünstigten Konditionen für den Privatgebrauch zu erwerben.“ Preis: 50 Franken
„Niemand muss für seinen Stuhl am Arbeitsplatz im Sihlcity bezahlen.“
Neue Stühle, während das Schiff zu kentern droht? Die Anekdote wirft ein Licht auf die oberste Truppe. Diese scheint den Ernst der Lage nicht zu begreifen.
Präsident Axel Lehmann meinte gestern an einer Banken-Konferenz der Financial Times, dass die Kunden ihre abgezogenen Gelder schon wieder zurückbringen würden.
Alles halb so wild.
Effektiv sind allein im Private Banking in wenigen Wochen 10 Prozent der gesamten Kundenassets aus der Bank geströmt. In Asien macht die UBS unter Ex-CS-Manager Iqbal Khan Jagd auf die Kunden der Paradeplatz-Bank.
Khan kennt die Grossen persönlich. Bei der CS leitete der heutige UBS-Spitzenmann das weltweite Wealth Management.
Die Beteuerungen des UBS-Präsidenten von Mitte Woche ebenfalls an der erwähnten FT-Konferenz, wonach man nicht Jagd auf verunsicherte CS-Kunden mache, sind trügerisch.
Die Nummer 1 und sonstige führende Vermögensverwaltungs-Banken empfangen die CS-Flüchtigen mit offenen Armen.
Ein renommierter Bankenanalyst meinte gestern, die laufende Kapitalbeschaffung wäre ein Erfolg, sollte die Aktie bis zum Ende des Bezugsrechtshandels über dem Bezugspreis von 2,52 Franken pro Titel bleiben.
Ein Kollege bei der deutschen DZ Bank hatte das Kursziel schon vor 2 Wochen auf 2,50 Franken gesetzt.
Scheitert die Kapitalbeschaffung in Teilen, dann kommt die CS nicht auf die anvisierten 4 Milliarden Frischkapital.
Damit würde ihre Kernkapital-Quote nicht wie vorgesehen nachhaltig und deutlich über die 13 Prozent-Hürde gelangen.
Diese Grenze gilt als neuer Mindestwert, auch wenn sie noch weit von den 10 Prozent entfernt liegt, bei der die Schweizer Behörden aktiv würden.
Wenn die Finma die Gefahr eines Absturzes unter die 10 Prozent Kernkapital-Quote sieht (Basel-III: „point of non-viability“, PoNV), kann der Aufseher laut Schweizer Too Big To Fail-Gesetz die Alt-Aktionäre „ausradieren“.
Neue Eigentümer der CS würden dann die „zwangsgewandelten“ Obligationäre.
Deren Bail-in–Bonds würden zum frischen Aktienkapital.
Die CS besitzt gut 47 Milliarden Franken Wandel-Oblis, fast gleich viel wie das heutige Total-Kapital (CET1 plus AT1).
Gleichzeitig würde die fürs Land existenzielle CS Schweiz AG von der CS-Gruppe abgespalten und separat an die Börse gebracht.
Das Schweizer CS-Geschäft hat laut Analysten einen Wert von 14 Milliarden, weit mehr als die ganze Gruppe. Auf dieser lastet ein gigantischer Malus.
https://insideparadeplatz.ch/2022/12/02/...7XB5raQmck480JhU0fzP9ZBX00
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