Gespräch mit Vorstandschef Ulrich Dietz
Bernd Weber, Stuttgart
GFT signalisiert Dividendenzahlung für 2007
Manager erwartet für kommendes Jahr anhaltend erfreuliches Wachstum - Sinkende Steuerquote
Von Bernd Weber, Stuttgart Börsen-Zeitung, 13.9.2007 Der IT-Dienstleister GFT Technologies AG feiert. In wenigen Tagen wird das 20-jährige Firmenjubiläum zelebriert, und auch die Halbjahreszahlen und der Ausblick stimmen zuversichtlich. Nicht richtig von der Stelle kommt aber die Aktie. Damit die Anteilseigner trotzdem an der positiven Firmenentwicklung teilhaben können, stellt Vorstandschef Ulrich Dietz ihnen für das laufende Jahr eine Dividendenzahlung in Aussicht.
"Wenn alles nach Plan läuft, soll für 2007 eine Dividende gezahlt werden", sagt Dietz im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Diese könne 30 bis 50 % des ausschüttungsfähigen Gewinns beanspruchen. Nach Plan bedeutet im Fall GFT: Konzernumsatz von mehr als 220 Mill. Euro und eine operative Marge von rund 5 %.
Rekorde im Halbjahr Mit Blick auf das erste Halbjahr muss den Aktionären um die Ausschüttung nicht bange sein. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich um 41 % auf das Rekordniveau von 113 Mill. Euro. Der Gewinn vor Steuern wuchs um 130 % auf den Spitzenwert von 5,3 Mill. Euro.
Dietz geht außerdem davon aus, dass die allgemeine und die Branchenkonjunktur IT-Dienstleistern wie GFT auch in den nächsten Monaten ebenso entgegenkommt wie die solide Auftragslage. Der Vorstandschef rechnet zudem damit, dass die im Halbjahr rechnerisch 38 % betragende Steuerquote noch deutlich gesenkt werden kann. "Wir werden in diesem Jahr auf etwa 30 % kommen." Gründe sind eine Steuerreform in Spanien, wo GFT im ersten Halbjahr gut 8 Mill. Euro umsetzte, sowie höhere Erträge in Deutschland, wo die Gesellschaft einen Verlustvortrag von rund 43 Mill. Euro nutzen kann.
Größte Sparte von GFT ist die Personalüberlassung ("Resourcing"), die angesichts des Fachkräftemangels in der IT-Branche kräftig zugelegt hat. Im Halbjahr erzielte das Geschäftsfeld einen Umsatz von gut 61 Mill. Euro nach 38 Mill. Euro in den ersten sechs Monaten 2006. Die erreichte Marge von 2,5 % stellt Dietz aber nicht zufrieden. "Im Resourcing streben wir in zwei bis drei Jahren 5 % vor Steuern an." Die Margen im Resourcing seien nicht mit denen im Service-Bereich vergleichbar, dafür sei das Risiko allerdings auch deutlich geringer, sagt Dietz. Auch in der Dienstleistungssparte, die im ersten Semester 2007 auf 49 (39) Mill. Umsatz kam, hält Dietz noch Renditeverbesserungen für möglich. "Im Service-Bereich sind wir mit annähernd 10 % Marge schon gut unterwegs, möglich wären 12 bis 13 %." Während es in den beiden großen Geschäftsfeldern für GFT im ersten Halbjahr rund lief, kam der Sektor Software nicht aus den roten Zahlen heraus. Bei einem Umsatz von rund 2,6 Mill. Euro fiel ein Verlust von 600 000 Euro an. "Die Software-Sparte ist unser kleinster, aber investitionsintensivster Bereich", sagt Dietz. Außerdem liefere das Geschäftsfeld Vorarbeiten und Produkte für weitere GFT-Aktivitäten.
"Schwarze Null" möglich Inzwischen hat sich insbesondere die Nachfrage nach einem E-Mail-Archivierungsprogramm von GFT deutlich verbessert, was Dietz mit zunehmenden Dokumentationspflichten bei Finanzdienstleistern, im Pharmabereich und bei Behörden begründet, die einen lückenlosen Nachweis ihres E-Mail-Verkehrs führen müssen. Insofern könne in der Sparte Software in diesem Jahr noch eine schwarze Null gelingen, so Dietz.
Optimistisch ist Dietz für 2008, schränkt aber ein, dass die Auswirkung der Krise an den Finanzmärkten noch nicht abschätzbar seien. "Für 2008 erwarte ich tendenziell ein erneut sehr positives Wachstum. "In den Bereichen Services und Resourcing planen wir ein Umsatzplus zwischen 10 und 15 %", sagt Dietz. Wachsen will GFT sowohl organisch als auch durch Zukäufe, selbst wenn trotz vieler Angebote und eingereichter Exposés so schnell keine Übernahme in Sicht ist. Mit Blick auf Akquisitionen sei GFT eher zurückhaltend. Die gewünschten Verkaufspreise erinnerten bereits wieder an die Zeit kurz vor dem Ende des Dotcom-Booms in den Jahren 2000 und 2001, sagt Dietz.
Wachsen will GFT in Deutschland, wo Dietz für sein Haus noch Nachholbedarf im öffentlich-rechtlichen Bankenbereich erkennt. In der Schweiz habe GFT "die kritische Größe noch nicht erreicht". Auch in Großbritannien und Frankreich sei eine Stärkung wünschenswert. So will die GFT in Frankreich 2008 einen Umsatz von 20 bis 35 Mill. Euro erzielen. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr kamen rund 6,8 Mill. Euro Erlöse aus dem Nachbarland.
Ohnehin wünscht sich Dietz einen höheren Umsatzanteil aus dem Ausland. Derzeit sind es 45 %, für das kommende Jahr werden 50 % angestrebt. "60 bis 70 % internationales Geschäft wären mir sehr recht, doch dafür müssen wir geografisch noch expandieren", sagt der Manager.
Im Auge hat Dietz dabei offensichtlich die USA. Dort wurde vor wenigen Monaten in New York ein Büro eröffnet. In der Hauptsache betrieben werden soll das US-Geschäft von Brasilien aus, das in der gleichen Zeitzone liegt. Rund um den Zuckerhut sind aktuell 80 bis 90 Personen beschäftigt, bis Ende des Jahres sollen es etwa 150 sein. Amerikanische Unternehmen hätten IT-Dienste sehr stark nach Indien ausgelagert, jetzt kehre sich dieser Trend um, und die US-Gesellschaften suchten verstärkt nach Nearshore-Partnern. Dafür biete Brasilien eine gute Ausgangslage.
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