Viel später als geplant aber gerade noch rechtzeitig, möchte ich mein Depot für den Wettbewerb übermitteln.
Veolia Environnement – Paris - PVIE.PSE Muehlhan – Xetra - M4N.ETR adidas – Xetra - ADS.DE – WKN GfK – Xetra - GFK.ETR – WKN 587530 Höft & Wessel – Xetra - HWS.ETR
Alle Titel sind gleichgewichtet mit 20%. Folgendes habe ich mir bei der Titelauswahl gedacht.
Veolia Environnement: Wie bereits in #79 erwähnt, bin ich unter Langfristaspekten sehr optimistisch für Aktien aus dem Sektor Infrastruktur. Veolia Environnement ist dort in den Geschäftsfeldern Wasserversorgung (weltweit Nr. 1), Abwasseraufbereitung, Abfallentsorgung, Energie und Verkehr (u.a. größter privater DB-Wettbewerber in Deutschland) tätig, also sehr breit aufgestellt. Letzteres gilt auch unter geographischen Aspekten. Schaut man sich die News an, dann scheint es Veolia 2007 gelungen zu sein, sich in China als feste Größe in der Trinkwasserversorgung etabliert zu haben. Ich gehe davon aus, dass China als Folge des starken Wirtschaftswachstums vor erheblichen Umweltproblemen stehen wird (ähnlich wie in Deutschland in den 70er Jahren, als sich in Folge des Wirtschaftswunders Schaumberge auf den Flüssen bildeten und sich langsam die Erkenntnis durchsetzte, dass die ungeordnete Abfallablagerung zu erheblichen Boden- und Grundwasserbelastungen führen würde). Da Veolia hier in den Bereichen Abwasser und Abfall entsprechende Lösungen anbieten kann, dürfte Aufträge auch in diesen Bereichen zukünftig zu erwarten sein.
Da ich für 2008 eher unruhige Börsenzeiten erwarte, gehe ich davon aus, dass Aktien mit stabilem Cashflow wie Veolia relative Stärke beweisen werden. Ähnliches erwarte ich auch für den französischen Aktienmarkt, der gegenüber DAX und EUROSTOXX Nachholpotenzial aufweist. Darüber hinaus scheint Monsieur Sarkozy, wenn er sich nicht gerade wieder einmal im Urlaub befindet, die Absicht zu haben, ungeachtet erheblicher gesellschaftlicher Widerstände tiefgreifende sozialpolitische Reformen durchzusetzen. Da Investoren diese Entwicklung wohlwollend betrachten dürften, könnte dies für Aufwind am französischen Aktienmarkt sorgen. Als CAC40-Mitglied könnten daher für Veolia auch von dieser Seite positive Impulse für den Aktienkurs kommen.
Und nicht zuletzt ist auch die Charttechnik dieser Aktie recht dankbar. Man muss den Kursverlauf seit 2003 nicht mühsam nach signifikanten Chartformationen absuchen und sich dann den Kopf über die zukünftige Kursentwicklung zerbrechen, sondern benötigt lediglich einen Bleistift und ein Lineal um zu ermitteln, dass der Veolia-Kurs am 31.12.2008 die y-Achse bei exakt 85 € schneiden wird, was ein Plus von 35 % gegenüber dem aktuellen Kurs bedeutet.
Muehlhan: Den Infrastrukturaktien im weiteren Sinne ist auch Muehlhan zuzurechnen. Das Hamburger Unternehmen rüstet weltweit Schiffe, Öl- und Gasplattformen, Industrieanlagen und zukünftig in verstärktem Umfang auch Windkraftanlagen mit Korrosionsschutz aus. Muehlhan ist außerhalb von Europa mit eigenen Tochtergesellschaften im Nahen Osten, Asien und den USA präsent. Ein befreundeter Bauingenieur erzählte kürzlich nach seiner Rückkehr von einem USA-Urlaub, dass er dort nicht nur eindrucksvolle Nationalparks sondern auch zahlreiche Brücken mit mangelhaftem Korrosionsschutz gesehen habe. Es gibt dort also viel zu tun für Muehlhan! Zukünftige USA-Projekte, wie der im Nov. 07 gewonnene 13 Mio. €-Auftrag für ein Brückenbauprojekt in Kalifornien, sollten allerdings besser laufen als das bisherige USA-Prestige-Projekt „Golden Gate Bridge“. Bei deren Sanierung hatte Muehlhan offenbar mit erheblichen zeitlichen und technischen Problemen zu kämpfen, die das Ergebnis erheblich belasteten. Als Konsequenz daraus hat Muehlhan die Geschäftsführung der US-Tochter neu besetzt. Ich hoffe, dass das neue Management seine Sache besser macht.
Positiv dagegen sieht die Charttechnik aus. Nachdem der Kurs nach einer Gewinnwarnung im Feb. 07 um ca. 70 % abgestürzt ist, hat sich die Aktie seit Sept. aber im Bereich um 3 € stabilisiert. Jüngst deutet sich sogar eine zaghafte Aufwärtsbewegung an, die die Aktie mittlerweile über die 100-Tage-Linie gehievt hat.
Risikofaktor bei Muehlhan ist die Schwäche des US-Dollars, die das 2007-Ergebnis erheblich belasten wird.
Adidas: Ein Gewinner der Dollarschwäche ist dagegen Adidas, da der größte Teil der Kosten für Einkauf und Produktion im Dollarraum anfällt. Darüber hinaus steht mit EURO 2008 und den Olympischen Spielen ein „Supersportjahr“ vor der Tür. Vor diesem Hintergrund prognostiziert Adidas für 2008 u.a. Rekordumsätze in der Fußball-Sparte. Die Olympischen Spiele will Adidas mit entsprechenden Werbemaßnahmen dazu nutzen, um Marktführer zu werden.
Ich hoffe, dass sich das Management mit Übernahmen 2008 zurückhalten wird. Denn mit dem Kauf von Reebock und Salomon hat es diesbezüglich in der Vergangenheit kein sehr glückliches Händchen gehabt.
Den Kursverlauf positiv beeinflussen könnte auch die Übernahmefantasie, die in letzter Zeit immer mal wieder aufflammt.
GfK: Dieser Titel stammt aus meiner Watchlist „Fallen Angels“. Nachdem das weltweit fünftgrößte Marktforschungsunternehmen im August 2007 für das 2. Q. ein Ergebnis unter den Erwartungen meldete, stürzte der GfK-Kurs von knapp 40 € bis auf 25 € ab. Seit November hat sich der Kurs in der Region 27-28 € stabilisiert, ein Bereich, in dem es in den letzten 3 Jahren schon mehrmals zu einer kurz- bis mittelfristigen positiven Trendumkehr gekommen ist. Allerdings ist der Kurs gestern und heute wieder unter die 27 €-Marke abgetaucht (was sich natürlich günstig auf meinen Einstiegskurs im Depotwettbewerb auswirkt).
Aber nicht nur charttechnisch macht GfK eine gute Figur, sondern auch ein anderer Aspekt macht die Aktie in meinen Augen für 2008 interessant. Damit meine ich die recht eindrucksvolle Liste der Übernahmen, die GfK in den letzten Jahren getätigt hat. Demnach wurden in 2006/07 u.a. Firmen in NL, F, CH, GR, Mexiko, Argentinien, China, Indien, Lettland, Israel übernommen. Als Folge dieser Akquisitionen ist GfK nun z.B. in Osteuropa flächendeckend mit eigenen Tochtergesellschaften vertreten. Und nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden in einem Handelsblatt-Interview vom Nov. 2007 sollen die Zukäufe fortgesetzt werden.
Wenn Unternehmen so massiv auf Einkaufstour gehen, bekomme ich in der Regel eher Bauch- bzw. Kopfschmerzen. Ich muss dann unweigerlich an die zahlreichen Beispiele denken, in denen anstelle der angekündigten Synergien im darauf folgenden Geschäftsjahr von „unerwartet hohen Integrationskosten“ o.ä. berichtet wurde. Allerdings geht es im vorliegenden Fall zumindest bei der Expansion nach Osteuropa, Asien und Südamerika offenbar weniger um das Realisieren von Einsparpotenzialen sondern darum, in diesen Märkten, in denen der Verbrauchsgüter- und Medienkonsum (und als Folge dessen auch der Werbemarkt) stark wächst, präsent zu sein. Marktforschungsinstrumente, die in den Europa oder den USA zur Anwendung kommen, können sicherlich nicht 1:1 z.B. auf Indien oder China übertragen werden, sondern müssen unter Berücksichtung der entsprechenden kulturellen Unterschiede angepasst werden. Diese Aufgabe ist sicherlich effizienter zu bewältigen, wenn dabei auf das Know-How von Unternehmen zurückgegriffen werden kann, die in diesen Märkten schon länger aktiv sind, als eigene Tochtergesellschaften von Grund auf neu aufzubauen. Ich hoffe, dass diese Expansionsstrategie aufgeht und 2008 für einen positiven Newsflow sorgen wird.
Hoeft & Wessel: Auf H&W fiel die Wahl, weil das Unternehmen in drei aus meiner Sicht aussichtsreichen Geschäftsfeldern tätig ist (mobile Datenerfassungsgeräte, Ticketautomaten, Parkscheinsysteme) und eine Turnaround-Story besitzt. Referenzkunden in den beiden erstgenannten Geschäftsfeldern sind BlueChips wie u.a. Metro, Aldi, Rewe, Karstadt, Lufthansa, TollCollect und die Deutsche Bahn, von der H&W 2007 den größten Auftrag der Firmengeschichte erhalten hat. Der Auftragsbestand Ende Q3/07 betrug 120 Mio € (Vj. 60 Mio €). Für 2008 erwartet das Management ein prozentual zweistelliges Umsatzwachstum. Vor diesem Hintergrund und einem aktuellen KUV (07) von <0,5 sollte die Aktie einiges Aufwärtspotenzial besitzen.
Vielen Dank an Katjuscha für die Organisation. Bei der sehr unterschiedlichen Ausrichtung der Depots wird es äußerst spannend sein, zu verfolgen, welche Strategie(n) sich 2008 durchsetzen werden.
Gruß citrus
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