Die HELKON MEDIA AG hat am 2. August 2002 beim zuständigen Amtsgericht in München Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Als Insolvenzgrund wurde Zahlungsunfähigkeit angegeben. Wie das Unternehmen mitteilte, habe der erfolgreich begonnene Prozess der Restrukturierung in dem stark veränderten Marktumfeld ohne eine breitere Finanzbasis nicht abgeschlossen werden können. Der erforderliche zusätzliche Finanzbedarf habe trotz intensiver Verhandlungen mit potenziellen Partnern und Investoren nicht schergestellt werden können, heißt es. Ziel sei es nun, eine Lösung zum Erhalt von Arbeitsplätzen und Kundenbeziehungen zu finden. Am 1. Oktober 2002 wurde schließlich das Insolvenzverfahren eröffnet und Rechtsanwalt Axel W. Bierbach zum Insolvenzverwalter bestellt. Die Unternehmensgruppe ist in der Film- und Medienbranche tätig. Dieses Geschäft ist seit dem Börsengang immer weiter internationalisiert worden. Mittlerweile wickelt das Unternehmen mehr als die Hälfte seiner Aktivitäten im Ausland ab. Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit ist dabei das Produkt Film, und zwar insbesondere die Auswertung von Filmrechten. Aus diesem umsatzstärksten und traditionell bedeutendsten Geschäftsbereich heraus haben sich die Sparten nationale Filmproduktion sowie national und internationaler Distribution (Filmverleih) entwickelt. Durch das Zusammenspiel der einzelnen Unternehmensbereiche deckt HELKON die gesamte Wertschöpfungskette des Produkts Film von seiner Entstehung bis zu seiner Nutzung durch den Endverbraucher ab. Geschäftsstrategie von HELKON ist es, im Lizenzgeschäft für den deutschsprachigen Raum eine prominente Marktstellung aufzubauen. Bei Filmproduktion und -verleih geht das Unternehmen überall dort Kooperationen ein, wo ein eigenständiger Marktauftritt wirtschaftlich nicht sinnvoll ist. Dies bietet sich auf dem Gebiet der Filmproduktion bei internationalen Produktionen an, in deren Rahmen es aus Kosten- und Risikoerwägungen sinnvoll ist, sich auf die Rolle des Koproduzenten, der die Verwertungsrechte für den deutschsprachigen Raum hat und an den internationalen Verwertungserlösen partizipiert, zu beschränken. Im Filmverleih gilt dies im Hinblick auf den Verleih der großen internationalen Kinofilme, bei denen die Kooperation mit großen internationalen Verleihfirmen gesucht wird. Aufgrund der Struktur ihrer Geschäftstätigkeit bewegt sich HELKON in verschiedenen Teilsegmenten des Film- und Medienmarktes. Auf der Beschaffungsseite befindet sich die Gruppe sowohl im Rahmen ihrer Produktionstätigkeit als auch im Rahmen des Rechteeinkaufs im Wettbewerb mit deutschen sowie internationalen Filmproduzenten und konkurrierenden Filmlizenzunternehmen. Auf der Absatzseite steht HELKON insbesondere in Geschäftsverbindungen mit deutschen Fernsehsendern, Kinotheatern und Videovertriebsunternehmen. Auch hier steht HELKON im Wettbewerb mit anderen Filmlizenzunternehmen sowie anderen Filmproduzenten. Das Filmlizenzgeschäft ist traditionell der wichtigste Unternehmensbereich der HELKON-Gruppe. Hier wird der mit Abstand größte Teil der Umsätze erwirtschaftet. Die in dieser Sparte tätige Tochtergesellschaft HELKON MEDIA AG konzentriert ihre Aktivitäten nahezu ausschließlich auf den Ankauf und die Lizensierung von Auswertungsrechten an Spielfilmen. Seit Gründung hat HELKON eine Filmbibliothek von insgesamt mehr als 600 Titel (per Ende September 2001) aufgebaut, die unterschiedlichen Genres zugeordnet werden können. Der bilanzielle Wertansatz der Filmrechte einschließlich geleisteter Anzahlungen wird per Ende Juni 2001 auf 179,4 Mill. Euro beziffert. Im Geschäftsjahr 2000/2001 wurde die internationale Distribution bei gleichzeitiger Straffung der nationalen Produktions- und Distributionsaktivitäten ausgebaut. In diesem Zusammenhang wurde zum einen die britische Quantum Entertainment Ltd. übernommen. Zum anderen habe Helkon mit Rollerball (Budget 85 Mill. US-Dollar, Platzierung durch MGM Metro Goldwyn Mayer in Frühjahr 2002), einem Remake des 70er Jahre Klassikers, ihre Kompetenz bei der Finanzierung und internationalen Vermarktung unter Beweis gestellt, so heißt es. Darüber hinaus seien die Engagements der US-Tochter Newmarket Capital Group in der Berichtszeit 2000/01 bei "Mexican" und "Memento" erfolgreich verlaufen. Zum Bestand der HELKON MEDIA AG gehören zahlreiche prominente Titel wie der Film "Rules of Engagement" mit Tommy Lee Jones, Samuel L. Jackson und Guy Pierce, "Ace in the Hole" mit Bruce Willis, "The Body" mit Antonio Banderas, "The House on Haunted Hill" mit Geoffrey Rush, Famke Janssen und Ali Larter, "Letters From a Killer" mit Patrick Swayze, Gia Carrides, Kim Meyers und Mark Rolston sowie "A Murder of Crows" mit Tom Berenger, Cuba Gooding Jr., Eric Stoitz und Marianne Jean-Baptiste. Die Bibliothek schließt auch Filmklassiker ein wie den Film "The Mission" mit Robert De Niro, Jeremy Irons, Liam Neeson und Aidan Quinn, die international preisgekrönte Produktion "Farinelli" mit Stefano Dionisi, den Klassiker "Außer Atem" mit Jean-Paul Belmondo und Brigitte Bardot sowie eine Auswahl von Louis de Funes-Filmen. Zum Filmbestand gehören daneben 50 Folgen der Naturfilmdokumentation "Geheimnisse des Meeres" von Jacques-Yves Cousteau. HELKON verfügt darüber hinaus über lange Erfahrung auf dem Gebiet der Film- und Fernsehproduktion. Innerhalb der Gruppe ist die Tochtergesellschaft Sonne, Mond & Sterne Film & Fernsehproduktionsgesellschaft mbH & Co. KG für den Bereich Fernsehproduktion (Fernsehfilme und Fernsehserien) und die Tochterfirma HELKON MEDIA Filmproduktion GmbH für die Produktion von Kinofilmen verantwortlich. Im Bereich Filmverleih war die HELKON-Gruppe bis 1999 unter dem Label NIL FILM im deutschen Kinoverleihmarkt vertreten. Der Geschäftsbereich Filmverleih wird durch die HELKON Filmverleih GmbH betreut, die im April 1993 unter der Firma NIL FILM GmbH gegründet worden war. Im Geschäftsjahr 2000/2001 hat HELKON MEDIA ihren konsolidierten Umsatz auf 130,3 (i.V. 76,1) Mill. Euro gesteigert. Dabei verschlechterte sich das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit auf minus 16,1 (plus 7,3) Mill. Euro. Unter dem Strich wurde ein Jahresfehlbetrag von 13,7 (Überschuss 3,7) Mill. Euro ausgewiesen. Diese deutlich unter den Planungen liegenden Ergebnisse werden insbesondere auf die Nicht-Realisierung der Umsätze durch den Partner Buena Vista International im Free- und Pay-TV-Bereich zurückgeführt. Buena Vista sei nicht in der Lage gewesen, die Helkon- Pay- und Free-TV-Rechte bei seinen Output-Partnern RTL Group und KirchGruppe zu platzieren. In der Folge sei der Output-Deal mit Buena Vista aus wichtigem Grund gekündigt worden. Ein Teil der betroffenen Filmrechte seien sodann zusammen mit Library-Produkten direkt an RTL 2 und die ARD verkauft worden, heißt es. Neben diesem Sondereffekt habe sich nach Angaben der Gesellschaft die Periodenverschiebung der Umsatzrealisierung aus der internationalen Verwertung des Films Rollerball und die US-Video-Verwertung des Films Memento negativ niedergeschlagen. Eine außerplanmäßige Ergebnisbelastung habe sich darüber hinaus durch die unerwartete Wertberichtigung auf Forderungen gegen ein asiatisches Unternehmen infolge des Insolvenzantrages des US-Produzenten Joe Singer und die Wertberichtigung auf die 10-%-Beteiligung an der insolvent gewordenen musicpl@y GmbH ergeben. Zu berücksichtigen ist, dass HELKON MEDIA wieder eine hohe Abschreibung auf Film- und Lizenzvermögen vorgenommen hat; im Berichtsjahr 2000/2001 waren es 59,3 (i.V. 39,8) Mill. Euro - davon 4,1 (3,5) Mill. Euro außerplanmäßig - gewesen, die sich voll im Ergebnis niederschlagen. Die liquiden Mittel haben sich denn auch im Vergleich zum Jahresfehlbetrag nur unterproportional auf 8,5 (13,2) Mill. Euro verringert. Die trotzdem entstandene Liquiditätsunterdeckung habe im Rahmen einer Vereinbarung mit der Vereins- und Westbank AG und der Stadtsparkasse Köln im November 2001 geschlossen werden können, so der Vorstand Ende November 2001. Die HELKON MEDIA AG wurde am 21. Oktober 1991 unter der Firma HELKON MEDIA Filmproduktion GmbH mit einem Stammkapital von 50.000 DM gegründet. Aufgrund eines Gesellschafterbeschlusses vom 9. August 1994 firmierte die Gesellschaft in HELKON MEDIA Filmvertrieb GmbH um. Nach mehreren Kapitalerhöhungen wurde das Stammkapital durch Gesellschafterbeschluß vom 28. Juli 1999 auf 699.959 Euro umgestellt und anschließend zur Glättung auf 700.100 erhöht. Ferner wurde die formwechselnde Umwandlung der HELKON MEDIA Filmvertrieb GmbH in die HELKON MEDIA AG beschlossen. Die ao. HV vom 9. September 1999 faßte den Beschluß, das Grundkapital aus Gesellschaftsmitteln um 7,351 Mill. auf 8,051 Mill. Euro anzuheben. In einer weiteren ao. HV am 27. September 1999 wurde eine Kapitalerhöhung um 2,0 Mill. auf 10,051 Mill. Euro in die Wege geleitet. Diese 2,0 Mill. Aktien wurden zusammen mit weiteren 2,170 Mill. Aktien aus dem Besitz der Altaktionäre (inkl. 500.000 Aktien per Greenshoe) in der Zeit vom 29. September bis 5. Oktober 1999 einer breiten Öffentlichkeit zur Zeichnung angeboten. Die Bookbuilding-Spanne lautete auf 18 bis 21 Euro. Als Emissionspreis wurden 19,50 Euro errechnet. Der erste Kurs am Neuen Markt wurde am 7. Oktober 1999 mit 20,80 Euro festgestellt. Durch den Börsengang flossen der Gesellschaft frische Mittel von brutto rund 76 Mill. DM zu. (c) AfU Agentur für Unternehmensnachrichten GmbH Quelle: IS Innovative Software AG
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