Wirtschaftsnews 12.11.08 16:17 http://www2.informationweek.de/wirtschaftsnews/artikel/3830/1/ HAMBURG (dpa-AFX) - Die Übernahme von debitel dürfte die Zahlen des Telefon-Dienstleisters Freenet <FNT.ETR> im abgelaufenen Quartal zumindest optisch gehörig aufbessern. Die acht von dpa-AFX befragten Analysten rechnen mit einem Umsatz von 1,2 Milliarden Euro im abgelaufenen Quartal. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll den Schätzungen zufolge bei 108,1 Millionen Euro liegen. Im Vorjahreszeitraum erwirtschaftete Freenet ohne debitel einen Umsatz von 470 Millionen Euro bei einem EBITDA von 60,3 Millionen Euro. Neben der debitel-Integration dürften Anleger bei der Zahlenvorlage des Telekomunternehmens aus dem schleswig-holsteinischen Büdelsdorf am kommenden Freitag (14. November) allerdings interessieren, ob inzwischen ein Käufer für das DSL-Geschäft gefunden wurde. VERGLEICH MIT VORJAHR WEGEN DEBITEL SCHWIERIG Insgesamt macht die Übernahme von debitel den Vergleich mit Vorjahr und Vorquartalen schwierig: UniCredit-Analyst Thomas Friedrich rechnet damit, dass mehr als 50 Prozent der Quartalsumsätze von debitel herrühren werden. Beim EBITDA liegt der Anteil dem Experten zufolge bei rund einem Drittel. Teilweise sind sich die Analysten aber unsicher, welchen Einfluss der Kauf auf die Zahlen haben wird. So gehen die Schätzungen beim Nettogewinn weit auseinander - sie reichen von 3,6 bis 51 Millionen Euro. Nach Meinung von Commerzbank-Analystin Heike Pauls dürfte deshalb vor allem die Prognose für die neu geschaffene Gruppe interessieren. Mit dem Kauf von debitel verhinderte Freenet nicht nur seine Zerschlagung durch die Großaktionäre United Internet<UTDI.ETR> und Drillisch <DRI.ETR>, sondern rückte mit rund 19 Millionen Kunden auch zum drittgrößten Mobilfunkanbieter auf. Damit wird Freenet nur noch von T-Mobile <DTE.ETR> und Vodafone <VOD.ISE><VOD.FSE>übertroffen und steht vor einer Neuausrichtung des Mobilfunkgeschäfts. Freenet-Chef Eckhard Spoerr will sich früheren Aussagen zufolge wie andere Anbieter auch verstärkt aufs mobile Internet konzentrieren. Um sein Unternehmen auf Kurs zu bringen, nahm der Freenet-Chef im Oktober die Zügel bei debitel in die Hand. Zuvor war Spoerr bereits auf einen Disput mit dem dritten Großaktionär Permira zugesteuert, weil der frühere debitel-Chef Oliver Steil nicht in den Vorstand von Freenet berufen worden war. Um die Großaktionäre United Internet und Drillisch war es nach der hitzigen Hauptversammlung im August zuletzt ruhig geworden. Alle drei Parteien halten zusammen mehr als 50 Prozent an Freenet. VERKAUF DES DSL-GESCHÄFTS STEHT NOCH AUS Mit der Übernahme von debitel häufte Freenet einen Berg von Schulden an. Um diese Last zu verringern, hatte Spoerr das DSL-Geschäft zum Verkauf gestellt. Ursprünglich sollte der Verkaufsprozess bis Anfang November über die Bühne gebracht werden. Neben United Internet hatten auch die Konkurrenten Versatel <VTW.ETR>, Vodafone <VOD.ISE><VOD.FSE>, Telefonica <TEF.SCM><TNE5.FSE>, Telecom Italia <TIT.AFF><SET.FSE> und die Deutsche Telekom <DTE.ETR> Interesse angemeldet. Die Unternehmen zogen sich aber weitgehend aus dem Prozess zurück oder wurden von Freenet aussortiert. Nach Meinung von Branchenkennern könnte sich der Verkauf aber noch eine Weile hinziehen. Analysten erwarten einen Verkaufserlös von knapp 400 Millionen Euro, der rund ein Drittel unter früheren Einschätzungen liegt. Ein wesentlicher Grund für die geringere Bewertung ist der harte Preiskampf auf dem DSL-Markt. Analysten rechnen auch damit, dass Freenet im abgelaufenen Quartal erneut Kunden verloren hat. Trotzdem sieht DZ-Bank-Analyst Joeri Sels den Telefondienstleister insgesamt gut gegen einen wirtschaftlichen Abschwung gewappnet. Das Kerngeschäft mit Mobilfunk, Festnetz und Internetservices richte sich vor allem an Privatkunden und sei deshalb kaum abhängig von der wirtschaftlichen Nachfrage. Angesichts des hohen Free Cashflows ist Freenet seiner Meinung nach auch in einer Rezession in der Lage, seine Schulden zu reduzieren./gr/she/wiz ----------- Ich weinte, weil ich keine Schuhe hatte, bis ich einen traf, der keine Füße hatte.
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