Auszug aus dem Geschäftsbericht 2000 Seite 85:
...Am 3. August 2000 erwarb die MIS AG alle ausstehenden Stammaktien der IntelliCube Software AG, Köln. Die Aktionäre der IntelliCube Software AG haben ihre Anteile als Sacheinlage gegen 95.481 Stammaktien der MIS AG und eine zusätzliche Zahlung von liquiden Mitteln in Höhe von TDM 3.423 eingebracht. Die Zahlung dieser Barzahlungsmittel hängt von vorher bestimmten Größen ab und ist am 31. März 2001 fällig. Der Geschäftswert, d.h. der Überschuss des Kaufpreises über den beizulegenden Zeitwerten des erworbenen Nettoreinvermögens machte TDM 28.215 aus, auf der Grundlage des Marktpreises für die zum 31. Juli 2000 neu ausgegebenen Aktien und entsprechend der Annahme, dass die gesamte Zahlung der liquiden Mittel zu erfolgen hat. Der Geschäftswert wird über 10 Jahre linear abgeschrieben. Die IntelliCube Software AG wurde vor Ende des Geschäftsjahres in die MIS Technologies GmbH verschmolzen, wobei die MIS Technologies GmbH die aufnehmende Gesellschaft ist, d.h. die IntelliCube Software AG besteht nicht mehr als gesondertes Unternehmen.
...Zum 22. Dezember 2000 erwarb die MIS AG alle ausstehenden Aktien an der MIS UK Limited und an der Readmar Systems Limited, beide in London, England. Der letztendliche Kaufpreis wird durch die sogenannten Earn-out Accounts der beiden Gesellschaften bestimmt; die Earn-out Accounts geben die Entwicklung des Unternehmens während des Kalenderjahres 2000 wieder und werden bis zum 30. März 2001 festgestellt. Der Höchstkaufpreis beläuft sich auf £ 4.015.000. Zu Konsolidierungszwecken wurde ein Kaufpreis aufgrund der Informationen festgelegt, die bis zum Konsolidierungsstichtag bekannt sind. Auf dieser Grundlage überstieg der Kaufpreis den beizulegenden Wert des erworbenen Reinvermögens um TDM 12.137 und wurde als Geschäftswert ausgewiesen. Der Geschäftswert wird ab dem 1. Januar 2001 über 10 Jahre linear abgeschrieben.
Resümee: Man aktiviert für die IntelliCube zum Jahrsende einen Goodwill von 28 Mio. DM und für die MIS UK/Readmar einen von 12 Mio. DM zusammen 40 Mio. DM, also ca. 20 Mio. € und schreibt diese schon im 2. Quartal 2001 fast vollständig zu Lasten der G+V!!!!!! ab. Der erste Fall könnte noch genialer eingefädelt sein, als ich bisher vermutet habe, denn der Goodwill wurde unter der Annahme gebildet, daß man zum 31.3.2001 feststellt, ob noch liquide Mittel zusätzlich aufzubringen sind. Wenn der Herr Heymann (heute CFO der MIS) nun entscheidet, daß nicht zugezahlt wird, ist allein aus diesem Grund schon eine Sonderabschreibung des Goodwill möglich! Man beachte die buchhalterischen Möglichkeiten!!!!
Fall IntelliCube
1. fiktive Werte über hohe eigene Aktienbewertungen und Eventualzahlungen schaffen 2. Aktie bewußt kurzfristig beerdigen und Zahlung nach einer Schamfrist nicht vornehmen 3. Goodwill über die G+V als Riesenverlust beerdigen, ohne eine müde Mark verloren zu haben 4. Denn Erwerb gleich mit der MIS Technologie verschmelzen, um dort eine neue noch schlagkräftigere und marktfähigere Technologieschmiede zu schaffen, auf die auch Firmen wie Hyperion & Co scharf sind 5. Mit dem neuen Pfund wuchern, obwohl die wertlos in den Büchern steht 6. Verkaufen und zu Gunsten der G+V erhelbliche
Fall Readmar/MIS UK
In der allerletzten „Sekunde vor Jahresschluß“ schnell noch zwei Firmen in den Konsolidierungkreis bringen (man beachte MIS UK!) und auf Basis von erwarteten Earn outs einen Goodwill bilden. Mit den endgültigen Feststellungen zum 31.3.2001 den Kaufpreis nachträglich reduzieren Und na was wohl?
Klar immer die gleiche Story, nicht oder deutlich weniger zahlen und Ergebnisse nur buchmäßig versenken, weil man ja selbst festgestellt hat, das man lieber mehr Geld in der Kasse, aber weniger Gewinn haben will, das kostet ja nur unnötig Steuern und bringt keine Erstattungen wie schöne hohe „Buchverluste“
Das dies alles super gut planmäßiges Vorgehen ist, ergibt sich schon aus den gewählten Zeiträumen, um die Schamfrist des 1. Quartals zu haben und um die Goodwillabschreibung nicht zu gefährden, hat man wenigstens ein Quartal Frist eingebaut, um „andere Feststellungen“ treffen zu können. Sicherlich hätte man diese Sonderabschreibung auch noch nicht so früh propagiert, wenn nicht aktuell zu befürchten ist, daß die Gewinn schon wieder deutlich ansteigen werde. Das erste Quartal hat es schon gezeigt und war noch durch Restrukturierungskosten belastet. Die 8 Mio. DM IPO-Kosten sind in diesem Jahr auch weggefallen, so daß allein daraus ein erheblicher Ergebnisschub kommt. Bei konstantem oder sinkenden Personal mit 40% plus in der Umsatzdecke kann der Wert der Aktie eigentlich nur noch durch solche Aktionen gedrückt werden und das ist nötig, sonst sind wieder die Sonderabschreibungen in dieser Höhe nicht möglich!!!!!
Neben der Vermutung, daß sich die Alteigentümer über Oma und Tante Frieda mit weiteren Aktien eindecken gibt es also noch einen zweiten Erklärungsansatz: Der Aktienkurs mußte runter, sonst wäre es mit der Goodwillabschreibung in dieser Höhe nichts geworden und das mußte jetzt schnell gehen, denn lange ist der Deckel nicht mehr auf der Aktien zu halten und der Himmel wird auch wieder für MIS - Aktionäre sichtbar, egal wie das Börsenumfeld ist.
Aber bitte limitiert Eure Aufträge und kämpft nicht um 10 Cent! Der gestrige Tag hat bewiesen, daß man nicht glücklich wird, wenn man gleich morgens 20% mehr bezahlt als am Vortag und dann hofft, schon in wenigen Stunden nochmals soviel Gewinn einfahren zu können. Der Steigungswinkel von 0,5 bis 1,0 Euro ist völlig ausreichend und hält die Kurzfristzocker fern. Hier ist eine Aktie, die erst mittel- und langfristig Ihr volles Potential offenbart.
Good Trade Aldi
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