Seit Wochen hören wir von Börsenkommentatoren das Märchen von Saisonalität und Septemberschwäche. Nach dem Motto: die Statistik macht die Kurse.
Für DAX, DOW, S&P 500, Nasdaq, HangSeng und Nikkei ist der September gerade drauf und dran, einer der besten Börsenmonate dieses Jahres zu werden!
Die Statistik hat eben nicht berücksichtigt, dass im September 2024 einer der größten weltweiten Zinssenkungszyklen aller Zeiten eingeleitet wurde.
So wie der in Ausmaß und Schärfe einzigartige Zinserhöhungszyklus insbesondere hoch verschuldeten und besonders zinssensitiven Geschäftsmodellen wie Automobilwirtschaft und Immobiliensektor massiv geschadet hat, dürfte der nun begonnene Zinssenkungszyklus in zinssensitiven Branchen Wachstumspotenziale bislang ungekannten Ausmaßes freisetzen.
Analysten, die das einfach nicht kapieren wollen und sturheil auf historische Septemberverläufe rekurrieren, haben ihren Kunden eine massive Fehlberatung zuteil werden lassen und kommen von dem Baum offenbar nicht mehr herunter. Wird also Zeit, dass diese elende zweite Septemberhälfte endet.
Am 30.09. übrigens mit frischen Sept Inflationsdaten, die den Zinssenkungserwartungen in Euroland weiter voll in die Karten spielen sollten.
Ich kann auch die in Dauerschleife gespielte Leier vom vermeintlich hohen DAX-Stand nicht mehr hören... der Index wird von SAP und Siemens beherrscht. Die Autowerte und Banken etwa stehen gemessen an den Gewinn-Multiples für 2024 und 2025 nahe historischer Tiefs!
Der DAX Performance Index hat auf 5-Jahressicht ca. 52% zugelegt. Davon sind allein 30% dem Inflations-Basiseffekt geschuldet. Bleiben inflationsbereinigt ca. 16,9% reale Aktienrendite (= 152% / 130% -1) verteilt auf 5 Jahre. Von rekordverdächtiger Kursrallye kann ich da weit und breit nichts sehen. Im Gegensatz zu Bargeld repräsentieren Aktien eine Beteiligung an realen Vermögenswerten, die analog zu Immobilien oder Edelmetallen mit der Inflation steigen und somit einen gewissen Inflationsschutz bieten, da auch die Umsätze und Unternehmensgewinne inflationiert werden.
Regelrecht katastrophal sieht die 5J-Börsenentwicklung beim Blick auf die Nebenwerte aus. MDAX in 5Jahren nominal -5%. Bereinigt um 30% Inflation ergibt sich für den MDAX auf 5J-Sicht ein realer Wertverlust von ca. 26,9%. (= 95% / 130% -1)
Teamviewer zeigt im September eine massive Underperformance gegenüber dem MDAX. Und das, obwohl TV im 2. HJ 2024 und in 2025 gewinnmäßig massiv von wegfallenden Sponsoringaufwendungen profitiert und zudem dank Digitalisierung ein weit über der dt. BIP-Entwicklung liegendes Umsatzwachstum (nominal ca. 6% p.a.; inflationsbereinigt (real) ca. 4% p.a.) erzielen wird.
Fundamental macht die Bewertung des Unternehmens bei ca. 200 Mio € FCF p.a. und 1,77 MRD EUR MKAP m.E. überhaupt keinen Sinn mehr.
Dass man die Aktie trotz klarer Unterbewertung seit Wochen und Monaten sturheil weiter abverkauft, ist für mich ein Unding. Die Auswüchse, die Shortselling durch Hedgefonds wie Qube Research im gesamten dt. Mittelstand zwischenzeitlich genommen hat, sind inakzeptabel und schreien nach der Notwendigkeit einer viel stärkeren Regulierung ausländischer Shortseller, deren Geschäftsmodell in weiten Teilen nicht mehr darauf abzielt, kranke und notleidende Unternehmen zu identifizieren und vom Markt zu nehmen, sondern auf kerngesunde Unternehmen mit vergleichsweise kleinen Handelsvolumina, was faktisch für sämtliche SDAX-Aktien und die meisten MDAX-Aktien zutrifft. Die US Hedgefonds shorten sich seit Jahren ungestört durch das Who is Who deutscher Mittelstandsaktien und fahren horrende Gewinne am Optionsmarkt ein, indem das Underlying nach Belieben hoch und runter manipuliert wird. Nicht umsonst erreicht der Derivatehandel Quartal für Quartal immer neue Rekordvolumina. Die Aktienkursentwicklung dient vielen Tradern nur noch als Mittel zum Zweck...
In einem solchen Umfeld verliert eine langfristige Aktienanlage in wenig liquiden Nebenwerten zunehmend ihre betriebswirtschaftliche Rationalität.
Ich warte seit Jahren, dass Bafin, Börsenaufsicht und Politik aufwachen und seriösen ANLEGERSCHUTZ betreiben. Allein es scheint keine einzige Partei wirklich zu interessieren, dass insbesondere die USA seit Jahrzehnten Wettbewerbspolitik über die Börse betreiben, US Aktien in immer höhere Sphären kaufen und gleichzeitig EU und China massiv shorten. Jeder sieht's und niemand reagiert...
Ein US Analyst äusserte sich letztes Jahr beispielsweise zu der absurd niedrigen Bewertung von Stellantis und meinte, der Kurs wäre sofort doppelt so hoch, wenn Stellantis das Erstlisting in die USA verlagern würde, da etwa US Pensionsfonds regelmäßig nur in den USA gelistete Aktien kaufen...
Der Peergroup Vergleich zwischen Teamviewer und Zoom Video spricht Bände und dennoch kaufen US Boys weiter Zoom Video und shorten TV... einfach weil man es kann und von dt. Aktionären keine substantielle Gegenwehr kommt... Wir kennen an der Börse keinerlei Nationalstolz und kaufen lieber US BigTech statt unsere eigenen Unternehmen...
Wenn sich alle so verhalten macht das im Rückblick auch Sinn... für die Wettbewerbsfähigkeit unserer mittelständischen Unternehmen wiederum ist es eine Katastrophe, da sie nicht mal näherungsweise über die Finanzierungs- und Wachstumspotenziale verfügen wie die extrem hoch bewertete US Konkurrenz... Biontech hat's vorgemacht. Wenn du als dt. Tech-Unternehmen fair bewertet werden willst, musst du ein Erstlisting an NYSE und Nasdaq haben...
Für den Börsenstandort Deutschland und Europa ein Armutszeugnis...
Ich bin stur und bleibe meiner Teamviewer treu, wenngleich die Kursentwicklung seit Jahren wenig Freude bereitet... die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt!
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