Der Aufstand wird zum Flächenbrand !
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neuester Beitrag: 26.10.06 19:52
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eröffnet am: | 05.11.05 08:00 von: | satyr | Anzahl Beiträge: | 390 |
neuester Beitrag: | 26.10.06 19:52 von: | Karlchen_II | Leser gesamt: | 25482 |
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bewertet mit 7 Sternen |
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Ich schrieb, das hierzulande die Leute ihre Partner selbst wählen, und sie dann ihren jeweiligen Eltern vorstellen. Bei Kiiwii und den Türken gilt das anscheinend nicht. Sein Sohn dürfte jedenfalls nicht selbst wählen, wenn er sich in die in kiiwiis Augen falsche verliebt.
Grüße
ecki
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Denn ich glaube nicht,dass den Sprüchen Taten folgen.
Das schlimmste an der ganzen Sache ist,die Lehre die man daraus ziehen
kann,bist du still und lebst im Dreck-Passiert überhaupt nichts.
Brennen Autos wird zumindest reagiert.
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Wenn jemand versucht Staatspersonal, alte Omas und Autobesitzer zu töten kenne ich keine Freunde mehr. Happys Flammenwerfer hätte in diesem Moment eine Daseinsberechtigung.
Ich bin von allen Aktionen hin und hergerissen, mit allem für und wieder. Mit Verständniss und Unverständnis. Aber wenn alte Omas und alte Autobesitzer für den Hass herhalten müssen, plädiere ich für den härtesten Weg den die Justiz dafür vorsieht.
Ich sehe in solchen Aktionen keinerlei Kavaliersdelikt.
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Ich habe lediglich in einigen Postings darauf hingewiesen,dass die Situation
die wir jetzt haben,eintreten wird.
Und dies sind nur die Vorboten,im Moment können die Politiker das ganze
geschickt auf die Ausländer und Immigranten schieben ,die im Moment am
Schlimmsten betroffen sind.
Doch es wird weitergehen,je mehr Armut Arbeitslosigkeit um sich greift,
werden neue Pulverfässer entstehen,die explodieren.
Denn wie sollte es eine Integration geben,mit Bildung und Arbeit wenn
für die zb Deutschen nicht genug Arbeit da ist.
Wenn ein Pulverfass explodiert,trifft es alle die sich in der Nähe
aufhalten,egal ob Oma oder Polizist.
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Aber um das mal auf den Kern zu bringen. Man kann für alles irgendwelche Begründungen finden - für die Nazis in Brandenburg oder für die brandschatzenden Migrantenkinder in den französischen Vororten. Aber man darf eines nicht tun - sich in der Analyse verlieren und dann nicht mehr handlungsfähig zu sein.
Meine Meinung (und dazu habe ich etwas für die Forschung beigtragen) - nicht hektisch reagieren - also versuchen, die Jugendlichen anzusprechen. Aber dann auch eine klare Trennungslinie ziehen - wer sich außerhalb der Gesellschaft stellt, soll dann auch da stehen bleiben. Das Konzept ist dabei - Isolierung derjenigen, die sich selbst isoliert haben. Und das muss man dann auch konsequent vor Ort in allen Lebensbereichen durchziehen. Den anderen sollte man dagegen eine gute Chance geben.
Ich sag mal so, dass es nicht einfach ist, so eine Linie durchzuziehen. Ich habe im Falle Brandenburgs ziemlich viel Arbeit da reingesteckt (ehrenamtlich übrigens), dass das so durchzläuft. Vor allem gegen den Widerstand etlicher Sozialarbeiter. Ging aber durch - und hat sich auch im Nachherein bewährt. Die Neo-Nazis konnten trotz stark steigender Arbeitslosigkeit einigermaßen in Grenzen gehalten werden.
Ich glaube - anders geht es im Grundzug auch in Frankreich nicht. Nicht alle mit nem Schwall von sozial-pädagogischem Mitleid überziehen, sondern dene helfen, die das wollen, und den Rest strikt isolieren. Aber richtig (nach dem Konzept von Gramsci) gegen diese die Gesellschaft ökonomisch und sozial zu mobilisieren.
Am Rande: Was mich besonders nervt ist, dass dieses krawallmachende Lumpenproletariat in Frankreich viel an Arbeit hier in Deutschland kaputt machen kann.
Nach einer Diskussion, die ich gerade im französischen Fernsehen gesehen habe, scheinen Viele den Ernst der Lage noch immer nicht erkannt zu haben (Soziologen, Politiker, Vertreter der Banlieues...). Keine klare Verurteilung der Gewalt und eben keine Isolierung der Gewalttäter. Statt dessen immer wieder Erklärungsversuche wie Diskriminierung, Arbeitslosigkeit, Sarkozy, verfehlte Politik in den letzten 30 Jahren. Klingt fast nach einer Aufforderung an den Mob, doch bitte schön noch ein bißchen weiter zu machen.
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Sicher ist, dass es Hunderte solcher Randalierer waren, die grossen materiellen Schaden angerichtet haben. Und der Krawall derer, die sonst unbeachtet bleiben, schafft es Abend für Abend in die Fernsehnachrichten Europas. In den behaglichen Wohnzimmern des arrivierten Frankreich lösen die verstörenden Fernsehbilder aus der Nachbarschaft verständliche Besorgnis aus. Und als ob das nicht reicht, wird der Krawall aus den Aussenbezirken in die Innenstädte getragen. Als wollten die Jugendlichen sagen: «Wenn ihr euch nicht für uns interessiert, dann kommen wir zu euch.»
Nun werden die Randalierer anscheinend langsam müde. Wenn dann alles vorbei sein sollte, wie geht es weiter? Nimmt das Frankreich, dem es gut geht, das randständige Frankreich, dem es nicht sehr gut geht, jetzt anders wahr? Fühlen sich die Halbstarken aus der Vorstadt, hin und her gerissen zwischen der Kultur der Väter und dem Wunsch, am modernen urbanen Leben teilzuhaben, besser verstanden?
Die Jugendlichen in Kapuzenjacken und Turnschuhen, bestens per Handy untereinander vernetzt, mögen manchem verständnisvollen Franzosen ein schlechtes Gewissen machen ob der Benachteiligung, die viele schwarze und braune Franzosen erfahren. Es ist nun einmal angenehmer, einem Immigranten-Helden wie dem Fussballer Zidane zuzujubeln, als mit der Lebensrealität der Nachfahren maghrebinischer Immigranten konfrontiert zu werden, die nicht so gut kicken können. Natürlich gibt es Kriminelle, die Interesse am Chaos haben. Und es gibt Prediger, die versuchen, den Unmut zu nutzen, und die Hass schüren. Vergessen wird schnell, dass sich die Mehrheit der Bewohner in den problematischen Vororten nicht an den Ausschreitungen beteiligt hat. Lehrer und Imame riefen zur Besonnenheit auf. Am Anfang der Unruhen standen drei Jugendliche in Clichy-sous-Bois, die in ein Trafohäuschen flohen, wo zwei von ihnen verbrannten. Der überlebende Dritte hat vom Spitalbett aus die Gewalt verurteilt.
Den Randalierern konsistente politische Motive zu attestieren, wäre vermessen. Sie erweisen denen, die sich für eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen in den Banlieues einsetzen, einen Bärendienst. Trotzdem kann kriminell motivierte Randale politische Konsequenzen haben, die im Nachhinein die Gegenwart in einem anderen Licht erscheinen lassen.
Die politische Klasse Frankreichs, allen voran Präsident Chirac, wirkt hilflos. Innenminister Sarkozy profiliert sich mit einigem Geschick als der Mann für Recht und Ordnung. Premierminister de Villepin verspricht mehr Geld, Stipendien und grössere Chancen für die Chancenlosen. Was sollen sie im Moment auch anderes tun, als mit Heftpflastern ambulante Hilfe zu leisten?
Auf der Strecke geblieben ist in den vergangenen zwei Wochen aber vor allem die Verhältnismässigkeit in der Beschreibung dessen, was war und was ist: Was in Frankreich geschah, war kein Bürgerkrieg. Und es war keine Attacke, die die Autorität des Staates unterminiert hätte. Es waren handfeste Krawalle und kriminelle Akte, bei denen mindestens eine Person getötet wurde, andere schweren körperlichen Schaden nahmen und grosse materielle Werte in Flammen aufgingen.
Die Verhältnismässigkeit ging aber auch verloren bei mancher Schilderung der Benachteiligungen der jungen Menschen. Waren das nun Berichte aus den Ghettos von Lagos oder Kairo oder aus einem Quartier, 15 Metro-Minuten vom Louvre entfernt? Ohne die schlechten Perspektiven in den Banlieues schönreden zu wollen: Es sieht dort hundertmal besser aus als in den Vorstädten von Algier oder Abidjan. Es wird in französischen Vorstädten hundertmal mehr getan, es gibt eine soziale Grundversorgung, die öffentlichen Einrichtungen funktionieren, auch wenn ihnen die Budgets zusammengestrichen wurden.
Aber natürlich - und mit Recht - vergleichen die Jugendlichen ihr Leben in Frankreich nicht mit dem ihrer Verwandten in Afrika oder dem Nahen Osten, sondern mit dem Leben ihrer Altersgenossen in den besseren französischen Vierteln. Die grosse Herausforderung an die französische Gesellschaft ergibt sich aus der Nationalität der Jugendlichen in den Vorstädten, der randalierenden wie der friedlichen: Sie sind Franzosen.
pla.
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Wie ein Mob funktioniert
Von Christian Stöcker
Die randalierenden Jugendlichen in Paris und anderen Städten folgen einer französischen Tradition: dem gewalttätigen Protest. Wissenschaftler erklärten SPIEGEL ONLINE, wie ein randalierender Mob zustande kommt, wie er funktioniert - und was ihn am Leben erhält.
"Am Nachmittag begannen einige hundert Jugendliche den Kleinkrieg mit den Sicherheitskräften. Auf einen Hagel von Bierdosen und Metallstücken antworteten die Bereitschaftspolizisten mit Tränengas." Dieser Bericht aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung stammt nicht von letzter Woche, sondern aus dem Jahr 1995. Er beschreibt eines von zahlreichen Beispielen für ein Phänomen, das zu Frankreich gehört wie Käse und Rotwein: der chaotische, oft gewalttätige Widerstand gegen Verhältnisse, die als unhaltbar empfunden werden.
DPAKrawalle in Paris: "Diese Wirksamkeit erleben wollen" |
Bauern, die Schnellrestaurants demolieren, LKW-Fahrer, die Autobahnen blockieren, Studenten, die Hörsaalmobiliar verfeuern - in Frankreich macht man seinem Ärger gern handgreiflich und persönlich Luft. "Der gewalttätige Protest hat eine längere Tradition", sagt Ebbinghaus. Insofern leitet sich das, was die Randalierer in Saint-Denis, Toulouse und anderswo Nacht für Nacht tun, gewissermaßen aus dem Gründungsmythos der Republik ab: Der Ausdruck ihrer Wut ist ein historischer Mechanismus der Gesellschaft, gegen die sie sich richtet. Revoltieren gehört in Frankreich zum Selbstverständnis.
Das Recht zur Rebellion ist sogar gesetzlich verbrieft: Während etwa in Deutschland Streiks streng reglementiert und an gewerkschaftliche Organisationen gebunden sind, gibt es in Frankreich ein "individuelles Streikrecht", erklärt Ebbinghaus, "Jeder kann sich mit anderen zusammentun und einen Streik organisieren." Und wenn es dann kracht und Dinge kaputt gehen, ist die Staatsgewalt gemeinhin nachsichtiger als anderswo.
Ziellose Gewalt ist der Protest der Unterschicht
Während es jedoch etwa bei den gewaltigen Protesten von Arbeitslosen und Studenten in den neunziger Jahren, die teilweise sogar auf Deutschland übersprangen, am Ende doch gewerkschaftliche Ansprechpartner für den Staat gab, ist die Krawallbewegung des Jahres 2005 völlig dezentral. Sie basiert auf losen Netzwerken von Freunden und Bekannten, die sich spontan zu größeren Gruppen zusammenfinden. Das sei eine typische Form des Widerstandes aus den ärmeren und wenig gebildeten Schichten, sagt Christian Lahusen, politischer Soziologe an der Universität Siegen.
Zerstörerischer, scheinbar zielloser Protest sei in der Geschichte immer wieder vorgekommen, etwa bei Rassenunruhen und Arbeiteraufständen in Großbritannien. Menschen aus den untersten Gesellschaftsschichten "gründen keine Bürgerinitiativen", sagt Lahusen. Nur gewinnt der dezentrale organisierte Aufstand durch SMS und Internet eine neue Dimension. Plötzlich lassen sich aus kleinen, lose verknüpften Cliquen innerhalb kürzester Zeit schlagkräftige Gruppen zusammenstellen, die für Verwüstung sorgen - und dann wieder verschwinden wie ein Spuk. Dazu sei allerdings notwendig, sagt der Soziologe Hartmut Esser von der Universität Mannheim, dass es vorher schon "gewisse Assoziationen" gegeben habe, "von Freizeitgruppen bis zu ganz anders motivierten kriminellen Gangs."
Rainer Richter, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), betrachtet die Ausschreitungen mit Blick auf den Einzelnen: Aggressives Verhalten entstünde "zunächst als Vergeltungsaktion, als Reaktion darauf, dass sich der Jugendliche nicht ernst genommen, vernachlässigt, bedroht und schließlich angegriffen fühlt".
Autos Anzünden steigert das Selbstwertgefühl
Die Randalierer hätten lange Zeit die eigene Situation "als Aggression der Gesellschaft" erlebt, präzisiert Timo Harfst, wissenschaftlicher Referent der BPtK. Käme dann ein Auslöser wie der Unfalltod der beiden Jugendlichen in einem Transformatorenhäuschen hinzu, werde das irrationalerweise als weitere Aggression der Gesellschaft aufgefasst. "Dann wird eine Schwelle überschritten, Regeln und Grenzen verschieben sich sehr schnell". "Opfer-Aggression" werde zu "Täter-Aggression". Und aus einer vorher nur latent vorhandenen "peer group" wird eine verschworene Gemeinschaft, die gemeinsam in die Schlacht zieht. Hartmut Esser spricht von "Initialzündungen" - dazu gehören nach seiner Meinung etwa die abfälligen Äußerungen von Innenminister Nicolas Sarkozy über den "Abschaum" in den Vorstädten.
"Wer es einmal bis zu Straßenkrawallen kommen lässt, hat es mit Reaktionsmustern zu tun, die eine große Eigendynamik entfalten", sagt Richter. Harfst vergleicht das mit dem Verhalten potentieller Selbstmörder: Sei die Schwelle zum Versuch einmal überschritten, werde es viel einfacher, das wieder zu tun.
Wie diese Eigendynamik aussieht, kann man derzeit in ganz Frankreich beobachten: Von einem Ort zum nächsten springen die Proteste über - weil sie funktionieren. "Die Jugendlichen erleben sich selbst als wirksam", sagt Harfst, und Selbstwirksamkeit kennen Psychologen als ein starkes Mittel zur Steigerung des Selbstwertgefühls.
Die Fernsehbilder, die jeder Krawall wieder produziert, heizen das Geschehen weiter an - und schaffen Nachahmer. "Das führt dazu, dass andere Jugendliche, die vielleicht von den Benachteiligungen gar nicht unmittelbar betroffen sind, diese Wirksamkeit auch erleben wollen", sagt Harfst. Man will dazugehören. "Das passiert eher spontan, manche lernen sich erst abends beim Randalieren kennen", sagte ein Jugendlicher einem SPIEGEL-ONLINE-Reporter vor Ort. Und einer versucht den anderen zu übertreffen, angeblich sollen sogar Gruppen aus verschiedenen Stadtteilen wetteifern, wer den größeren Schaden anrichten kann. Hartmut Esser fügt hinzu, all das könne nur passieren, "wenn die Akteure so gut wie nichts zu verlieren haben, und wenn es keine überlappenden Netzwerke zur 'anderen' Seite gibt, also zum französischen Establishment."
So entstehen in kurzer Zeit neue gesellschaftliche Strukturen, mit einem verbindenden, zentralen Thema, einer neuen, aufregenden Triebfeder. "Es ist auch zu erwarten, dass die Rollen innerhalb der Gruppen darüber definiert werden, wer was getan hat, wer sich was getraut, wer was bewirkt hat", erklärt Harfst. Ob diese Krawall-Hierarchien allerdings überdauerten, sei fraglich. "Das wird auch wieder zerfallen", glaubt der Psychotherapeut. Und eben die Angst vor diesem Ende halte die Ausschreitungen möglicherweise am Leben. "Das könnte ein potentieller Motor sein - das Entstandene nicht wieder hergeben wollen."
seiner Schwester.Ein Bericht über die Zustände im Rollbergviertel in Berlin-Neukölln,wo über 40% der Bewohner Türken aus einfachen Verhältnissen oder arbische Palästinenser sind.
Da hilft auch die Einstellung nicht, wer nicht will,den soll man beiseite lassen.Die Mütter lernen kein deutsch und die Männer wollen auch gar nichts ändern an ihren Einstellungen,die immer islamistischer werden.
Auszug aus dem Artikel:
An der benachbarten Zuckmayer-Realschule beobachtet Leiter Gerhard Wittkuhn, wie selbst die Jugendlichen aus eher bildungsorientierten Familien "sich wieder stärker und bewußter für den Islam entscheiden". In der nahe gelegenen Hermann-Boddin-Grundschule tragen seit einigen Jahren immer mehr Mädchen Schleier und Kopftuch. "Deutlich mehr Kinder als früher dürfen nicht mehr mit ins Schullandheim fahren", berichtet der stellvertretende Leiter Dieter Rensch. Unterschwellig gebe es "Mobbing" gegen die wenigen deutschen Schüler. Kontakt mit den Eltern aus konservativen Familien existiere nicht: "Die mauern", so der Pädagoge.
Es leben Menschen im Rollbergviertel, die halten wie die afghanischen Taliban Musik für Teufelswerk. Aus ihren Fenstern dringen laut Koransuren, berichtet Quartiersmanagerin Ayten Köse. In den Wohnungen fänden Rituale statt, bei denen die Betenden in Trance fielen. "Was die in ihren Hinterhofmoscheen zu hören kriegen, weiß niemand", sagt die Deutsch-Türkin. Frauen aus dem Viertel sagen ihr, sie sei zu verwestlicht: "Du trägst kein Kopftuch, sprichst mit fremden Männern und zeigst dich mit ihnen." Das sind die Offeneren. Die ganz Konservativen kommen erst gar nicht zu ihrem wöchentlichen Frühstück. Die meisten aus Aytens Frauenrunde wurden zwangsverheiratet. Als im Rollberg die Kunde vom Mord an Hatun Sürücü umging, waren die Reaktionen wenig betroffen, erzählt Güner. Die Mädchen kennen solche Geschichten. Aus dem türkischen und arabischen Fernsehen, aber auch aus der Nachbarschaft. Ein Vater hat seine Tochter, die nicht heiraten wollte, solange mit dem Kopf gegen die Heizung geschlagen, bis sie einen Schädelbruch hatte. Das Mädchen hat aus Angst dem Arzt verboten, Anzeige zu erstatten. Ein kurdisches Mädchen wurde drei Monate bis zum Hochzeitstermin im Zimmer eingeschlossen, die Eltern verbarrikadierten die Fenster.
In den seltensten Fällen werden die jungen Frauen in Ketten zum Traualtar und einem Ehemann geschleift, den die Mütter mit dem Segen der Väter und Großväter ausgesucht haben. Die meisten sehnen das "Bonbon-Hochzeitskleid" herbei. Den Tag, an dem sie gepriesen werden und die Chance haben, als Mutter von Söhnen Anerkennung zu gewinnen.
In Mode ist inzwischen die arrangierte Ehe. Dem Kind werden bei Besuchen in der alten Heimat oder auch in Deutschland Cousins gezeigt. "Das ist dein Zukünftiger", heißt es zunächst scherzhaft. Die Mädchen gewöhnen sich an den Gedanken. Sie empfinden es als freie Wahl, wenn sie dann unter drei oder vier Cousins ihren Ehemann aussuchen dürfen. Güner Balci verspürt bittere Freude nur darüber, daß viele Familien aus Berlin Schwierigkeiten haben, von ihrem Hartz-IV-Einkommen die 10 000 oder 20 000 Euro für eine hübsche, tugendhafte Braut aus den heimatlichen Dörfern aufzutreiben. Die Familien seien klüger geworden, sagt Gabriele Heinemann. Die Mädchen seien bei der Hochzeit 16 und nicht mehr 13 Jahre alt. Das spart Ärger mit den deutschen Behörden. Einsicht hingegen scheint in den sehr traditionalistischen und durch den modernen Islamismus bestärkten Sippen begrenzt. Die Familien interessierten sich nicht für deutsche Gesetze, sagt Madonna-Betreuerin Adla.
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Sarkozy schiebt ausländische Randalierer ab
DPA Der französische Innenminister Sarkozy
Der französische Innenminister Nicolas Sarkozy fährt die harte Linie: Ausländer, die wegen der Krawalle verurteilt worden sind, werden abgeschoben - auch jene, die eine Aufenthaltsgenehmigung haben.
Bislang seien 122 Ausländer im Zusammenhang mit den Unruhen in zahlreichen französischen Vorstädten verurteilt worden, sagte Nicolas Sarkozy der Nationalversammlung am Mittwoch in Paris. "Ich habe die Präfekten aufgefordert, dass Ausländer, die legal oder illegal hier sind und verurteilt worden sind, unverzüglich des Landes verwiesen werden." Präfekten sind Regierungsbeamte, die den Zentralstaat in den 96 französischen Verwaltungsbezirken vertreten.
Ausdrücklich stellte Sarkozy klar, dass seine Anweisung auch für diejenigen gilt, die eine Aufenthaltsgenehmigung hätten. "Wenn jemandem die Ehre widerfährt, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, kann man zumindest erwarten, dass er nicht loszieht und wegen der Anstachelung zu Gewalt in den Städten festgenommen wird." Die jeweiligen Staatsangehörigkeiten der Betroffenen nannte Sarkozy nicht. Auch nannte er keine Zahl derjenigen, die ausgewiesen werden sollen. Sarkozy gilt in Frankreich als Vertreter von Recht und Ordnung. Auch deshalb ist er einer der aussichtsreichsten Bewerber für die konservative Kandidatur bei der Präsidentenwahl im Jahr 2007. Er hat in der Vergangenheit bereits die Ausweisung radikaler moslemischer Prediger veranlasst. Sarkozys Gegner, die sich auch innerhalb seiner Partei finden, haben zuletzt seine deftige Wortwahl bei der Bezeichnung der randalierenden Jugendlichen in meist sozial benachteiligten Gegenden kritisiert. Jüngste Umfragen deuten darauf hin, dass sein Rivale um die Kandidatur, Ministerpräsident Dominique de Villepin, ihn zuletzt in der Gunst der Wähler überholt hat.
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Ich warte immer noch dass kriminelle schweizer Banker aus Deutschland
ausgewiesen werden oder Einreiseverbot erhalten.
Denn Kriminelle sind halt Kriminelle egal ob sie weisse Krägen oder
Kapuzen tragen.
werden in der Schweiz Banker die nachweisslich kriminell sind - waren
ausgewiesen?
Oder erhalten sie einen Orden?
Ist jemals ein Banker ausgewiesen worden?
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Wieso muss es brennen bevor man Notiz nimmt?
Französische Rapper
Wutschreie aus dem Ghetto
Von Kim Rahir, Paris
Sie hätten nur einmal eine Rap-CD hören müssen: Politiker und Experten überraschte der Gewaltausbruch in den Vorstadtghettos - dabei besingen französische Rapper schon seit langem den Frust der Jugend in der Banlieue.
Der Ruf um Hilfe, der Schrei aus Wut, der bedrückende Alltag in einer Welt aus Verlassenheit und Gewalt, all das wird von den Ghettokünstlern in ihrem seltsam fließenden Stakkato auf ihre oft selbstproduzierten CDs gebannt. In gereimten Versen ist zu hören, was heute nächtens in den Trabantenstädten zu sehen ist. Ein Rapper sei "der Lautsprecher einer Generation, ein städtischer Journalist", sagt der Rapper Rost, und die Gruppe Psy 4 de la Rime (sprich: Psy quatre de la Rime, Anspielung auf "Psychiatre", also etwa: Psychiater des Reims) nennt ihre Musik und ihre Texte ein "SOS der Elendsviertel".
Rapper Medze: "Es gibt so viele verlorene Leben" |
Die Botschaft SOS - "Rettet unsere Seelen" - findet sich in vielen Texten nicht wieder. Im Gegenteil: "Sie werden lang am Boden enden, mit einer Kugel im Kopf, wenigstens endlich etwas drin, du hattest ja nichts in der Birne", singt der Rapper Rohff, der sich als "Hardcore"-Künstler versteht und seine musikalische Inspirationen bei US-Rappern wie dem 1996 erschossenen 2Pac sucht.
Wenn Rohff rappt: "Wieder ein Tag in der Vorstadt, nichts zu tun, wie immer", dann ist das der Alltag Zigtausender Jugendlicher ohne Hoffnung und der Nährstoff einer längst eigenständigen Kultur. Die Cliquen haben ihre eigene Sprache, manchmal ist sie schon von Wohnblock zu Wohnblock verschieden. Und da ihre Leben sich zum Verwechseln ähneln, kommen sie mit einem extrem begrenzten Vokabular aus. Manche Jugendliche leben mit einem Wortschatz von 400 Wörtern. Ein anderer Bestandteil dieser Kultur ist die Kleidung. Kapuzenpullover, Beutelhosen mit dem Schritt im Knie und monströse Markenturnschuhe mit offenen Schnürsenkeln sind die Uniform der unfreiwilligen Nichtstuer in den Wohnghettos.
"Das sind doch nur Missverständnisse"
"Es gibt so viele verlorene Leben, so viele begabte Leute, die keine Chance haben, keine Chance auf eine anständige Wohnung, auf eine anständige Arbeit", sagt der Rapper Medze (sprich: Mäds) im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Der 23-Jährige stammt aus Dole, einer 35.000-Einwohner-Stadt zwischen Besançon und Dijon im Osten Frankreichs. Auch er ist in einer "Banlieue" aufgewachsen, dabei ist seine aus Algerien stammende Familie schon in vierter Generation in Frankreich. Sein Urgroßvater kämpfte für Frankreich im Ersten Weltkrieg, sein Großvater im Zweiten Weltkrieg. Und trotzdem "haben wir einfach nicht die gleichen Chancen wie alle anderen", sagt Medze. Ihn wundert es nicht, dass die jungen Leute in den Wohnghettos "genervt" sind, auch wenn für ihn Gewalt keine Lösung ist. "Ich versuche, mit meiner Musik die Möglichkeit zu zeigen, aus all dem herauszukommen. Und wenn noch so viele Türen verschlossen sind, irgendeine Tür wird irgendwann aufgehen."
Dass andere Rapper ganz andere, aufrührerische Botschaften vermitteln, findet er nicht. "Das sind doch nur Missverständnisse, das sind Texte, die von 24-Jährigen geschrieben werden, mit künstlerischer Freiheit, und gehört wird die Musik dann von 14-Jährigen, die nehmen das alles zu wörtlich und verstehen das als Aufforderung zur Gewalt", sagt der junge Musiker.
So viel Interpretationsspielraum, wie Medze sich wünscht, gibt es nicht immer. "Denen muss man eine knallen", singt Rohff über Vorstadtmädchen, die sich an reiche Mafiosi hängen, und der Rapper Shurik'n textet: "Das blaue Auge, es ist besser du verteilst es, als du hast es". Auch die Behörden der Stadt Rouen in der Normandie zeigten wenig Verständnis für "künstlerische Freiheit" und stellten in diesem Jahr die Rap-Gruppe Sniper wegen "Aufruf zum Verletzen oder Töten von Polizeibeamten und Staatsvertretern" vor Gericht. Wegen der auf einem Konzert gesungenen Zeilen "Wir lassen uns nicht täuschen, wir sind heiß, unsere Mission ist die Ausrottung von Ministern und Faschos" drohen den Rappern bis zu fünf Jahre Haft.
Tristesse in der Cité
Viele Songs beschreiben einfach nur den tristen Alltag in der "Cité". Seit dem Ausbruch der Unruhen beklagen sich anonym interviewte Jugendliche immer wieder, sie würden von der Polizei schikaniert. Jene zwei Jungen, die auf der Flucht vor den Ordnungshütern in einem Trafohäuschen ums Leben kamen, seien auch nur weggelaufen, weil sie eine umständliche Ausweiskontrolle und das stundenlange Warten auf der Wache umgehen wollten, sagte ein Freund der beiden. Und genau davon ist auch in Rapsongs die Rede: "Geh bloß nicht ohne Papiere aus dem Haus, das kann den ganzen Abend verderben", heißt es bei Shurik'n.
Offenbar hat diese Botschaft der Rapper über das aussichtslose Dasein, das "vereiste Schicksal" (Rohff), über die Leidensgenossen hinaus niemanden erreicht. So sieht es jedenfalls die Gruppe Psy 4 de la Rime: "Es will doch niemand wissen, warum die Leute Autos kaputtschlagen und Shit rauchen oder verkaufen. Über den Rap könntest du nämlich all diese netten Antworten finden", sagten sie im Interview mit einem Internet-Musikmagazin nur drei Wochen vor dem Beginn der Krawalle.
Die Jungs aus den Cités dagegen wissen genau, um was es geht: "Ich sag dir ja nichts, was du nicht schon kennst", intoniert der Rapper Le Rat Luciano (Die Ratte Luciano), der in seinem Song "Wir gegen sie" einen Dialog mit der Welt draußen schon längst nicht mehr anstrebt: "Fick den Staat, Minister, Bullen und ihre Festnahmen." Ihre Lieder sind "pour les mecs des blocs" (für die Jungs aus den Blocks), singen auch Psy 4 de la Rime.
Islam als Rettungsanker
In dieser Welt der Ausgestoßenen ist für viele Jugendliche der Islam ein Rettungsanker, und auch in vielen Rapsongs wird Allah angerufen. Das sei für viele nur der verzweifelte Versuch, sich mit irgendetwas zu identifizieren, sagt der Rapper Akhenaton. Der Musiker, der sich nach dem ägyptischen Gott Echnaton benannt hat, kommt aus Marseille und ist Sohn italienischer Einwanderer. Er sei nach intensiver Lektüre zum Islam übergetreten, "aber die Einwandererkinder klammern sich an etwas Starkes in ihrer Kultur und wenden sich dem Islam eher in einer Art Reaktion zu, als aus Überzeugung. Diese werden dann Opfer demagogischer Interpretationen des Islams", meint Akhenaton, der mittlerweile so anerkannt ist, dass er schon Filmmusik für Luc Besson schreiben durfte.
Eine solche Chance ist nämlich eine weitere Facette des Rap, der nicht nur Wutgeschrei und Frustgeheul ist. "Für viele Musiker ist das die Möglichkeit, aus der Vorstadt rauszukommen", sagt Medze, und das, obwohl Leute wie Shurik'n die Zahl ihrer Stammhörerschaft gerade mal auf 40.000 schätzen. Doch der Rapper sieht Anlass zur Hoffnung: "Immer wenn du mehr als 40.000 Platten verkaufst, erreichst du Leute außerhalb der üblichen Fangemeinde, wir müssen so viele Menschen wie möglich ansprechen."
Auch Rost will mit seinen Liedern mehr erreichen, "der Sprecher all derjenigen sein, die kein Rederecht haben". Intoniert wird, die Vorstadtjugendlichen hätten außer dem Rap und dem Abfackeln von Autos kaum Möglichkeiten, ihre Meinung zu äußern. Medze wünscht sich daher, "es müsste eine Debatte geben, eine wirkliche Debatte. Ständig sind irgendwelche Diskussionen im Fernsehen, mit Politikern und Journalisten, aber die Betroffenen, die sind nie dabei".
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