Fraport: Nicht zeichnen [30. 05. 2001] Beim anstehenden Börsengang des Fraport-Konzerns handelt es sich in diesem Jahr bislang um die zweitgrößte Emission nach der Deutschen Börse Anfang Februar. Die Aktie hat zwar eine große Substanz, ist aber bereits am unteren Ende der Preisspanne, sowohl auf Basis zukünftiger diskontierter Erträge als auch im Vergleich zu Mitbewerbern, ausgereizt. Aus diesem Grund raten wir dem Anleger, die Aktie nicht zu zeichnen.
Das Unternehmen Der Fraport Konzern ist Deutschlands größter Flughafen-Betreiber und spielt weltweit in der ersten Liga der Flughafen-Konzerne mit. Zudem ist der Flughafen Frankfurt Main eine der bedeutendsten Luftverkehrsdrehscheiben in Europa. Gemessen an der Zahl der an- und abfliegenden Passagiere nahm er im Jahr 2000, laut ACI Traffic Data, europaweit hinter London-Heathrow Rang 2 und weltweit immerhin noch Rang 7 ein. Beim Luftfrachtumschlag inklusive Luftpost liegt Frankfurt in Europa sogar an der Spitze. Neben dem Firmensitz Frankfurt ist der Fraport-Konzern weltweit an über 40 Standorten aktiv. Die Geschäftstätigkeit des Unternehmens gliedert sich in die vier Segmente Aviation, Non-Aviation, Ground Handling und Sonstiges auf.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 1.536 Mio. Euro, ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 533,5 Mio. Euro und einen Jahresüberschuß von 129,0 Mio. Euro. Zwar konnte in den letzten Jahren die Nettoertragsmarge sukzessive ausgebaut werden, mit 8,4% im Jahr 2000 liegt Fraport dennoch deutlich hinter den Konkurrenten BAA (British Airport Authority) mit 17,7% oder Flughafen Wien mit 22,3% zurück.
Die Aktien des Frankfurter Flughafen werden in einem Preisband zwischen 32 und 37 Euro angeboten und können vom 28.Mai bis zum 7.Juni gezeichnet werden. Rund 29% des Aktienkapitals oder 26,1 Mio. Aktien sollen dabei am Kapitalmarkt platziert werden. Die restlichen Anteile verbleiben nach dem Börsengang beim Land Hessen, der Stadt Frankfurt und beim Bund. Das Unternehmen strebt eine Notierung im M-Dax der Frankfurter Börse an.
Bewertung Zur Bewertung der Aktie wenden wir ein Ertragswertverfahren an, wobei wir die Steigerungsraten bei den Umsatzerlösen von 7,0% im Jahr 2001 auf 4,0% im Jahr 2008 absenken - der langjährige Durchschnitt der Umsatzsteigerungsraten lag bei 5,4%. Die Nettoertragsmarge erhöhen wir von 9,0% im laufenden Geschäftsjahr sukzessive bis auf ein Niveau von 11,0% im Jahr 2008. Den Diskontierungszins nehmen wir mit 9% an. Auf Basis dieser Bewertungsparameter ergibt sich für die Fraport-Aktie ein fairer Wert von 32,25 Euro. Damit ist die Aktie bereits am unteren Ende der Bookbuildingspanne (32 Euro) ausgereizt. Im Vergleich zu den Konkurrenten zeigt sich ein ähnliches Bild. Bei einem Emissionskurs von 32 Euro wäre der Fraport-Konzern mit mehr als dem 19fachen der im Jahre 2001 zu erwartenden Gewinne bewertet. Die Mitbewerber BAA und Wien notieren zur Zeit mit Multiples von 14,3 respektive 10,3.
Als problematisch könnte sich auch der für die weitere Geschäftsentwicklung unerlässliche Ausbau des Frankfurter Flughafens erweisen. So soll ein Teil des Emissionserlöses in den Bau der neuen Landebahn fließen, die nach ersten Schätzungen rund 3,3 Mrd. Euro kosten wird und 2006 in Betrieb gehen soll. Anhaltende Anrainerproteste könnten sich dabei, nicht zuletzt aufgrund des hohen Aktienanteils staatlicher Institutionen, als politischer Stolperstein erweisen. Ein wirtschaftliches Risiko birgt auch der Pilotenstreik der Lufthansa, dem größten Kunden des Fraport-Konzerns. Zudem werden der Lufthansa Abwanderungsgelüste Richtung München nachgesagt.
Alexander Kitz
|