Die Antwort, warum bislang offensichtlich kein Übernahmeinteresse besteht, kann man u.U. anhand der Q3 Bilanz ablesen. Dank Aktienrückkäufen ist das bilanzierte EK auf nur noch 91,7 Mio EUR gesunken. Die liquiden Mittel betrugen zum 30.9. nur mehr 79,9 Mio EUR... bei 531,7 Mio EUR Finanzverbindlichkeiten... => 451,8 Mio € Nettofinanzverbindlichkeiten
https://ir.teamviewer.com/download/companies/...0-Q3-2023-EQ-E-00.pdfIm Gegensatz zu US Pendants hat Permira Teamviewer finanziell derart miserabel ausgestattet, dass TV trotz erheblicher IPO Erlöse und mittlerweile ansehnlicher Gewinne zum 30.09.2023 noch immer auf 451,8 Mio € Nettofinanzschulden sitzt...
By the way... zum Thema Dividende... lt. IFRS Konzernabschluss sitzt TV zum 30.9. noch immer auf 125,46 Mio EUR Bilanzverlust.
Man muss sich vergegenwärtigen, dass Permira mit dem Verkauf der TV-Beteiligung bis heute ca. 5,6 MRD EUR von Kleinanlegern und Fonds abgezockt hat und noch immer 13% an einem Unternehmen hält, dass in Bezug auf lächerliche 91,7 Mio EK - trotz Kursverfalls - noch immer stolz anmutende 2,3 MRD EUR Börsenwert aufweist und inkl. 451,8 Mio Net Debt, deren Tilgung beim aktuellen FCF von ca. 200 Mio € p.a. noch weitere 2,3 Jahre in Anspruch nehmen würde, einen Gesamtunternehmenswert (EV) von 2,75 MRD EUR auf die Waage bringt.
https://www.zeit.de/news/2023-11/21/...kauft-erneut-teamviewer-aktienUS Pendants wie ZOOM verfügen spätestens nach dem IPO über hohe Net Cash Positionen, während deutsche "Wachstumsunternehmen" im Regelfall hochverschuldet an die Börse gebracht werden und der IPO standardmäßig dazu genutzt wird, um seitens der Altaktionäre Kasse zu machen. Statt frischen Wachstumskapitals für das Unternehmen bringen IPOs in Dtl. fast immer vor allem viel Geld für die Altaktionäre. Da verwundert es denn auch kaum, dass deutsche IPOs im internationalen Vergleich miserabel abschneiden, d.h. den IPO Zeichnern im Durchschnitt kaum Zeichnungsgewinne bescheren, da die IPO Preise beinahe ausnahmslos fantastisch hoch getaxt sind, eben weil die Altaktionäre Kasse machen wollen und jeder Zeichnungsgewinn aus Sicht des veräußernden Altaktionärs entgangene VK-Gewinne darstellt.
Beim Thema Wachstumsraten muss man - leider - feststellen, dass TV lt. IPO-Planung ab 2024 mehr als 1 MRD EUR Umsatz erreichen wollte... verglichen mit der ursprünglichen Planung, deren Rücknahme in 2022 einen beispiellosen Kurseinbruch verursachte, sind 10% organisches Wachstum eben bei weitem nicht genug... und das trotz eines durch Corona massiv verstärkten, nachhaltigen Trends zu Home-Office-Anwendungen und Video-Konferenzsystemen...
Beim IPO wurden den Aktionären langfristig phantastische Wachstumsraten von mehr als 20% versprochen, die TV ab 2024 auf über 1 MRD Umsatz hätten bringen sollen...
Darauf basierte die phantastische IPO Bewertung und dank Corona-Push das aus heutiger Sicht vollkommen verrückt anmutende Allzeithoch über 70 EUR...
Dem IPO Prospekt lag eine durch die Geldgeilheit Permiras motivierte, an der Realität vollkommen vorbeigehende Unternehmensplanung mit horrenden Wachstumsraten zugrunde, für die nach dem IPO hinzugetretene Aktionäre bis heute die Zeche zahlen. Aus Sicht des Unternehmens, des CEO Steil, der Mitarbeiter und der Altaktionärin Permira war und ist das StartUP Teamviewer eine gigantische Erfolgsstory. Aus Sicht des Kapitalmarkts eine gigantische Wertvernichtungs- bzw. genauer gesagt Umverteilungsmaschine. Permira hat Stand heute mit insgesamt ca. 5,6 MRD € mehr als 3,3 MRD mehr Geld aus Beteiligungsverkäufen erlöst, als TV heute (MKAP 2,3 MRD EUR) an der Börse noch wert ist... und dabei ist man immer noch mit 13% beteiligt... was eine geniale Abzocke von Kleinanlegern und Fonds, die von einem Hauch Silicon Valley in Deutschland geträumt haben und für diesen Traum mit mehr als 3,3 MRD EUR Kapitalverlust (= Gewinn für Permira) bestraft wurden.
Dieses Vermächtnis eines aus Geldgeilheit der Altaktionärin brutal überteuerten IPOs wird TV noch jahrelang wie Blei anheften. Vor diesem Hintergrund kann ich den Frust eines großen Teils des Aktionariats gut nachvollziehen und auch die Aussagen über im Vergleich zu vor und nach dem IPO von Hr. Steil und Co. propagierten langfristigen Wachstumsraten relativ ärmlich bzw. "normal" anmutendem organischem Umsatzwachstum von 8% bis 10%, zumal vor dem Hintergrund hoher Inflation...
8% organisches Umsatzwachstum haben zuletzt auch VW und Schaeffler locker geschafft - im Wesentlichen dank inflationsbedingter Preisanhebungen... als Wachstumsaktien hat die meines Wissens noch niemand bezeichnet... ;-)
Bei TV lagen die Billings in Q3 erstmals signifikant unter den Umsatzerlösen... was hoffentlich ein Einmaleffekt war, da andernfalls die Wachstumsstory (vorerst) beendet ist...
Fazit: Ich bin glücklicherweise erst nach dem Kursmassaker bei TV als Aktionär eingestiegen und daher emotional einigermaßen unbelastet. Die Durchführung von Aktienrückkäufen zulasten eines ohnehin schwachen Eigenkapitals und vor dem Hintergrund noch bestehender Finanzverbindlichkeiten i.H.v. 531,7 Mio € erachte ich als strategisch und betriebswirtschaftlich grundfalsch.
Wieviel stärker weil bilanziell gesünder stünde TV heute da, wenn sämtliche für Aktienrückkäufe verwendeten Finanzmittel in die Schuldentilgung gesteckt worden wären. Eine hohe Nettoverschuldung stellt in Krisenzeiten stets eine Gefahr für die Realisierbarkeit des Wachstumspotenzials dar. Insbesondere bei Wachstumsunternehmen führen verschuldungsbedingte Wachstumsrisiken regelmäßig zu einem erheblichen Sicherheitsabschlag auf den bei planmäßiger Entwicklung realisierbaren Unternehmenswert. Vor diesem Hintergrund böte eine Änderung der Unternehmenspolitik mit klarem Bekenntnis zur Priorität eines schnellstmöglichen und vollumfänglichen Abbaus der Finanzverschuldung m.E. ein erhebliches Kurspotenzial, zumal in Zeiten rekordhoher EZB-Leitzinsen und deutlich gestiegener Bonitätsanforderungen.
In Erwartung eines 2024 beginnenden Wirtschaftsaufschwungs in Deutschland, Europa und China habe ich die jüngste Korrektur auf Kurse um 13 EUR für Zukäufe genutzt, da ich TV - vor dem Hintergrund des ab dem 01.07.2024 deutlich reduzierten MU-Sponsorings - in 2024 und 2025 einen deutlichen Anstieg bei Gewinn und Free Cashflow zutraue. Ob des sich zuletzt Quartal für Quartal spürbar abkühlenden Billings-Wachstums bin ich trotz des historisch günstig anmutenden Kursniveaus - kurzfristig betrachtet - nicht euphorisch für die Aktie.
Wie bereits erwähnt hielte ich den Einstieg eines strategischen Ankerinvestors wie Google, Microsoft oder SAP für sehr wünschenswert im Hinblick auf die Realisierung langfristiger Wachstumspotenziale.
Kurzfristig böte m.E. ein klarer Fokus auf EK-Aufbau und Entschuldung deutliches Kurspotenzial.