Hier finden Sie alle aktuellen Nachrichten zu verschiedenen Themen zeitlich sortiert. News - 27.11.04 10:51 Börsenausblick: Den Dollar fängt so schnell niemand auf Die Dollarschwäche wird die Bond- und Devisenmärkte weiter beherrschen. Strategen rechnen damit, dass sich der Fall des Dollar in dieser Woche fortsetzen wird.
Selbst die Aktienmärkte werden aus Mangel an wichtigen Unternehmensdaten ihre Aufmerksamkeit auf die Entwicklung bei den Währungen richten. Mit Interventionen der Notenbanken rechnen Strategen und Volkswirte zwar noch nicht. "Es hängt allerdings von der Geschwindigkeit ab", sagte Marvin Barth, Ökonom für globale Währungen bei der Citigroup. "Sollte der Euro etwa mehrere Tage lang täglich einen Cent aufwerten, dann könnte der Zeitpunkt einer Intervention schnell näher rücken", sagte Barth. Der Europäischen Zentralbank (EZB) gehe es weniger darum, das Niveau des Euro-Kurses zu stabilisieren, als vielmehr darum, die Geschwindigkeit der Aufwertung zu kontrollieren.
Außerdem zähle für die EZB nicht nur der Kurs gegenüber dem Dollar. "Der Euro-Dollar-Kurs wird in seiner Bedeutung überschätzt", sagte Carsten Fritsch von der Commerzbank. "Wichtig seien auch andere Währungen. Die EZB schaut deshalb auch sehr stark auf den handelsgewichteten Wechselkurs."
Rückschlagsgefahr nimmt zu
Solange die Notenbanken nicht zum Eingreifen provoziert werden, ist ein Ende des Dollar-Rutsches nicht abzusehen. Zu groß ist der Finanzierungsbedarf des amerikanischen Außendefizits. Jede kleine Nachricht dazu kann inzwischen größere Kursausschläge nach sich ziehen.
Je heftiger der Euro-Anstieg, desto stärker allerdings die Rückschlaggefahr. "Das Risiko einer Korrektur hat deutlich zugenommen", sagte Fritsch - etwa, wenn die EZB verbal intervenieren sollte. Gelegenheit dazu hätte sie: Am Montag spricht EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in der Österreichischen Zentralbank, und am Donnerstag präsentiert die EZB ihren Zinsentscheid und ihre Wachstums- und Inflationsprognosen.
So dürfte zu Wochenbeginn auch die Meldung vom Freitag nachhallen, wonach die Chinesische Zentralbank ihre Treasury-Bestände abgebaut habe, um die Währungsverluste aus dem fallenden Dollar klein zu halten. Wenig später wurde die Meldung zwar dementiert, doch der Euro war kurzzeitig auf 1,3329 $ geschossen. Am Freitagabend notierte er bei 1,3284 $. Allein dass über die Möglichkeit einer Umschichtung der Devisenreserven diskutiert werde, stütze den Euro und die europäischen Rentenmärkte, sagte Andy Cossor, Anleiheanalyst der DZ-Bank.
Noch vor der EZB wird auf den Märkten mit dem Auftreten des japanische Finanzministeriums am Devisenmarkt gerechnet. In jedem Fall dürften die Japaner das Niveau von 100 Yen zu halten versuchen. "Möglicherweise werden sie aber schon bei 101,30 Yen intervenieren, dem Niveau, die das Hoch von 1999 markiert", sagte Marvin Barth. Doch die Japaner sind gebrannte Kinder, im Kampf gegen die langjährige Deflation haben sie in den vergangenen zwei Jahren 450 Mrd. $ gekauft. Geholfen hat es langfristig wenig, inzwischen liegt der Yen gegen den Dollar wieder auf dem höchsten Stand seit über vier Jahren. Am Freitag notierte er bei 102,60.
Während die Devisenmärkte seit einiger Zeit alle guten Konjunkturmeldungen ignorieren, ist für die Anleihemärkte diese Woche einiges dabei: Die OECD wird am Montag ihren neuen Weltwirtschaftsausblick präsentieren, in dem sie möglicherweise ihre Wachstumsprognosen nach unten revidieren wird. Am Mittwoch geben der ISM-Einkaufsmanagerindex und das Beige Book der US-Notenbank Fed Auskunft über den Stand der US-Konjunktur.
In der Euro-Zone stehen am Mittwoch die Einkaufsmanager-Indizes im Mittelpunkt, die sich im November abgeschwächt haben dürften. Am meisten Beachtung aber dürften die US-Arbeitsmarktdaten finden, die am Freitag kommen. Einige Analysten rechnen mit einem starken Beschäftigungsanstieg. Sollten die überraschend gut ausfallen, würden die Bondmärkte beiderseits des Atlantiks verlieren. "Aus fundamentaler Sicht sollten die Renditen in den USA deutlich ansteigen", sagte Kornelius Purps von der HypoVereinsbank. Sollten OECD und EZB jedoch ihre Wachstumserwartungen für die Euro-Zone im Jahr 2005 zurücknehmen, könnte das den Bundmarkt stützen.
Aktien sind weltweit robust
Für die Aktienmärkte zeigen sich die meisten Strategen durchaus optimistisch und sehen Chancen für eine Fortsetzung des Kursanstiegs. Fast alle führen als Grund hierfür die robuste Verfassung der Aktien in der vergangenen Woche trotz des Rekordhochs beim Euro, schlechter Konjunkturdaten und des wieder steigenden Ölpreises an.
Der S&P-500-Index beendete die Woche mit einem Plus von 1,1 Prozent, der Nasdaq Composite legte per saldo 1,5 Prozent zu. Der Stoxx 50 fiel um 0,4 Prozent und der Dax stieg um 0,5 Prozent.
Diese Woche wird sich die Aufmerksamkeit der Anleger mangels Unternehmensdaten auf die Auswirkungen der anhaltenden Dollar-Schwäche, die EZB-Sitzung und die US-Arbeitsmarktdaten konzentrieren. Größere Veränderungen in der Portfolio-Ausrichtung seien aber erst nach den US-Daten zu erwarten, schreiben die Strategen der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP).
Sie räumen zugleich mit der Vermutung auf, dass der starke Euro den Dax nachhaltig belastet. Vielmehr gingen die Kursverluste des Dollar in den vergangenen zwölf Monaten mit einem fast parallel steigenden deutschen Aktienindex einher. Anders sieht dies bei einigen besonders Dollar-abhängigen Branchen wie dem Automobilsektor aus. Nach Ansicht der LRP-Experten könnte der niedrige Dollarkurs sogar eine Chance für die deutschen Aktien sein, wenn sich internationalen Investoren angesichts der fundamental niedrigen Bewertung am hiesigen Markt engagieren. Sie halten die Chancen für nicht schlecht, dass der Dax einen neuen Anlauf macht, die Marke von 4200 Punkten zu überspringen.
"Es fließt wieder mehr Geld in den Aktienmarkt," sagt Joe Quinlan von Bank of America Capital Management. "Es wird eine kleine Rally bis zum Jahresende geben - aber nicht darüber hinaus."
Bei den Unternehmensdaten kommt in den USA der Aktualisierung der Geschäftseinschätzung zur Quartalsmitte von Intel am Donnerstag große Bedeutung zu. In Deutschland berichtet ThyssenKrupp am Mittwoch als letzte der Dax-Firmen. Analysten erwarten angesichts des Stahlpreisbooms eine kräftige Gewinnsteigerung.
Die Experten der DZ Bank ziehen ein positives Fazit der Quartalssaison: knapp die Hälfte der Dax-Firmen habe die Prognosen übertroffen und nur sieben die Erwartungen nicht erfüllt. Die aggregierten operativen Gewinne im Dax hätten um 3,7 Prozent über den Konsensschätzungen gelegen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12 seien europäische Blue Chips nach wie vor günstig bewertet.
Quelle: Financial Times Deutschland
Gruss Nostra2
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