Mit einer beeindruckenden Nachmittags-Rallye stemmten sich die amerikanischen Börsen am Donnerstag gegen weitere Verluste. Nach dramatischen Kursstürzen am Vortag hatten die Blue Chips zeitweise weitere 200 Punkte abgegeben, die sie letztlich fast komplett aufholten - für die Hightechs sah es schlechter aus.
Der Dow-Jones-Index schloss am Donnerstag mit einem vergleichweise geringen Minus von 33 Zählern oder 0,25 Prozent bei 13 266 Punkten, während der marktbreite S&P-500-Index um weniger als 1 Zähler auf 1474 Punkte nachgab.
Die Hightech-orientierte Nasdaq traf es deutlich härter: Der Index schloss mit einem Minus von 52 Zählern oder 1,9 Prozent bei 2696 Punkten. Im Tagesverlauf hatten die Hightechs zeitweise mehr als 3 Prozent abgegeben und den noch jungen November als schwächsten Monat seit drei Jahren markiert.
Bei der allgemein pessimistischen Stimmung im Zusammenhang mit der Kredit- und Finanzkrise war es am Donnerstagmorgen Ben Bernanke, der die Wall Street in den Keller schickte. Der Chef der amerikanischen Notenbank warnte vor dem Kongress vor nachlassendem Wirtschaftswachstum und anhaltend hohem Inflationsdruck - doppelt schlechte Nachrichten für die Börse.
Für die zuletzt schlagzeilenträchtige Subprime-Krise schätzt Bernanke das Ausmaß auf bis zu 150 Milliarden Dollar.
Auch abgesehen von Bernankes Worten stand die Finanzkrise erneut im Vordergrund: Morgan Stanley muss im Zusammenhang mit Subprime-Investitionen Abschreibungen von 3,7 Milliarden Dollar vornehmen. Das ist aber weniger als am Vortag spekuliert wurde, weshalb die Aktie mit einem Plus von 4,4 Prozent schloss und einen Teil der Vortages-Verluste aufholte.
Abschreibungen stehen auch bei der American International Group an, wo man ein schwaches Kredit-Portfolio für einen Gewinneinbruch um 27 Prozent verantwortlich macht. Die Dow-notierte Aktie verlor mehr als 3 Prozent, schloss damit aber deutlich über dem Jahrestiefstand, der im Tagesverlauf gemessen wurde.
Auch die anderen Finanzwerte holten steile Verluste weitgehend auf: Im Dow schloss die Citigroup mit einem kleinen Minus von 1,6 Prozent, während es J.P. Morgan Chase letztlich sogar ins Plus schaffte. Der positive Trend gegen Handelsende war Schnäppchenjägern zuzuschreiben, die nach den dramatischen Kursstürzen der letzten Wochen einstiegen.
Einsteiger fanden sich auch im Hightech-Sektor am späten Nachmittag, nachdem die Branche zeitweise mehr als 3 Prozent abgegeben hatte. Auslöser für die Einbrüche war ein pessimistischer Ausblick von Cisco Systems. Der Netzwerk-Riese hatte zwar gute Quartalszahlen gemeldet, allerdings fürchtet das Management, dass die Kreditkrise das Investitionsvolumen von Corporate America senken und damit nun doch auf den Hightech-Sektor übergreifen könnte.
Mit Cisco fielen einige andere Hightech-Aktien, bei denen Gewinnmitnahmen ohnehin überfällig waren. Google gab um 5,3 Prozent ab, Apple um fast 6 Prozent. Im Dow stürzten Intel und IBM um jeweils rund 5 Prozent ab.
Autor war Markus Koch am 8.11.07 (Fundort coco)
Der für mich entscheidende Passus ist die Aussage Ben Bernanke`s, denn der Markt erwartet fest (bereits eingepreist) weitere Zinssenkungen in den USA - eine im Dezember und eine im Januar (jeweils um 0,25 Punkte). Diese Erwartung steht nun in Frage und muss aus den Kursen wieder raus ...
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