China in Deutschland
Leon Müller china_520x220.jpg Einst herrschte Euphorie, wenn chinesische Unternehmen in Deutschland an die Börse gingen. Inzwischen ist sie Ernüchterung gewichen. Wie ist es im neuen Jahr um die Firmen bestellt, wie schlagen sich Asian Bamboo, Greater China Precision Components, Vtion Wireless und Zhongde Waste?
Fast drei Jahre sind ins Land gegangen, seitdem chinesische Unternehmen die Frankfurter Börse für sich entdeckten. An der Tür zum deutschen Kapitalmarkt rüttelnd nahm sie die Frankfurter Börse gebührend in Empfang. Doch nicht nur das. Der Börsenbetreiber veranstaltete sogar IPO-Workshops im Reich der Mitte und leistete viel Überzeugungsarbeit. Der Zeitpunkt war günstig: Die Kurse stiegen, der Kapitalhunger der Chinesen war ungestillt und die Wartelisten an den Heimatbörsen fast so lang wie die Chinesische Mauer. Zhongde Waste Technology setzte den ersten Glanzpunkt. Der Anlagenbauer für mittelgroße Müllheizkraftwerke hatte seine Aktien Anfang Juli 2007 am oberen Ende der Preisspanne zu 26 Euro platziert. Im Anschluss verteuerte sich der Titel bis auf 41,56 Euro. Spätestens da standen die IPO-Willigen aus China Schlange. Banken wie Sal. Oppenheim witterten ein großes Geschäft. Anzeige Strom aus Windenergie Beteiligung bereits ab 2.500 EUR + Bis zu 10% p.a. Zinsen + Kurze Laufzeit von nur 3 Jahren Mehr Informationen »
Doch obwohl man keinesfalls blind war für die Gefahren, scheiterte das Experiment "China in Deutschland" schließlich. Zhongde-Anteilscheine kosten heute 11,64 Euro. Der Post-IPO-Hype ist längst vergessen, das 2007er-Hoch ward nicht mehr gesehen. Ähnlich erging es auch anderen Neulingen. Kursverluste von teils 90 Prozent sorgten für Verbitterung - nicht nur bei den Aktionären, sondern auch bei den Unternehmen selbst.
Nach langer Zeit hat sich nun mit Vtion Wireless Technology Anfang Oktober wieder ein Kandidat getraut. DER AKTIONÄR nimmt den Datenkartenspezialisten und andere frühere China-Debütanten unter die Lupe.
Asian Bamboo: Anlegers Liebling
Der Rohstoff Bambus bildet die Grundlage für den Erfolg von Asian Bamboo. Die Aktie kennt kein Halten mehr: Im April 2009 vom AKTIONÄR empfohlen, hat sich das Papier inzwischen um knapp 270 Prozent verteuert. Eine Seltenheit ist der Umstand, dass die Aktie selbst seit dem Börsengang am 16. November 2007 im Plus notiert.
Getrieben wird das Papier von einem starken fundamentalen Background. So hat sich das Unternehmen für rund drei Millionen Euro zu 40 Prozent an der Fujian Xin Li Feng Bamboo Group (Xinlifeng), einem führenden Produzenten von Sperrholzplatten aus Bambus, beteiligt. Der Vorstand von Asian Bamboo erwartet, 2010 rund 20 Prozent der gesamten Ernte an Bambusstämmen an Xinlifeng verkaufen zu können und prognostiziert Xinlifeng einen Umsatz von mindestens 13 Millionen Euro sowie ein Nettoergebnis von mindestens 1,7 Millionen Euro. "Wir konnten durch die Beteiligung an Xinlifeng einen neuen wichtigen Absatzkanal für unsere Bambusstämme erschließen und die Gesamtnachfrage steigern", so Lin Zuojun, Vorstandsvorsitzender von Asian Bamboo zu dem Deal. Diese guten Aussichten finden in der Bewertung noch keine Berücksichtung. Das 2010er-KGV liegt bei gerade einmal 11.
GCPC: Das Super-Schnäppchen
§DER AKTIONÄR auf Facebook
Greater China Precision Components - oder kurz GCPC - war nach erfolgtem Börsengang im Jahr 2007 der heißeste Anwärter auf den unrühmlichen Titel "Neuemissions-Zitrone des Jahres". Der Aktienkurs brach unmittelbar nach der Erstnotiz in sich zusammen. 90 Prozent verloren Anleger, die sich an der Zeichnung beteiligt hatten. Seit etwa einem Jahr befindet sich die Aktie des Herstellers von Handy-Gehäusen nun wieder in einem Aufwärtstrend, hat sich seither in etwa verdoppelt. Trotz optisch wie auch fundamental günstiger Bewertung bleibt das Papier allerdings ein heißes Eisen. Eventuell sinkende Verkaufspreise könnten auf die Margen drücken. Zudem ist im zurückliegenden Jahr ein wesentlicher Steuerbonus weggefallen. Und dennoch: Die Marktkapitalisierung liegt bei gerade einmal 20 Millionen Euro. Im laufenden Geschäftsjahr dürften etwa vier Millionen Euro an Überschuss hängen bleiben, was einem KGV von 5 entspricht.
Vtion Wireless Technology: Der neue Hoffnungsträger
Neuer Hoffnungsträger unter den China-Neulingen in Deutschland ist die Aktie des Datenkartenspezialisten Vtion Wireless Technology. Das Unternehmen profitiert von der Kommerzialisierung der 3G-Netzwerke durch die chinesischen Netzwerkbetreiber, was zu einem starken Absatz von Mobilfunk-Datenkarten geführt hat. Im dritten Quartal steigerte Vtion den Umsatz um 150 Prozent auf 26,6 Millionen Euro und erwirtschaftete dabei mit 8,5 Millionen Euro einen um 157 Prozent höheren Gewinn als noch im Vorjahresquartal. Bezogen auf das Gesamtjahr sollen unterm Strich 16,6 bis 17,7 Millionen Euro hängen bleiben, was einem KGV von rund 8 entspricht. Tendenz: stark sinkend.
Zhongde Waste: Verkannt
Die Kursentwicklung des Anlagenbauers für mittelgroße Müllheizkraftwerke, Zhongde Waste, hat zuletzt ein wenig enttäuscht. Und das obwohl das Unternehmen Ende Dezember einen mittelgroßen Erfolg feiern konnte. Nach mehreren Änderungen am EPC-Projekt mit Datong Fuqiao Waste-to-Power hat man sich auf eine Erhöhung der Vertragssumme um rund 2,5 Millionen Euro geeinigt. Diese soll zum Ergebnis des vierten Quartals beitragen. Bricht die Aktie aus ihrem Seitwärtstrend aus, ist mit einer deutlichen Aufwertung zu rechnen.
Vier Kaufkandidaten
Alle vier Aktien sind derzeit ein Kauf. Das beste Chance/Risiko-Verhältnis weist Vtion aus. Nähere Angaben zu Kurszielen und empfehlenswerten Stoppkursen entnehmen Sie Ausgabe 04/10 von DER AKTIONÄR, die sie hier als ePaper abrufen können.
Dieser Artikel ist erschienen in DER AKTIONÄR - Ausgabe 04/10.
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