http://www.das-vorstandsinterview.de • info@das-vorstandsinterview.de Seite 1 Drillisch AG (WKN: 554550 / ISIN: DE0005545503 / Symbol: DRI) Quelle: SES Research Interviewpartner: Paschalis Choulidis, Vorstandssprecher Gehaltene Aktien: 687.400 Aktien (von 32,7 Mio.) des Grundkapitals, Optionen Das Interview wurde am 14.03.05 geführt. Das Vorstandsinterview (DVI): Herr Choulidis, warum wird Herr Brucherseifer das Unternehmen verlassen und was wird mit seinen Aktien passieren, nachdem er per 31.März Drillisch verlassen wird? Gibt es etwa nochmals Kursdruck? Herr Choulidis: Der Wunsch von Herrn Brucherseifer, seinen Vertrag nicht zu verlängern, kommt für uns nicht überraschend. Wir haben das schon länger besprochen und gut vorbereitet. Nach 20 Jahren im Mobilfunk möchte Herr Brucherseifer sich anderen Aufgaben widmen. Was genau er machen wird, ist uns jedoch nicht bekannt. Zu seinen Aktien – Herr Brucherseifer ist mit uns einer Meinung, dass das Mobilfunkgeschäft noch viel Potenzial hat. In den Gesprächen mit Investoren in den vergangenen Monaten hat Herr Brucherseifer immer wieder betont, dass er sich zurzeit nicht von größeren Paketen trennen möchte. DVI: Zu Ihrem Geschäft, Drillisch ist eine Holding für drei operativ tätige Gesellschaften. Bitte schildern Sie un- Ausgabe Nr. 34 vom 16. März 2005 Einzelpreis: 7,50 € Hintergrund: Obwohl Drillisch den vierten Platz unter den deutschen Mobilfunk-Serviceprovidern einnimmt, ist die Gesellschaft relativ unbekannt. Dabei sind die Erfolge der vergangenen Jahre sehr beachtlich und Drillisch ist auf der aktuellen Kursbasis sehr günstig bewertet. Die Aktie war in den letzten Monaten jedoch nicht so richtig von der Stelle gekommen, weil aus der Übernahme des fast doppelt so großen Konkurrenten VICTORVOX noch Aktienmaterial über dem Markt schwebte. Durch die Übernahme von VICTORVOX ist nicht nur das Umsatzvolumen von zirka 142 Mio. Euro auf 355,8 Mio. Euro gesprungen, sondern auch das EBITDA hat sich um 78% von 13 auf mehr als 23 Mio. Euro erhöht. Nachdem es in den vergangenen Wochen eine Umplatzierung von Altaktionären zu institutionellen Anlegern gegeben hat, scheint die Markttechnik nun besser und bereinigt zu sein, und Drillisch kann sich entsprechend der fundamentalen Bewertung kursmäßig besser entwickeln. Vor kurzem gab es Irritationen, weil der bisherige Vorstandssprecher und Großaktionär Marc Brucherseifer, per 31.3.05 aus dem Management von Drillisch ausscheidet. Wir haben den Finanzvorstand Herrn Paschalis Choulidis, der seit Ende Januar die Sprecherfunktion übernommen hat zu den mittelfristigen Aussichten des Unternehmens befragt. In Mio. Euro 2004e 2005e 2006e Umsatzerlöse 355,8 368 380 EBIT 16,1 21,1 22,1 EPS in Euro 0,30 0,40 0,42 Quelle: b.i.s. boerseninformationssysteme AG Seite 2 http://www.das-vorstandsinterview.de • info@das-vorstandsinterview.de seren Lesern die Tätigkeit Ihrer Tochterunternehmen. Herr Choulidis: Wir sind die Nummer vier unter den Mobilfunk-Service-Providern. Nach der Übernahme der VICTORVOX Ende 2003 und der erfolgreichen Integration in den Konzernverbund 2004 betreuen wir nun 1,626 Millionen Kunden. Die VICTORVOX konzentriert sich hauptsächlich auf die Vertragskunden. Im Mittelpunkt der Aktivitäten der Alphatel stehen die Pre-Paid-Kunden. Unsere Software-Tochter IQ-work verantwortet im Drillisch- Konzern das Geschäftsfeld Software-Dienstleistungen. Das Unternehmen entwickelt und vermarktet eine eigene Workflow-Management-Software, die die Kunden unterstützt, ihre operativen Prozesse zu beschleunigen, zu optimieren und zu automatisieren. Und natürlich – und das ist die Keimzelle der IQ-work – betreut sie den gesamten Drillisch-Konzern und sichert das schnelle zuverlässige Billing – das Herzstück eines Service-Providers. DVI: Drillisch- wie auch Ihre Wettbewerber verdienen Ihr Geld damit, dass Sie Mobilfunkminuten von den vier existenten Netzbetreibern weiterverkaufen: Kann man Sie als eine Art Großhändler verstehen, oder wie muss sich der Leser Ihr Geschäft vorstellen? Herr Choulidis: Unter Großhändler verstehe ich jemanden der ein Produkt kauft und eins zu eins weiter vermarktet. Das ist nicht das Geschäft des Service Providers, wir kaufen als Rohleistung Gesprächsminuten und generieren daraus unsere eigene Tarife, die wir unseren Kunden anbieten. Die neuen Breitbanddienste versetzen uns in die Lage, künftig eigene Produkte zu kreieren und diese allen Mobilfunknutzern zur Verfügung zu stellen. Dabei sprechen wir nicht nur unsere eigenen Kunden, sondern auch die von anderen Service Providern oder Netzbetreibern an. Ein erstes Beispiel ist QuickTalk. Über unser Mehrwertdienste- Internet-Portal www.dialing.de bieten wir mit diesem Dienst allen Mobilfunknutzern die Möglichkeit netzübergreifend das Handy zum Walkie Talkie zu machen. Weitere Anwendungen werden folgen. DVI: Welches Geschäft ist für Drillisch interessanter: Das mit den Vertragskunden oder mit den Kunden, die mit pre-paid Karten telefonieren? Herr Choulidis: Beide Kunden sind uns willkommen. Die Akquisition von Prepaid-Kunden erfordert keine große Investition, und wir erhalten das Geld vom Kunden im Voraus. Dafür ist der Umsatz aber nicht so hoch wie bei den Vertragskunden. In Vertragskunden investieren wir zuerst und bekommen über die Vertragslaufzeit die Investition zurück. So haben wir 2004 in diese Kundengruppe rund 12 Mio. € Investiert und in 2005 planen wir 17 Mio. € in die Gewinnung neuer Kunden zu investieren. DVI: Wie viele neue Kunden können Sie voraussichtlich aus diesem Investment in 2005 und in den späteren Jahren gewinnen? Herr Choulidis: Wir hatten bereits mitgeteilt, dass wir im Jahr 2004 4,3% mehr Kunden hinzugewonnen haben. Unsere Kundenstruktur haben wir aber noch nicht nach Vertrags- und Prepaid-Kunden aufgeschlüsselt. Wir werden erst in den kommenden Wochen, spätestens zur Hauptversammlung, unsere Guidence für das Jahr 2005 bekannt geben. Dann werden wir Ihnen auch darlegen, wie viele Vertragskunden wir für das laufende Jahr erwarten. DVI: Welches Marktsegment – pre-paid oder Vertragskunden – wird Ihrer Meinung nach schneller wachsen? Herr Choulidis: In den vergangenen Jahren sind die Prepaid Kunden tendenziell schneller gewachsen. Allerdings erwarten wir, dass sich die Verhältnisse stabilisieren werden. Fortsetzung des Interviews mit Herrn Choulidis: DAS AS VORSTANDSINTERVIEW ORSTANDSINTERVIEW Seite 3 http://www.das-vorstandsinterview.de • info@das-vorstandsinterview.de DVI: Wie heben Sie sich in Ihrem Geschäftsmodell von den drei großen Mitbewerbern debitel, mobilcom und talkline ab? Herr Choulidis: Über unsere Wettbewerber möchte ich nicht sprechen. Wir haben jedoch rechtzeitig unsere Geschäftsprozesse optimiert und immer auf eine eigenständige IT Wert gelegt. Das hat uns auch beim Kauf und der Integration von VICTORVOX geholfen. Wir sind jederzeit in der Lage, eigenständig - ohne auf Externe angewiesen zu sein - schnell auf Marktgegebenheiten zu reagieren oder selbst zu agieren und innovative Produkte den Kunden anzubieten, wie z.B. QuickTalk oder unsere Fair Tarife. Wir sind der einzige Serviceprovider in Deutschland, der einen netzübergreifenden Dienst anbieten kann. Dieses sehen wir als besonderen Wettbewerbsvorteil an. DVI: Was verstehen Sie unter dem Begriff „Fair Tarife“? Herr Choulidis: Unsere Kunden haben die Möglichkeit, die Tarife nach ihren eigenen Bedürfnissen zusammenzustellen. Sie sehen also, dass wir daran interessiert sind, unseren Kunden in größtmöglichem Umfang entgegen zu kommen. DVI: Wenn 87 Prozent der Bevölkerung bereits ein Handy besitzen, sind Ihre organischen Wachstumschancen relativ stark limitiert. Wie können Sie sich weiterentwickeln? Herr Choulidis: Neben dem normalen Marktwachstum entscheiden sich ca. 18 – 20 Mio. Kunden jährlich neu, bei welchem Anbieter sie Ihr nächstes Handy kaufen. Des Weiteren wird auch O2 als 4 Netzbetreiber sein Netz für die Service-Provider öffnen, dieser Markt war uns bis jetzt nicht zugänglich. Die weitere Entwicklung geht zu Lasten des Festnetzes. Mobilfunk wird künftig eine sehr gute Alternative für die komplette Ablösung eines Festnetzanschlusses darstellen. DVI: Wohin wollen Sie das Geschäftsvolumen Ihrer Tochter IQ-work Software AG mittelfristig entwickeln? Herr Choulidis: In diesem Jahr ist das Ziel ein EBITDA von 200.000 Euro. Nach oben ist – wenn sich das Produkt bei den Kunden durchsetzt - theoretisch keine Grenze gesetzt. Also warten wir’s ab. DVI: Wie kommentieren Sie die Analystenschätzungen von SES mit 27 Cent für das vergangene Jahr und 40 Cent für das laufende Jahr? Herr Choulidis: Analystenschätzungen kommentieren wir nicht. Für 2004 kann ich Ihnen heute sagen, dass wir über den 27 Cent liegen, aber die genauen Zahlen geben wir erst am 23.03.2005 bekannt. Ich habe den SES-Analysten Jochen Reichert, den ich wegen seiner profunden Marktkenntnis sehr schätze, vor einigen Wochen besucht und ihm die jüngste Entwicklung erläutert. In seiner fundamentalen Analyse des Drillisch Konzerns habe ich auf den ersten Blick für 2005 keinen groben Fehler entdeckt. Auf die 40 Cent Ergebnis je Aktie kommt man ja schon, wenn man den Nettoeffekt aus dem Wegfall der Firmenwertabschreibungen von zirka 3,9 Mio. Euro berücksichtigt. Aber wie Sie wissen, sind die Verhandlungen mit den Netzanbietern noch nicht vollständig abgeschlossen, und deshalb wollen wir heute noch keine genauere Prognose geben. DVI: Auf welches Umsatz- und Ertragsvolumen wächst Drillisch im Jahr 2008? Fortsetzung des Interviews mit Herrn Choulidis: DAS AS VORSTANDSINTERVIEW ORSTANDSINTERVIEW Seite 4 http://www.das-vorstandsinterview.de • info@das-vorstandsinterview.de Herr Choulidis: Eine seriöse Prognose lässt sich für solch einen langen Zeitraum nicht abgeben. Aber Ziele kann der Mensch haben. Wir streben bis etwa 2008 die halbe Milliarde Euro Umsatz an. DVI: Ihre Eigenkapitalrendite ist mit mehr als 20% in 2004 überdurchschnittlich hoch, obwohl Sie sehr konservativ bilanzieren. Warum ist Ihre Aktie darüber hinaus noch attraktiv? Herr Choulidis: Die 20 Prozent Eigenkapitalquote sind Ihre Schätzung. Es ist die Aufgabe der Analysten herauszuarbeiten, warum eine Aktie attraktiv ist. Der Vorstand wird dafür bezahlt, diese Gründe zu liefern. Ich glaube, dass unserer Geschäftsmodell und unsere professionelle Umsetzung die wichtigsten Gründe sind, die für die Aktie sprechen. Ich persönlich und mein Bruder haben vor wenigen Wochen Aktien zugekauft, weil wir davon überzeugt sind, dass die Drillisch-Aktie unterbewertet ist. Ein attraktiveres Investment haben wir persönlich jedenfalls nicht gefunden. DVI: Worauf führen Sie es zurück, dass deutsche Service-Provider im internationalen Vergleich sehr niedrig bewertet sind? Herr Choulidis: Meiner Meinung nach ist die Rolle der Service-Provider bei den Analysten noch nicht so in den Vordergrund gestellt worden. Es gibt sehr wenige, die dieses Geschäftsmodel mit seinen Chancen schon richtig erkannt haben. Unsere Zahlen haben es bewiesen und werden es auch in Zukunft beweisen, dass man mit Mobilfunk- Service-Providing überdurchschnittlich Geld verdienen und organisch wachsen kann. DVI: Gibt es Indikationen, wonach Sie von einer ausländischen Beteiligungsgesellschaft „geschluckt“ werden könnten, weil Drillisch so niedrig bewertet ist? Herr Choulidis: Dass wir niedrig bewertet sind, dem will ich nicht widersprechen. Allerdings liegen mir zur Zeit keine Informationen vor, dass wir „geschluckt“ werden. DVI: Wo sehen Sie den fairen Wert Ihrer Aktie? Herr Choulidis: Es gibt Analystenschätzung, die den fairen Wert der Aktie bei 6 Euro sehen. Dem will ich nicht widersprechen, auch wenn das nur eine Bewertung der Drillisch AG mit dem achtfachen EBITDA entspricht. DVI: Besten Dank für das Gespräch. Das Interview führte Rochus C. Rüttnauer. Fortsetzung des Interviews mit Herrn Choulidis: DAS AS VORSTANDSINTERVIEW ORSTANDSINTERVIEW Impressum: Herausgeber und Verlag: WAV Wertpapieranalysen Verlagsgesellschaft mbH, Goethestr. 68, 80336 München, Tel.: 089-55213887 Chefredakteur: Rochus C. Rüttnauer, info@das-vorstandsinterview.de Charts: Erstellt mit Unterstützung der b.i.s. börsen-informations-systeme AG, Telefon 0800-2472400, www.bis.de Haftungsausschluss/Disclaimer: DVI dient ausschließlich zu Informationszwecken. 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