News - 04.12.07 15:39 ROUNDUP 2: ThyssenKrupp nach Rekordjahr vorsichtig optimistisch für Zukunft
(Neu: Aussagen aus Pressekonferenz, Details, Aktienkurs)
ESSEN (dpa-AFX) - Der Industriekonzern ThyssenKrupp blickt nach dem besten Ergebnis seit der Fusion vor acht Jahren vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Zwar sieht sich der größte deutsche Stahlkocher bis zum Ende des Jahrzehnts und darüber hinaus auch wegen der anhaltenden Nachfrage aus Ländern wie China weiter auf seinem angepeilten Wachstumskurs. Im laufenden Jahr dürfte sich der Gewinn aber gegenüber dem Rekordwert aus dem Vorjahr etwas abschwächen. '2006/2007 war schon ein außergewöhnliches Stahljahr', betonte Vorstandschef Ekkehard Schulz am Dienstag in Essen. Mittel- und langfristig zeigte sich der ThyssenKrupp-Chef zuversichtlich für die Branche und bekräftigte die Ziele für seinen Konzern. 'Stahl ist der zentrale industrielle Werkstoff und wird sich weiter positiv entwickeln.'
Im abgelaufenen Geschäftsjahr verdiente ThyssenKrupp dank der hohen Stahlnachfrage und steigender Preise unter dem Strich 2,2 Milliarden Euro und damit knapp 29 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Aktionäre sollen an dem Rekordgewinn mit einer höheren Dividende von 1,30 (1,00) Euro beteiligt werden. Der Umsatz des größten deutschen Stahlkochers verbesserte sich um zehn Prozent auf 51,7 Milliarden Euro. Vor Steuern landete der Gewinn bei 3,3 Milliarden Euro und damit knapp 27 Prozent höher als 2005/2006. Auf den Gewinn drückte unter anderem eine Kartellstrafe im Aufzuggeschäft - ohne Sonderbelastungen wie diese erreichte der Vorsteuergewinn sogar knapp 3,8 Milliarden Euro und damit mehr als vom Konzern zuletzt in Aussicht gestellt.
VORSICHTIGER AUSBLICK
Im laufenden Jahr soll der Umsatz weiter auf rund 53 Milliarden Euro wachsen. Den Vorsteuergewinn vor Sondereffekten sieht ThyssenKrupp derzeit aber nur bei 'über drei Milliarden Euro'. Zwar rechne er mit weiteren Stahlpreiserhöhungen bei den laufenden Verhandlungen etwa mit der Autoindustrie, die größte Unsicherheit für das Geschäft seien aber die künftigen Rohstoffkosten. 'Die Erzpreisverhandlungen haben noch nicht begonnen.' Die Branche fürchtet hier kräftige Erhöhungen - Salzgitter-Chef Wolfgang Leese hatte zuletzt von 'schaurigen Indikationen' gesprochen.
Einen Unsicherheitsfaktor sieht ThyssenKrupp zudem in der künftigen Entwicklung der Drittlandsimporte in die EU. 'Sollten die Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Exportkontrolle greifen, könnte hier eine gewisse Entspannung eintreten', hieß es im Geschäftsbericht. Die europäischen Stahlkocher hatten Ende Oktober bei der EU Antidumping-Klagen gegen Länder wie China eingereicht, die den europäischen Markt zunehmend mit Billig-Importen überschwemmen. Noch in diesem Jahr will die Kommission über ein mögliches Verfahren entscheiden.
NORMALISIERUNG BEI EDELSTAHL
ThyssenKrupp rechnet im kommenden Jahr aber vor allem mit einer Abschwächung im Edelstahlgeschäft. Nach einem mehr als 80-prozentigen Sprung des Vorsteuergewinns in dieser Sparte auf 777 Millionen Euro im vergangenen Jahr dürfte sich der Wert laut Schulz 2007/2008 wieder auf einem 'normalisierten' Niveau einpendeln und damit mindestens 300 Millionen Euro niedriger liegen. Zwar könne die Sparte Technologies dies zu einem kleinen Teil auffangen, die anderen Bereiche dürften aber eher auf Vorjahresniveau liegen. An einmaligen Belastungen stehen beim Stahl weitere Anlaufkosten in Höhe von 200 Millionen Euro für die neuen Werke in Brasilien und den USA an - im vergangenen Jahr waren es bereits 40 Millionen Euro.
Die ThyssenKrupp-Aktie sackte angesichts des bevorstehenden Gewinnrückgangs kräftig ins Minus. Zeitweise verlor sie mehr als sechs Prozent und notierte zuletzt noch 5,45 Prozent im Minus bei 37,83 Euro. UniCredit-Analyst Christian Obst etwa rechnet nicht damit, dass der Stahlkocher im laufenden Jahr an die Gewinne des Vorjahres herankommt: Er geht von einem Vorsteuergewinn von 2,8 Milliarden Euro aus.
OPTIMISTISCH IN DIE ZUKUNFT - ZIELE BESTÄTIGT
Für die weitere Zukunft setzt ThyssenKrupp-Chef Schulz auf eine Fortsetzung des seit Jahren anhaltenden Branchen-Booms und treibt auf dem Weg zu seinen mittel- und langfristigen Wachstumszielen die Milliarden-Investitionen voran. Von dem angekündigten Investitionsprogramm mit einem Volumen von bis zu 20 Milliarden Euro seien bereits über fünf Milliarden Euro abgearbeitet, sagte Schulz. Anders als Konkurrenten wie Branchenprimus ArcelorMittal setzt ThyssenKrupp im Stahl- und Edelstahlbereich eher auf organisches Wachstum und will hierfür bis zu elf Milliarden Euro ausgeben. In den anderen Sparten zieht der Konzern auch Zukäufe in Betracht.
Bis 2010 will der Konzern mit dieser Strategie den Gewinn auf 60 Milliarden Euro hochtreiben, der Vorsteuergewinn soll ein Niveau von vier Milliarden Euro erreichen. Ab 2012 soll der Umsatz bei 65 Milliarden Euro liegen, der Vorsteuergewinn soll gleichzeitig auf 4,5 bis 5 Milliarden Euro wachsen./sb/fj
Quelle: dpa-AFX
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