... Masa Son und auch Jack Ma sehr clevere Jungs sind! Sie hätten es nie soweit gebracht, wenn sie nicht ausgeschlafen und wagemutig gewesen wären. Dennoch steht die "Bauernschläue" dieser Herren ihnen momentan ein wenig im Weg, weil sie sich außerhalb ihrer Grenzen (noch) nicht so bewegen können, wie es in ihren Heimatregionen möglich ist.
Hier (im Westen) wird in den Hochschulen immer mehr großer Wert darauf gelegt zu vermitteln, dass die Menschen in anderen Kulturen und Ländern anders ticken und man sich entsprechend anpassen soll bzw. mehr "Verständnis" für deren Eigenheiten aufbringen sollte, gerade wenn es darum geht, dort eigene Geschäfte zu verfolgen. Umgekehrt glauben Ma und Son aber wohl nicht daran, dass sie es nötig haben, etwas weniger aggressiv und geschäfts"tüchtig" aufzutreten. Das steht beiden leider nicht gut zu Gesicht und deshalb begegnet man ihnen grundsätzlich argwöhnisch und distanziert, selbst wenn sie womöglich in gutem Glauben handeln. Man muss sich auch in unsere Gesellschaft integrieren und für große Unternehmen bedeutet das nun einmal auch, soziale Verantwortung und Glaubwürdigkeit zu zeigen, selbst wenn man hinter verschlossenen Türen darüber lacht und die Scheine zählt.
In China wie auch in Japan wird man für seinen persönlichen Erfolg sehr hoch geachtet, viel höher als im Westen, wo eher der Neid dominiert. Deshalb verstecken sich die Supereichen in unseren Gefilden auch eher (außer die Geißens), während sie sich in Asien öffentlichkeitswirksam feiern lassen. Im Grunde genommen betreiben beide extrem schlechtes Marketing im Westen, weil das Produkt zwar stimmt, aber die Wahrnehmung durch ihr Auftreten und ihre Machenschaften (wie jetzt) eine ganz andere ist. Sie (Ma und Son) verlieren auf diese Weise Milliarden an Dollar durch etwas, was jeder Studierende spätestens bei seinem Master-Studium zu hören bekommt: Interkulturelle Kompetenz! Das öffentliche Geschachere um Geld und Einflußnahme, wie man es jetzt (zum wiederholten Male) wieder betreibt, ist dann auch nur der i-Punkt, der das noch unterstützt. Da können sich die Japaner noch 1.000 Mal voreinander verbeugen und ein Dauergrinsen aufsetzen: Wenn man Teil der Gesellschaft werden will, musst man sich integrieren, sonst bleibt man außen vor. Man könnte eigentlich annehmen, dass Son aus seinem Sprint-Debakel etwas gelernt hätte, aber dem ist nicht so! Dumm nur, wenn man mit der Automobilindustrie und der Unterhaltungselektronik im eigenen Land eigentlich sehr gute Beispiele hat, wie es dennoch gelingen kann, auch außerhalb Japans erfolgreich Geschäfte zu machen...
Bei den Chinesen liegt die Sache ähnlich, wenn auch anders: Im Gegensatz zu den Japanern können sie sich heute das, was ihnen gefällt, einfach kaufen. Sie haben das nötige Kleingeld und nutzen es auch geschickt. Das wird jedoch die Akzeptanz der Produkte und ihrer Leader nicht erhöhen, wenn sie nicht auch einen nennenswerten Beitrag in unserer Gesellschaft leisten, also "unsere Werte" (bzw. das, was wir dafür halten) zu achten und zu verteidigen. Alibaba muss lernen, weniger "laut" zu sein: Die Startup-Zeiten sind vorbei und jetzt müssen auch im Westen seriöse Geschäfte aufgebaut werden. Das hat dann aber auch zur Folge, dass man (auch) den Profit mit den Menschen vor Ort teilt. Deshalb auch mein Vorschlag weiter oben, den Streubesitz sukzessive zu erhöhen und Dividenden auszuschütten, um auf diese Weise mehr Menschen mit einem gesunden Eigeninteresse dazu zu bewegen, den Erfolg des Unternehmens (global) zu fördern. Schon die Römer wussten, das "Teile und herrsche" der Schlüssel zum Erfolg war. Solange Ma und Son nur ihre eigenen Taschen weiter auffüllen wollen, desto schleppender wird sich die Entwicklung von Alibaba hinziehen.
Dennoch bleibt aktuell festzuhalten, dass BABA (gemessen an seinen operativen Daten und seinem Wachstum) zu billig ist und bei YHOO muss man nicht darüber reden, dass hier noch irgendwo $17 bis $21 Mrd. unbewertet herumliegen und darauf warten, dass gescheite Leute hier endlich einen guten Job machen, nachdem Marissa Mayer und ihr Gefolge den Wert in diese Situation geführt haben.
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