td.de, Mo, 28.5.2001, 12:30, aktualisiert: Mo, 28.5.2001, 19:13 www.ftd.de/fraport
Fraport-Aktie: Trübe Signale vom grauen Markt Von Annette Entreß, Hamburg
Die Frankfurter Airport-Manager sind sich sicher: Die Emission der Fraport-Aktie wird ein Erfolg. Am grauen Markt ist von einer Flughafen-Faszination dagegen noch nichts zu spüren.
Händler mussten am ersten Tag der Zeichnungsfrist stundenlang auf die ersten Orders warten. "Das Interesse ist nicht sehr groß", sagte Ulrich Norde, Broker beim Düsseldorfer Börsenmakler Schnigge der Online-Ausgabe der Financial Times Deutschland. Im vorbörslichen Handel lag der Kurs der Fraport-Aktie bei 34,5 bis 37 Euro. Die Schnigge-Händler mussten fast den ganzen Vormittag warten, bis die ersten Orders eintrudelten. "Zweieinhalb Stunden tat sich hier gar nichts", sagte Norde. Bis Mittag wurden bei Schnigge 10.000 Fraport-Aktien umgesetzt. Seit Montag läuft die Zeichnungsfrist für die bis zu 22,7 Millionen Papiere, die in einer Preisspanne zwischen 32 bis 37 Euro angeboten werden.
Bei einigen Wertpapierhändlern kann man die Aktie - gleich einem Termingeschäft - schon vor der Emission kaufen. Die Preise, die bei einem solchen Pre-IPO-Handel gezahlt werden, gelten als Indikator für den Ausgabepreis der Aktie.
"Nichts für Zeichnungs-Gewinnler"
Auch beim Düsseldorfer Wertpapierhandelshaus Lang & Schwarz herrschte am Montag Fraport-Lethargie. "Der Handel ist sehr ruhig angelaufen", sagte Händler Giuseppe-Guido Amato. Lang & Schwarz berechnete den vorbörslichen Kurs am späten Vormittag sogar zwischenzeitlich nur mit 32 bis 35 Euro. "Das Papier ist nichts für Zeichnungs-Gewinnler", sagte Händler Amato.
Die Preisspanne war am Wochenende von einigen Analysten als zu hoch kritisiert worden. "Viele halten alles über 30 Euro für zu teuer", sagte Schnigge-Händler Norde. Dies sei ein Grund für die Zurückhaltung der Anleger. Ein anderer sei das raue Börsenklima. Bevor die Bookbuilding-Spanne bekannt gegeben wurde, hatten Beobachter mit einem noch höheren Preis gerechnet, denn zunächst hatten die Konsortialbanken den fairen Wert der Fraport-Aktie auf 38 bis 47 Euro beziffert. Der - nicht ungewöhnliche - Risikoabschlag von 20 Prozent soll nun Anleger zum Kaufen reizen.
Der schwache Auftakt des vorbörslichen Handels sei auffällig, meinten beide Broker. Sie wiesen allerdings darauf hin, dass es für eine Einschätzung noch recht früh sei. Im Verlauf der Woche könnte die Nachfrage deutlich anziehen.
"Keine Signalwirkung"
In den vergangenen Wochen hatten viele Beobachter die Hoffnung geäußert, dass der Börsengang des Frankfurter Flughafens den Handel an den deutschen Märkten beleben könnte. Diese Ansicht teilen die beiden Händler nicht. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Fraport-Aktie eine Signalwirkung haben könnte", sagte Norde. Er bewertet vor allem die Tatsache, dass der Frankfurter Flughafen ohne den geplanten Ausbau hart an der Kapazitätsgrenze arbeite, als ein mögliches Risiko für die Aktie.
Fraport-Manager zuversichtlich
Beim Frankfurter Flughafen rechnet man dagegen mit einer großen Nachfrage nach der Aktie. Das Interesse von institutionellen Investoren im In- und Ausland sei außerordentlich hoch, sagte Fraport-Chef Wilhelm Bender am Montag zu Beginn der Zeichnungsfrist. "Wir rechnen auch bei den deutschen Privatanlegern mit einer starken Nachfrage." Fraport-Finanzchef Johannes Endler sagte, das Interesse sei so groß, dass man theoretisch alle Aktien an Privatanleger verkaufen könnte. Es sollte aber nur knapp die Hälfte der Papiere an Kleinanleger gehen. Den Rest würden institutionelle Anleger bekommen.
Privatanleger, die bis einschließlich 1. Juni ordern, bekommen auf den Ausgabepreis einen Euro Rabatt. Grundsätzlich können sie das Papier bis 7. Juni zeichnen. Für institutionelle Investoren läuft die Frist bis 8. Juni. Ab 11. Juni soll die Fraport-Aktie im Amtlichen Handel der Frankfurter Börse notieren. Wer im erweiterten Rhein-Main-Gebiet wohnt, soll bei der Zuteilung bevorzugt werden, sofern der Börsengang überzeichnet wird. Vorstandschef Bender sagte, durch das Regionalprogramm werde sichergestellt, dass jeder Interessent aus der Region Aktien erhalte. Die Fraport-Aktien sind bereits ab dem laufenden Jahr gewinnberechtigt, teilte der Konzern mit. Noch in diesem Jahr solle eine Dividende ausgeschüttet werden.
Dicker Fisch
Mit einem Emissionsvolumen von voraussichtlich 726 bis 840 Mio. Euro ist es einer der größten Börsengänge in diesem Jahr in Deutschland. Wird die Mehrzuteilungsoption von bis zu 3,4 Millionen Aktien ausgeübt, kommen rund 29 Prozent des Aktienkapitals an die Börse. Derzeit ist Fraport komplett im Besitz des Landes Hessen, des Bundes und der Stadt Frankfurt. Wird der Greenshoe voll ausgeübt, sinkt ihr Anteil auf zusammen 71 Prozent.
Gruß Dr. Broemme
|