Die Luftnummern des Herrn Schnabel Von Daniel Mohr Comroad-"Erfolgsmanager" Bodo Schnabel 03. März 2009 Die Umstände haben es ihm leicht gemacht. Das sahen auch die Richter im Strafprozess vor dem Landgericht München so. Sie werteten strafmindernd, dass die Euphorie an der Börse zu Zeiten des Neuen Marktes günstige Voraussetzungen für Manipulationen und deren Erfolge schuf. Bodo Schnabel hat die Umstände sehr gut für sich zu nutzen verstanden. Es war damals an der Börse ausreichend zu behaupten, man habe ein sehr erfolgversprechendes Geschäftsmodell, erwarte für die Zukunft unglaubliche Umsatzsprünge und werde in wenigen Jahren exorbitant hohe Gewinnmargen erzielen. Es mussten nur Stichworte wie „Computer“ oder „Handy“ im Geschäftsmodell vorkommen, schon standen die Anleger Schlange, um Aktien solcher Unternehmen zu zeichnen und anschließend einen rasanten Kursanstieg mitzuerleben. Schon zu Anfang belastet Vor Gericht im Jahr 2002 Diese Gunst der Stunde wollte Bodo Schnabel nicht verpassen. Der 1950 geborene Diplomingenieur für Nachrichtentechnik hatte 1995 sein Unternehmen Comroad gegründet. Sein Vorgängerunternehmen Solid Computer GmbH war in Konkurs gegangen und Bodo Schnabel wegen Konkursverschleppung und Beitragsvorenthaltung zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Auch der neue unternehmerische Anlauf sollte etwas mit Computern zu tun haben, genaugenommen mit Telematik, der computergestützten Verkehrsleitung. Comroad verkaufte an Betreiber von Telematik-Service-Zentralen die dafür notwendige Hard- und Software. Für Endkunden hatte Comroad Navigationssysteme im Angebot. Harte Zahlen statt Träumereien Die Gründung des Marktsegmentes Neuer Markt an der Deutschen Börse kam Schnabel dabei sehr zupass. Seit 1997 hatten dort Unternehmen aus neuen Technologiebranchen ein Umfeld gefunden, in dem sie sich Kapital für ihr Wachstum beschaffen konnten - auch Bodo Schnabel. Anders als viele Börsenneulinge in dem Segment wollte der Geschäftsmann aber nicht nur durch Träumereien von künftigen Umsätzen und Gewinnen das Geld der Anleger für sich gewinnen; er wollte gleich mit harten Zahlen seinen Geschäftserfolg untermauern. Dazu hatte er eine für ihn äußerst lukrative Idee: Er erfand das Unternehmen VT Electronics Ltd. in Hongkong und einen Geschäftsführer namens Jeff Liu. Bereits für den Börsengang im Herbst 1999 konnte er seine Geschäftszahlen mit einträglichen Geschäften mit VT Electronics aufhübschen. VT ließ angeblich Geräte in China produzieren und lieferte diese direkt an Kunden. Über Comroad lief nur der Rechnungsverkehr. Schnabels Unternehmen verdiente an Rechnungsaufschlägen und Lizenzgebühren. Die Ausnahme am Neuen Markt Die Börse hieß Comroad im November 1999 herzlich willkommen, die Concord Effecten AG und Hauck&Aufhäuser begleiteten den Börsengang. Fortan ließ Schnabel in kurzen Abständen durch Ad-hoc-Meldungen die Börsianer wissen, wie gut die Geschäfte seiner Gesellschaft liefen. Comroad erreichte demnach nicht nur regelmäßig seine Umsatz- und Gewinnziele, es übertraf sie sogar noch. Die Zukunftsprojektionen konnten in immer höhere Sphären geschraubt werden. Die Öffentlichkeit nahm daran begeistert teil. Comroad wurde als Beleg dafür genommen, dass es endlich mal ein Unternehmen am Neuen Markt gebe, das nicht nur künftige Umsätze und Gewinne in Aussicht stellte, sondern bereits auf erfolgreiche Geschäfte verweisen konnte, zumal auch noch fast ausschließlich in der Boomregion Asien...... http://www.faz.net/s/...31A3B0DE34294F0DD1~ATpl~Ecommon~Sspezial.html ----------- gruß Maxp.
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