Wer muss das Ganze natürlich wieder bezahlen - der deutsche Michel
Machen wir uns nichts vor, die Griechen wissen um ihre Chance und nehmen sie konsequent wahr. Sie besteht darin, dass sie ihre Schulden bis zum Sankt-Nimmerleinstag aufgeschoben bekommen. Denn dem Troika-Verbund fällt keine bessere Lösung ein, als griechische Reformen anzumahnen, ohne dass sie sich bis zur letzten Konsequenz wirklich durchsetzen lassen. Doch die Reformen bleiben gerade unter der neuen Regierung aus. Dazu nur dieses Beispiel: Die Wirtschaftsleistung des Landes ist 2014 zum ersten Mal seit Krisenausbruch gewachsen, und die Prognosen für 2015 haben zunächst richtig gut ausgesehen. Damit ist jetzt Schluss, die Vorzeichen sind allesamt negativ.
Man muss sich vor diesem Hintergrund klar machen, dass die griechische Krise mittlerweile in ihr sechstes Jahr geht. Vor über fünf Jahren hatte Griechenland die ersten Hilfskredite unter Auflagen erhalten. Spanien, Portugal, Zypern und Irland folgten Schlag auf Schlag. Alle fünf Länder hielten sich zunächst an die Auflagen. Aber die stießen den Griechen offenbar irgendwann derart sauer auf, dass ihre Schulden inzwischen über 170 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmachen. Unter diesen Umständen ist eine Entschuldung unmöglich. Der Schuldenschnitt privater Gläubiger vor drei Jahren hat kaum etwas gebracht, sondern diese Unmöglichkeit nur bestätigt.
Und nun? Auf eine einfache Formel gebracht: Deutschland soll zahlen. Das ist in diesen Tagen besonders Finanzminister Wolfgang Schäuble anzumerken, dessen Miene sich während der vielen Interviews, die er in letzter Zeit geben muss, noch mehr verfinstert als sonst. Warum und wie Deutschland zahlen soll, ergibt sich aus einem aktuellen Papier des Troika-Mitglieds IWF: "Länder mit finanziellem Spielraum, insbesondere Deutschland, können mehr tun, um das Wachstum anzuregen, und zwar vorrangig durch dringend benötigte öffentliche Investitionen."
Nanu, soll die ohnehin schon flotte deutsche Konjunktur zusätzlich angeregt werden? Dann haben die anderen Euroländer wohl kaum etwas davon. Oder sind die Investitionen so zu verstehen, dass Frankreich, Italien, Spanien und die übrigen Euroländer Vorteile daraus ziehen? In diesem Fall könnten wir ja gleich einen gemeinsamen Topf bilden, genannt Vergemeinschaftung der Fiskalpolitik. Wenn es in den kommenden Tagen und Wochen wieder um die Rettung Griechenlands gehen wird, dürfte der IWF jedenfalls in den Fokus der Öffentlichkeit geraten - und folglich auch seine Forderung, Deutschland möge doch bitteschön stärker für den Rest der Eurozone einspringen.
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Womit wir auch wieder bei den griechischen Politikern wären, die offenkundig nichts Besseres im Sinn haben, als auf einen Crash zuzurasen - im Bewusstsein, dass ihrem Land schon irgendwie geholfen und dass insbesondere Deutschland zu ihrem Zahlmeister wird. Von daher gesehen würde es an ein Wunder grenzen, wenn die von Weidmann aufgestellten Forderungen erfüllt werden könnten.
Warum Deutschland zum Zahlmeister für Griechenland wird . Sind Sie das Thema Griechenland nicht auch schon längst leid? Und dennoch, es wird uns alle noch mehr beschäftigen, als uns lieb sein kann. Dazu fällt mir eine Metapher ein, die vor Monaten bei eine...
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