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Mein Schiff 2: Die ersten 24 Stunden an Bord So funktioniert Kreuzfahrt unter Corona-Bedingungen mein-schiff-2-heckwelle Melanie 25/07/2020 17:08
Kreuzfahrt News & Infos auf Facebook! Mit solchen Einschränkungen möchte ich nicht fahren! Den ganzen Tag Maske tragen, das ist doch kein Urlaub! Wer sowas bucht, ist selber schuld! Das kriegen die doch nie hin mit den Abständen!
Seitdem fest steht, dass Kreuzfahrtschiffe wieder in See stechen, spalten sich die Lager. Von wow, endlich geht es wieder los, egal wie bis hin zu den obigen Beispielen, die man Tag für Tag liest, ist alles dabei. Jeder hat eine Meinung zu den neuen Kreuzfahrten mit neuen Bedingungen. Viele sprechen von Einschränkungen. Doch sind wir mal ehrlich, niemand war bis gestern wirklich dabei und kann tatsächlich beurteilen, wie Kreuzfahrt nun in Zeiten von Corona funktioniert oder funktionieren kann.
1.200 Passagiere an Bord der Mein Schiff 2 sind dahingehend nun schon ein bisschen klüger, denn seit rund 24 Stunden befinden wir uns auf der ersten Kreuzfahrt nach einem rund 4-monatigen Stillstand der kompletten Branche.
Doch wie ist das nun auf Kreuzfahrt zu sein? Ist es so wie früher, oder eben ganz anders? Sind die Einschränkungen und Einschnitte, die man nun in Kaufen nehmen muss wenn man an Bord möchte zu stark, oder relativiert sich das Ganze und gibt es vielleicht sogar positive Aspekte?
Gestern berichtete ich euch bereits von meinen ersten Momenten an Bord, vom Check In und von der Seenotrettungsübung. Unterhält man sich, natürlich mit Abstand und Maske, mit anderen Passagieren genau darüber herrscht weitestgehend Einigkeit: der Check In dauerte zu lange, gerne vergisst man hierbei aber, dass das auch auf früheren Kreuzfahrten gut und gerne mal genauso lange gedauert hat, je nachdem zu welcher Uhrzeit und mit welchen Menschenmengen man gleichzeitig im Terminal stand. Auch einig ist man sich bei der neuen Art der Seenotrettungsübung, gerne könne man das doch auch später beibehalten. Später. Wann ist eigentlich später? Wie lange werden wir diesen Zustand, über den ich nun berichte, beibehalten? Wird es wieder ein wie früher geben, oder müssen mir uns an eine neue Normalität rantasten?
An Bord ist vieles wie immer, andere Dinge aber sind komplett neu. Flexible geht man hier an Bord der Mein Schiff 2 mit den Mahlzeiten um, wie auch schon vor Corona kann man essen gehen wo und wann man möchte. Man muss sich nicht schon vorab darüber Gedanken machen und bereits Tische reservieren. Nein, man geht einfach spontan zum Essen. Die meisten Passagiere nutzen auch in der Vergangenheit bereits die Servicerestaurants an Bord, hier ändert sich nicht viel, außer dass man bis zum Tisch eben eine Maske tragen muss. Theoretisch kann man auch mit bekannten gemeinsam Essen gehen, ich würde euch aber empfehlen es nicht zu übertreiben. Händewaschen vor dem Essen und Desinfizieren der Hände sollte eigentlich auch schon vor Corona für einen Kreuzfahrer zur Routine gehören, im Besten Fall sollte auch das also nichts Neues sein!
In den Restaurants ist natürlich Abstand angesagt, zwischen den besetzten Tischen wird genügend Platz gelassen, die Kellner tragen ständig Masken.
Ein wenig anders wie sonst gestaltet sich das natürlich bei den Buffetrestaurants, bekannter Weise gibt es davon auf Mein Schiff 2 ja nicht so viele. Ich war also gestern im Anckelmannsplatz essen, mal schauen, wie das dort nun so funktioniert. Ungewohnter Weise wird man nach dem Händewaschen und Desinfizieren von einem Mitarbeiter oder einer Mitarbeiterin an einen Tisch platziert, natürlich gehen die auf Wünsche ein, wenn man beispielsweise gerne am Fenster sitzen möchte, sofern das möglich ist. Am Tisch angekommen, bekommt man dann dicht in Papier verpackt sein Besteck auf den Tisch gelegt. Die beliebten Besteckständer gehören wohl erst mal zur Vergangenheit. Und ehrlicherweise, so schön und so praktisch sie auch sind, wirklich hygienisch waren sie noch nie. Am Platz kann man nun auch hier seine Maske absetzen, doch wie bekomme ich nun mein Essen?
Man darf aufstehen und zum Buffet gehen, allerdings hinter Absperrungen und mit Maske. Man sagt dann den Mitarbeitern hinterm Buffet, was man möchte, die legen das dann entsprechend auf. Wer Sorgen hat, dass der Kellner einem zu wenig auf den Teller packt, der kann ja einfach sagen, dass er etwas mehr möchte. Genauso funktioniert das mit den Getränken und auch an der beliebten Wok-Station. So bleibt das Buffet-Feeling noch ein bisschen erhalten, man bedient sich eben nur nicht mehr selbst.
Zurück am Tisch kann man dann ganz genüsslich essen, die Maske darf man natürlich am Tisch wieder abziehen.
Und so funktioniert das eigentlich überall, man trägt seine Maske bis man irgendwo sitzt und dann zieht man sie ab oder man lässt sie eben auch auf. Beobachten kann man das ganz gut, wenn verschiedene Leute zusammen sitzen, man kennt sich natürlich, man trinkt etwas zusammen oder steht beim Auslaufen zusammen an der Reling, da behält man eben die Maske auf, auch wenn man es theoretisch vielleicht gar nicht müsste, weil man ja sitzt oder sich draußen im Freien aufhält. Aber wenn man den Mindestabstand von 1,5 Metern nicht einhalten kann, dann lässt man die Maske eben auf. Man sieht Masken tatsächlich eher mehr als nötig, als zu wenig, aber grad das Thema kennen wir ja nun aus dem Alltag auch schon mehr als genug.
Doch wie schaut es mit Programm an Bord aus? Es wird einiges geboten, seien es Malkurse, Sportkurse, Workshops, Vorlesungen, Shows und so weiter. Einiges wird mehrfach am Tag angeboten um möglichst vielen Passagieren den Zugang zu ermöglichen mit Einhaltung der Abstandsregeln. Um Schlangen vor Veranstaltungen zu minimieren, sollte man über das kostenfreie Bordportal seine Teilnahme reservieren auch bei kostenfreien Veranstaltungen. Das nimmt einem vielleicht ein wenig die spontane Flexibilität, gibt einem aber auch die Sicherheit, dass man auch einen Platz bekommt, was spontan ohne Reservierung eben nicht garantiert werden kann und auch vor Corona nie garantiert werden konnte.
Betrachte ich es genau, so viel ist eigentlich gar nicht anders als vorher, am stärksten fällt wohl auf, dass die Mein Schiff 2 mit 1.200 Passagieren verdammt leer ist, auch heute einem Seetag, draußen regnet es, sind die öffentlichen Innenbereiche teilweise wie leer gefegt. Natürlich, die Menschen nutzen die Angebote und Workshops, hier und da laufen ein paar Menschen umher, in den Bars sitzt man, aber Angst haben, dass man irgendwo keinen Platz mehr bekommt, das braucht man bei der Passagieranzahl nicht.
Das ist in meinen Augen auch das was diese Kreuzfahrt am meisten zu der von vorher unterscheidet, es ist noch ruhiger als vorher, es wirkt leer. Auf einem Schiff dieser Größe verlaufen sich 1.200 Passagiere. Wer auf Ruhe und Auszeit steht, für den ist das genau richtig, anderen wird vielleicht die Geselligkeit fehlen.
Und so begegnet man überall auch Abstandsmarkierungen, die aber jedenfalls im Moment noch zum Teil auch überflüssig erscheinen, da man nicht wirklich in Situationen kommt, wo man sie wirklich benötigen würde, da einfach meist nicht viele Menschen aufeinander treffen. Ein gutes Beispiel sind die Fahrstühle, maximal 4 Personen sind erlaubt, Bereiche sind entsprechend abgeklebt in allen Fahrstühlen. Bisher war ich bei meinen Fahrstuhlfahrten immer alleine, lange Wartezeiten davor gibt es aktuell auch keine. Normalerweise nehme ich auf Kreuzfahrten gerne die Treppen, aber ich gebe zu, mit Maske vor Mund und Nase bleibt mir die Luft weg, wenn ich mehrere Decks nach oben muss man wird ja auch nicht jünger. Und klar Desinfektionsspender trifft man an jeder Ecke und gefühlt überall, vor den Fahrstühlen, vor den Shops, vor den Bars, vor den Restaurants, einfach überall!
Was ich tatsächlich noch nicht gefunden habe, das sind die großen Einschränkungen, wegen denen man aktuell nicht auf Kreuzfahrt gehen kann. Mich schränkt hier zur Zeit wirklich nichts ein, im Gegenteil, ich fühle mich frei! Frei endlich wieder auf See zu sein!
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