Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Die Unsicherheit in der Aktie ist mit Händen greifbar. Das Schreckgespenst Crashmonat September wird insbesondere in den US Börsenmedien immer wieder gespielt. Die Hauptargumente sind Saisonalität und Börsenstatistik. Die wiederholten Versuche, zukünftige Marktentwicklungen durch statistische Auswertungen vorherzusagen, geht regelmäßig schief. Welcher der ewigen US Crashpropheten hat nach dem Crash am 1 August vorhergesagt, dass die Märkte schon 20 Handelstage später erneut auf Allzeithoch stehen?
Welche September Börsenstatistik enthält den Start einer weltweiten Leitzinssenkungswelle? Wenn die konzertierte Zinserhöhungswelle von FED und EZB die HAUPTURSACHE für den seit zwei Jahren laufenden Crash besonders zinssensibler Mittelstandsaktien gewesen ist, sollte dann nicht die im September erwartete Zinssenkungswelle zumindest ein Stoppschild für den fortwährenden Abverkauf besonders zinssensibler weil vergleichsweise hoch verschuldeter Medienaktien sein?
Könnte das Verbrauchervertrauen mit sinkender Inflation und sinkenden Konsumentenkrediten nicht steigen und die Kaufzurückhaltung etwa bei typischerweise zumindest teilweise fremdfinanzierten Investitionsgütern wie Automobilen nicht zurückgehen?
Was, wenn die morgen gemeldeten deutschen August-Inflationsdaten dank eines seit Ende Juli um stolze 10% gesunkenen Ölpreises und eines ggü. dem USD um ca. 3% aufgewerteten Euros bei 2% landen und die EZB urplötzlich realisiert, dass von jetzt an Konjunkturbelebung statt Inflationsbekämpfung höchste Priorität genießen muss?
Sind solche Szenarien in der September-Börsenstatistik tatsächlich eingepreist, oder befinden wir uns zumindest bei Mittelstandsaktien nicht auf Crashniveaus nahe oder sogar unter der Coronatiefs, die der unstrittig angespannten, mit der wirtschaftlichen Notlage Mitte 2020 indes nicht näherungsweise vergleichbar ist?
Kann es nicht vielmehr sein, dass GERMAN ANGST viele Mittelstandsaktien auf Bewertungsniveaus gedrückt hat, die mit der Realität rein gar nichts zu tun hat und es demnach durchaus sein könnte, dass wir mit Beginn des FED-Zinssenkungszyklus eine Rotation raus aus phantastisch gelaufenen Bigtechaktien und hinein in irrwitzig bewertete Small und Mid Caps bekommen, wir wir sie im Frühjahr schon einmal kurz hatten, als der Russell 2000 binnen einer Woche um 20% stieg?
Statistisch betrachtet hat es eine derart lange und nachhaltige Underperformance des MDAX gegenüber dem DAX noch nie gegeben. Ist es also nicht eher eine Frage des WANN als des OB, bis Mittelstandsaktien das in den letzten 5 Jahren aufgerissene 60% GAP zum DAX zu schließen beginnen?
Sollten in Mittelstandsaktien short positionierte Akteure nicht wenigstens einmal ganz kurz stutzen, wenn etwa die Firma Schaeffler ein dem Verschmelzungsvertrag mit Vitesco zugrunde liegendes, gerichtlich überprüftes Wertgutachten veröffentlicht, wonach der objektivierte Unternehmenswert von Schaeffler deutlich über 12 EUR (Kurs 4,70 €), der von Vitesco über 130 € (Kurs 53 EUR) liegt?
Warum hat sich MFE im Frühjahr für eine etwaige ProSieben Übernahme einen Kreditrahmen von bis zu 4 MRD EUR zusagen lassen? Weil der Börsenkurs unter 6 EUR (MKAP 1,3 MRD EUR) den Unternehmenswert realistisch widerspiegelt? Offenbar existiert selbst aus Sicht typischerweise eher vorsichtig agierender Kreditgeber ein drastisches Delta zwischen dem objektivierten Unternehmenswert von ProSieben und dem Börsenwert. https://www.handelsblatt.com/unternehmen/...siebensat1/100032664.html
In einer Situation mit derart hoher Unsicherheit ist der eigene innere Kompass wichtiger denn je. Die Medien sind vor allem in Deutschland derart übervoll von negativen Nachrichten, dass man tatsächlich den Eindruck bekommen könnte, unsere Unternehmen stünden flächendeckend kurz vor der Pleite. Dabei hat etwa ProSieben in den Halbjahreszahlen überdeutlich dokumentiert, dass man gerade dabei ist, einen stattlichen Turnaround bei der Profitabilität hinzulegen. Auch die Entwicklung der von Nielsen erhobenen TV Werbeerlöse zeichnet ein gänzlich anderes Bild als der Börsenkurs. Sollte die in Kürze veröffentlichte Nielsen-Statistik für August weiterhin starkes Wachstum zeigen, wovon angesichts des Olympia-Schubs m.E. auszugehen ist, dürften die Zeichen bei ProSieben eher auf Prognoseerhöhung den -Senkung stehen.
Nach meiner Lesart ist die gegensätzlich Kursentwicklung vor allem durch Charttechnik und nicht durch Fundamentaldaten getrieben. Hinzu kommt ein durch und durch negatives Sentiment für dt. Mittelstands- und insbesondere sehr konjunktursensible Medienaktien sowie das durch einen langfristigen Abwärtstrend über 2 Jahre aufgebaute negative Momentum. Zudem sind immer weniger gebrannte Aktionäre bereit, sich glasklar gegen Börsentrends zu positionieren. Man gibt lieber den Lemming und rennt jedem Hype hinterher. Solange die Mehrheit der Marktteilnehmer so agiert, funktioniert das ja auch bestens... bis der Hype bricht und Lieblingsaktien wie Super Micro urplötzlich um 60% korrigieren... den letzten beißen die Hunde... und richtig hart erwischt es immer die, welche sich ewig geärgert haben, dass alles läuft nur nicht ihre Depotwerte und dann bei einem lang ersehnten Rücksetzer der Hypeaktie sich endlich einmal beherzt einkaufen, um dann zuzusehen, wie sie binnen Tagen 50% verliert...
Ich bin zuversichtlich, dass der m.E. deutlich höhere innere Wert der ProSieben Aktie irgendwann auch im Kurs sichtbar wird. Anfang des Jahres beim Einstieg zu 5,30 € hatte ich gehofft, zum Jahresende Kurse im Bereich von 9 bis 10 EUR erreichen zu können. Die Hoffnung auf zweistellige Kurse zur Berichts- und Dividendensaison im Frühjahr 2025 besteht weiterhin. Ob die Aktie zuvor noch einmal den Umweg zur 5 EUR-Marke unternimmt, entscheiden vermutlich die nimmermüden Shortseller...
Für nachhaltig höhere Kurse benötigen wir positive News wie den spätestens bis Frühjahr 2025 geplanten Verkauf mindestens einer Beteiligung (Verivox oder Flaconi). Bis dahin ist hier weiter Rätselraten und das Prinzip Hoffnung angesagt...
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