Vielleicht ist der Vorschlag von Bayer zu den Future cases, dass es künftig zwar nach wie vor Geschworenenjuries geben wird, vor Gericht aber nicht mehrere unterschiedliche Wissenschaftler Gehör finden, sondern dieses neue Science Panel 1 gemeinsame Empfehlung ausspricht.
Dass dubiose Wissenschaftler vor Gericht Gehör fanden, war ja gerade im Hardeman-Prozess ein großes Streitthema. Und ist es nach wie vor in der Berufung auch.
Konkret geht es um einen Dr. Weisenberger, der vor Gericht Ausschloss, dass die Krankheit andere Ursachen als Glyphosat haben könne. Das hat die Geschworenen schwer beeintrugt. Und den Prozess mit entschieden.
Eigentlich hätte dieser unbestrittene Wissenschaftler vom Richter Chhabria damals gar nicht zum Prozess zugelassen werden dürfen. Bayer hatte damals auch mit dem Hinweis auf den Daubert-Standard darauf plädiert.
Der Daubert-Standard besagt, dass Wissenschaftler, die vor Gericht als Experten Gehör finden, einen Mindeststandard an Substanz und fundierter Analyse haben müssen. Man will damit verhindern, dass Scharlatane zu viel Einfluss auf die Geschworenen nehmen, die sich von Pseudo-Wissenschaftlern natürlich beeinflussen lassen, weil sie es selbst gar nicht einschätzen können.
Ich habe mir die amerikanischen Prozessakten alle durchgelesen. Interessant ist, dass Chhabria an diesem besagten Wissenschaftler selbst auch großen Zweifel hatte und zu Protokoll gab, dass er sich nicht sicher sei, ob man ihn zulassen soll.
Seine Begründung, ihn dann doch zuzulassen klang dann fast schon abenteuerlich und ist gegenwärtig im Berufungsverfahren Hardeman eines von zwei Hauptargumenten (neben der Sache mit dem Verbot der EPA, ein Warnetikett aufzubringen) von Bayer, damit man die Berufung gewinnt.
Chhabria begründete die Zulassung von Dr. Weisenberger sinngemäß wie folgt:
Also eigentlich würde ich ihn nach strengen Daubert-Regeln ablehnen und nicht zulassen, aber der 9. Gerichtsbezirk von San Francisco hat in der Vergangenheit einen lascheren Standard als andere Gerichtsbezirke, die ihn ablehnen würden.
Mit anderen Worten, weil man im 9. Bezirk das alles nicht so streng sieht (wie die andere Gerichtsbezirke), sagt er halt ja, um nicht aus der Reihe zu tanzen.
Das ist meine Vermutung, dass man im neuen Vorschlag auf die Bedenken des Richters eingeht und zugesteht, dass es nach wie vor Geschworenenjuries geben wird, aber man wird vorschlagen, dass ein gemeinsames Science panel gegenüber den Geschworenen 1 gemeinsame und einheitliche Empfehlung aussprechen wird.
Da diese Empfehlung dann großen Einfluss auf die Juries und somit auf den Prozessausgang haben wird und Bayer damit rechnet, dass das Science panel wissenschaftlich pro Bayer entscheidet, wäre dies für Bayer die bestmögliche Lösung.
Was meint ihr dazu?
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