Sowohl die Daten zum Neugeschäft als auch die vierteljährliche Kreditumfrage der EZB deuten auf einen Rückgang des Geschäfts in der Baufinanzierung hin. Zu dem Finanz-Szene-Artikel bzw. der BuBa-Statistik habe ich ein paar Anmerkungen.
Bei Statistiken muss ja immer genau(er) hinsehen, um zu erkennen, was die wirklich aussagen. Es geht um die der Bundesbank gemeldeten Zahlen der Banken. Diese erklären, dass sie im zweiten Quartal eine rückläufige Anzahl (Stückzahl!) von Anfragen privater Leute bzgl. neuer Immo-Finanzierungen hatten. Klar, der Lockdown betraf auch Banken.
Weiter unten in dem Artikel ist dann die Grafik mit dem Rückgang in Volumen, da sieht das kaum dramatisch aus.
Nun muss man mal überlegen, dass Hypoport im ersten Quartal 5% Marktanteil hinzugewonnen hat und nun bei neue Immofinanzierungen auf knapp 25% Marktanteil in Deutschland kommt. Die "klassische" Methode ist ja, dass jemand sich bei drei, vier Banken meldet und nach Konditionen fragt (also die oben erwähnten "Anfragen"). Bei den Banken/Sparkassen, die über die EUROPACE-Plattform von Hypoport vermitteln/abschließen, hat der Kunde nur Kontakt mit einer Bank - und die sieht dann die ganzen Angebote der anderen, die über den B2B-Markt anbieten und bietet dem Kunden dann drei oder vier Angebote an.
Statt vier Kontakten und vier Angeboten also ein Kontakt und vier Angebote! In der BuBa-Statistik aber drei Anfragen weniger!
Muss man sich darüber Sorgen machen? Ich glaube nicht. Der starke Marktanteilszuwachs von Hypoport fand im ersten Quartal statt und da war Corona ja mal gerade 5 Wochen "aktiv". Es ist daher zu erwarten, dass der Zuwachs beim Marktanteil im zweiten Quartal nochmals deutlich zulegen dürfte.
Weitere Anmerkung: die Statistik bezieht sich ausschließlich auf Anfragen nach "neue" Immofinanzierungen. Über die Hypoport-B2B-Plattformen werden aber auch immer mehr Anschluss- und Umfinanzierungen abgewickelt. Und die Leute, deren Finanzierungen jetzt auslaufen, die haben keine Wahl, ob sie die Immobilie vielleicht später kaufen. Die müssen jetzt finanzieren; ansonsten rutscht der Immobilienkredit in den Bereich "variabel" verzinst und das kann u.U. deutlich teurer werden.
Und noch was... vor ein, zwei Monaten hatten Immoprofis gemeint, die Nachfrage nach privaten Immobilien würde dramatisch einbrechen. Um dann nach einigen Wochen wieder zurückzurudern. Zwar gibt es wirklich weniger Nachfrage, aber nicht unbedingt weniger Verkäufe/Käufe. Es fragen nun nicht mehr 20 Leute nach einer Immobilien, sondern nur noch 10. Ein Einbruch in der Nachfrage wäre aber erst bei deutlich weniger Leuten und ggf. Preisnachlässen zu verzeichnen. Und Preisrückgänge zeigen sich wohl bei den Luxusimmobilien, aber im sonstigen Bereich nicht.
Insofern schaue ich lieber auf die Hypoport-Zahlen als auf eine Bundesbank-Statistik. Und das nicht nur, weil Hypoport rasant Marktanteile hinzugewinnt.
Beispiel: .: Gesamtmarkt 10 Milliarden, Hypoport-Anteil 20% = 2 Milliarden. .: Gesamtmarkt 9 Milliarden (-10%), Hypoport-Anteil 25% = 2,25 Milliarden (ein Plus von 12,5%)
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