Ich denke, einerseits sind viele Menschen überfordert von dem rasanten Wandel in den westlichen Gesellschaften in den letzten Jahrzehnten, Globalisierung, Migration, Klimawandel, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Genderisierung, Alterung der Gesellschaft usw...und überall wird oft fast eine persönliche Positionierung verlangt von Leuten, wie bei Religionen, extrem war das z.B. bei Covid, obwohl die eigene Meinung kaum etwas an den Entwicklungen ändert. Es wird aber oft so getan, als würde individuelle Positionierung verantwortlich sein für Entwicklungen.
Es herrscht dabei nun allgemein ja eher eine Abbruchstimmung, als eine Aufbruchstimmung und es ist nicht absehbar, wohin diese Entwicklungen führen und das löst verständlicherweise Ängste aus, die man mAn nicht immer gleich stigmatisieren sollte oder ihnen grundsätzlich schlechte Absichten unterstellen sollte, was mAn in Deutschland bzw. in dessen Medien mir aber doch auffällt, wie z.B. in Talkshows das immer im Vordergrund steht. Da scheint nichts einfach auch einmal zur Kenntnis genommen zu werden zu können, es muss immer alles auch definitiv beurteilt oder verurteilt werden.
Anderseits haben das Internet und die sozialen Medien die Wahrnehmungen verschoben. Auch was den Einfluss des Individuums anbelangt, man kann selber Nachrichten selektionieren oder ausblenden und überall mitreden und sich auch einbilden, dies hätte eine Auswirkung auf den Lauf der Dinge. Dabei geht es immer auch um die Suche der eigenen Identitäten innerhalb einer sehr komplexen Welt, die aber immer abrufbar ist, z.B. im Zug hängen fast alle, jung und alt, an ihren mobilen Geräten, sehen kaum ihre Gegenüber oder die vorbeiziehende Landschaft, dafür die abrufbare Welt, die man glaubt immer, auch ohne historischen oder kulturellen Kontext, moralisch beurteilen zu können, sich empören zu können über viele Dinge, die man aber kaum beeinflussen kann und einem persönlich gar nicht betreffen. Die ganze Welt ist dank den Smartphones ständig dabei, aber die eigene tatsächliche Realität, die reale Welt um einem herum, kann dabei verschwinden, eine Abstumpfung gegenüber den täglichen Wundern und Schönheiten.
So ist mAn auch in der westlichen Kultur, Kunst, Literatur, Musik, Filme usw. gegenwärtig oft keine Begeisterung zu spüren, Quantität scheint Qualität abgelöst zu haben, und auch da geht es mittlerweile oft um Moralisieren, Positionieren und Politisieren. Fragen werden nicht gestellt, sondern oft ungestellt beantwortet, was eine gewisse Bevormundung ist.
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