Bericht von boerse.ard.de zur General Standard Analystenkonferenz in Frankfurt:
Hunde, Sekt und Häuslebauer von Notker Blechner
Auf der zweiten General-Standard-Konferenz buhlten zahlreiche Börsen-Hinterbänkler um die Gunst der Profi-Anleger. Mologen tut etwas gegen eine Hunde-Epidemie, DesignBau hilft jungen Häuslebauern und Schloss Wachenheim setzt auf alkoholfreien Sekt. Noch gesund? Profi-Anleger, die am Donnerstagvormittag auf der Suche nach neuen Nebenwerte-Perlen ins Frankfurter Hilton pilgerten, hatten die Qual der Wahl. Während im ersten Stock Nick Reh, Vorstandschef der Sektkellerei Schloss Wachenheim, über das Potenzial des deutschen Sekts in Frankreich und Osteuropa redete, präsentierte im zweiten Stock Mologen-Chef Burkhard Wittig ein Wundermittel für kranke Hunde.
"Wussten Sie, dass auf Mallorca 70 bis 80 Prozent der Hunde an Leishmaniose leiden?", fragt er in die Runde der Analysten und Investoren. Und: "Wussten Sie, dass mehrere Hundert GIs der US-Armee aus dem Irak mit Leishmaniose zurückkamen?" Kopfschütteln im Publikum. Aber: Leishmaniose sei eine ähnlich große Bedrohung wie Malaria, meint Wittig.
Hundeleben retten Mologen hat nach eigenen Angaben den ersten MIDGE-basierten Impfstoff gegen die schlimme Hunde-Krankheit entwickelt. Ende April fand das Biotech-Unternehmen in den USA ein großes veterinärpharmazeutisches Unternehmen als Partner. Die letzte Stufe der klinischen Entwicklung steht unmittelbar bevor. "Wir hoffen auf eine vorläufige Zulassung in den USA bis Ende 2007", erklärt Wittig. Die Vermarktung des Impfstoffes wird sich zunächst auf Europa konzentrieren, wo Leishmaniose eine bei Haustieren weit verbreitete Krankheit ist, vor allem in Spanien und Südfrankreich.
Wegen des Impfstoffs soll angeblich auch der "Hundenarr", Wahl-Mallorquiner und Finanzinvestor Florian Homm bei Mologen eingestiegen sein, munkelt man auf den Gängen im Hilton. Vor einer Woche hat Homm seinen Anteil auf 15 Prozent aufgestockt.
BaFin alarmiert Doch die Aktie von Mologen ist angeschlagen. Kurz bevor es eine Mitteilung über das Ende eines Joint-Ventures mit arabischen Partnern gab, stürzte der Titel ab. Der Kurseinbruch sei unerklärlich, meint Wittig. Die BaFin hat sich eingeschaltet und eine formelle Untersuchung begonnen. Wittig wird nicht müde zu betonen, dass er inzwischen die richtigen Partner in den Vereinigten Arabischen Emiraten gefunden hat und jetzt in Abu Dhabi mit der zell-basierten Gentheraphie gegen Krebs durchstarten will. "Die Araber", so Wittig, "fangen jetzt erst an, über Krebs nachzudenken." Erst seit 1998 gebe es die ersten offiziellen Statistiken.
2006 soll die Golf-Region und Indien als Krebs-Markt erschlossen werden. Daher ist Wittig zuversichtlich, dass "wir 2006 endlich schwarze Zahlen schreiben". Die hatte er schon für versprochen. Doch dann kam, so Wittig, "die fiese Nummer mit den Arabern".
Alkoholfreier Sekt gegen die Flaute Ein Stockwerk weiter unten referierte derweil Nick Reh, Chef der Sektkellerei Schloss Wachenheim, über neue Möglichkeiten, wie man der stagnierenden deutschen Sekt-Konjunktur trotzen kann. Reh präsentiert den "Light Live", den ersten alkoholfreien Sekt, auf einer bunten Chart-Folie. Das neue Produkt verkaufe sich glänzend, verkündet Reh und zeigt starke Wachstumskurven.
In Deutschland ist Schloss Wachenheim nur Nummer drei. In Polen und Frankreich sei man dagegen Marktführer. Reh: "Es muss doch nicht immer Champagner sein."
Die Investoren gucken argwöhnisch. Vor allem die Grafik zur die Entwicklung des Sektkonsums in Deutschland macht Sorge. Der Sektverbrauch sank in den letzten 11 Jahren von 5,15 Liter pro Kopf auf 3,80 Liter pro Kopf.
Auch nach der Präsentation geht es nicht besonders spritzig zu. Draußen werden nur Wasser und Säfte gereicht.
DesignBau hat ein Herz für junge Häuslebauer Wer statt Hundearznei- oder Sekt-Werten eher an Immobilien-Aktien glaubt, ist bei DesignBau gut aufgehoben. Finanzvorstand Joachim Mattner stellt das bundesweit einzigartige Eigenkapitalhilfe-Modell des Baudienstleisters vor. DesignBau kauft und entwickelt günstige Grundstücke im Speckgürtel norddeutscher Großstädte. Danach werden den Bauherren modulare Hauskonzepte angeboten. Um die Häuser schneller zu verkaufen, unterstützt Design Bau die "Häuslebauer" mit Eigenkapital-Hilfe von bis zu 16.500 Euro. Ein Investor hakt nach, will wissen, wie sich DesignBau so viel Spendabilität leisten kann. "Das bekommen wir über die Margen wieder herein", beruhigt ihn Mattner in hanseatischem Understatement.
Mattner ist zuversichtlich, dass seine Rechnung aufgeht. "Der Trend zum eigenen Haus in Speckgürteln bei jungen Familien ist ungebrochen", weiß er. Und das Unternehmen investiere nur dort, wo die demographische Entwicklung stimme – wie zuletzt in Berlin-Teltow.
Nach seinem Auftritt vor den Investoren im Einheitsanzug mit Krawatte will sich Mattner für seinen zurückhaltenden Stil fast entschuldigen. "Mein Bruder und ich kommen aus einfachen Verhältnissen", verrät er. "Unser Vater war bei der Bundeswehr." Und: "Wir sind keine Manager." Werner und Joachim Mattner leiten DesignBau.
VEM Aktienbank profitiert vom IPO-Boom Ganz anders wirkt Andreas Bayer, Vorstand der VEM Aktienbank. "Ich prophezeie 100 Börsengänge für dieses Jahr", kündigt er vollmundig an. Sein Unternehmen profitiert vom IPO-Boom, insbesondere bei Listings. Die VEM Aktienbank hat zum Beispiel die Nanotech-Firma Neosino an die Börse gebracht. "Wir haben deren Produkte in unserer Firma getestet", erzählt er. Das soll angeblich Wunder bewirkt haben. Eine Mitarbeiterin, die einen Sonnenbrand hatte, nahm ein Neosino-Mittel und kam tags darauf ohne Sonnenbrand zurück, berichtet Bayer. __________________________________________________
Zuerst hieß es ja 50-100, dann 80-100, jetzt also 100 IPOs für dieses Jahr. Die Voraussetzungen für ein gutes Wachstum bei VEM in 2006 sollten damit wirklich zu 100% gesichert sein... Zur Veranschaulichung auch nochmal eine Grafik aus der letzten Präsentation von VEM:
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Angehängte Grafik:
ipo.jpg (verkleinert auf 92%)