Und auch nur weil SAP in den letzten Tagen ordentlich performen konnte.
Vorher war auch da nichts zu gewinnen.
Wie geht es weiter?
Ansonsten trifft das OUT performen bei diesen Werten JETZT und in naher Zukunft voll zu.
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News - 03.06.08 09:45 SAP-Chef auf der Suche nach der Balance
Heute hat er seinen Auftritt bei der SAP-Hauptversammlung. Leo Apotheker, designierter neuer Allein-Chef des Walldorfer Softwareriesen, hält sich in der Öffentlichkeit noch zurück. Dabei entspricht das so gar nicht seinem Naturell. Der Vertriebsprofi gilt als ungeduldig und drängend. Im Hintergrund wirbelt er bereits heftig.
FRANKFURT. Die Augen bohren sich in die seines Gegenübers, das Lächeln zwischen den graumelierten Barthaaren wird breiter. Einige Sekunden vergehen, dann folgt die Antwort, überraschend scharf im Tonfall: "Sie wissen, dass das nicht stimmt." Der verbale Schuss sitzt. Der Gesprächspartner, ein Journalist, lächelt verunsichert. Ob er als künftiger Vorstandschef der SAP die Entwicklungsausgaben grundsätzlich kappen werde, wie berichtet wurde, hatte dieser wissen wollen. Die Antwort ist deutlich.
Das Jonglieren mit Zuckerbrot und Peitsche, Leo Apotheker beherrscht es perfekt. Ab Mai nächsten Jahres soll der 55-Jährige alleiniger Vorstandschef des Walldorfer Softwareriesen SAP werden, Nachfolger von Henning Kagermann. Eine Rolle, die ihm liegt, an die er sich aber auch erst noch gewöhnen muss. "Leo kann sehr einnehmend sein, er hat aber andererseits klare Ansichten, die er unmissverständlich und oft auch ohne Rücksicht äußert. Als CEO wird er sich hier manchmal bremsen müssen", sagt ein Konzernmanager, ein langjähriger Wegbegleiter.
Mit Apotheker beginnt eine neue Ära bei SAP. Der Wind, der künftig durch die Büros und Entwicklerlabore des weltgrößten Softwarekonzerns wehen wird, ist bereits spürbar. Er wird rauer sein. "Henning sagt klar, was er will, vertraut dann aber auf die Intelligenz der Leute", sagt sein Wegbegleiter. "Leo ist ein Stück deutlicher und hakt viel intensiver und vor allem länger nach."
Noch muss sich Apotheker freilich zurückhalten. Heute zum Beispiel, wenn er sich erstmals als designierter Alleinregent über das Reich der Softwareschmiede den Tausenden von Aktionären stellt. In der von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp finanzierten Mannheimer Eissporthalle SAP-Arena wird noch einmal Kagermann, in der Branche und bei Investoren gleichermaßen anerkannt, die Hauptrede auf der Hauptversammlung halten. Für Apotheker bleibt die Rolle des Beobachters.
Wohl ein letztes Mal. Kagermann, so ist zu hören, wird vor Ende seines Vertrags im Mai 2009 aufhören. Das gilt in der Konzernzentrale in Walldorf mitten auf dem nordbadischen Spargelacker als ausgemacht. "Wir tippen auf den Jahreswechsel", heißt es bei Insidern.
Ab dann gilt das Motto: Die Ernte der zuweilen teuren Entwicklung und Programmierung wird eingefahren. Apotheker ist der erste reine Vertriebs-Experte an der Spitze des Technologiekonzerns. Für Jonathan Crozier, Analyst der WestLB, ist das ein Signal für einen echten Wandel im Stil des Unternehmens. "Nach unserer Ansicht wird Apotheker sich stärker auf die Ergebnisse und weniger auf Marktanteile und zusätzliches Wachstumspotenzial konzentrieren", prophezeit er.
Eine wahrscheinlich korrekte Einschätzung, wie die Hausmesse des Konzerns, die sogenannte Sapphire, in Berlin vor wenigen Tagen zeigt.
Zwar wolle er die Entwicklerbudgets nicht grundsätzlich kappen, aber doch auf ein Normalmaß zurückfahren, erklärt Apotheker dort selbstbewusst. Und verweist auf frühere Aussagen seines Kollegen Kagermann. Der assistiert sofort vom Nebentisch aus. "Wir haben im Durchschnitt über die Jahre immer etwa elf bis 11,5 Prozent unseres Umsatzes in die Entwicklung investiert, derzeit liegen wir bei 14 Prozent", ruft Kagermann herüber.
Immer schön harmonisch - das ist der andere Apotheker, einer der gerade lernt, vor allem aber auch bereit ist, zu lernen, was seine künftige Rolle alles mit sich bringt. Er weiß: Auf den letzten Metern noch einen Keil zwischen ihn und "dem Henning" treiben zu lassen, das wäre fatal. Immer wieder verweist er auf die Strategie und Ziele von "Henning", übt sich in Zurückhaltung. Dabei entspricht das so gar nicht seinem Naturell. Der Vertriebsprofi gilt als ungeduldig und drängend, hat sich die Diplomatie erst in den letzten Jahren zu eigen gemacht, vor allem seit 2002, seit er dem Vorstand angehört.
Doch zuweilen geht seine Ungeduld immer noch mit ihm durch. Es ist warm in dem Konferenzraum in Walldorf, die Luft ist stickig. Mehrere Duzend SAPler haben sich versammelt, es geht um die Vertriebsstrategie. Ein junger Kollege trägt vor.
Immer wieder fährt ihm Apotheker barsch ins Wort. Der Mitarbeiter wird von Mal zu Mal unsicherer, ist am Ende total am Boden zerstört. Gott sei Dank ist endlich Mittagspause. Ein Managementkollege von Apotheker hat die Situation beobachtet, spricht Apotheker in der Pause an. "Das war zu heftig, Leo, zu viel, was du da gemacht hast", raunt er ihm zu. Nach der Pause stellt sich Apotheker vor die versammelte Mannschaft und entschuldigt sich für sein Verhalten. Die Kollegen sind baff vor Staunen.
"Sein einziges Problem ist die richtige Balance zwischen viel und zu viel fordern. Hier ist er gnadenlos zu sich, aber eben auch zu anderen", sagt ein hochrangiger Managerkollege. Das müsse man ihm immer wieder sagen, das könne man ihm aber auch sagen. "Der jüngere Leo war deutlich kämpferischer. In den letzten Jahren ist er aber enorm gereift, hat gelernt, dass man als Vorstand auch zuhören muss." Früher, da waren zum Beispiel die Entwickler für den leidenschaftlichen Tennisspieler und Lesefan nicht mehr als eine Abteilung, die zu liefern hatte. "Heute weiß Leo, dass das Liefern nicht immer so einfach ist", sagt ein SAPler. Dennoch hat die Berufung Apothekers vor allem in der Entwicklung für Unsicherheit gesorgt. So recht wisse man nicht, welche Rolle die Forschung an neuen Produkten künftig noch spielen werde, heißt es in den Laboren. Andere geben sich gelassener: "Er hat hier mal einen Vortrag vor dem Entwicklerteam gehalten. Das war sehr gut, er hat sich tief eingearbeitet", sagt ein Programmierer.
Der 55-jährige Apotheker will eben nicht so recht in eine der typischen Software-Schubladen passen. Einerseits ist er impulsiver, aggressiver als der stets ruhige, sachliche und eher zurückhaltende Kagermann. Andererseits kann und will er mit seinem Charisma nicht an den SAP-Mitgründer und-Übervater Hasso Plattner heranreichen, der mit seiner Spontanität und Kreativität den Softwarekonzern über Jahrzehnte dominierte, ihn noch heute beeinflusst.
Apotheker ist eher eine Art Grandseigneur der Software-Industrie. Der Fan guter Rotweine weiß, wie man sich perfekt verhält, egal, wie groß die Bühne ist, die er betritt. Fünf Sprachen spricht der Kosmopolit, der in Aachen geboren und in Antwerpen aufgewachsen ist, fließend, darunter Hebräisch, die Sprache der jüdischen Eltern. Seinen leicht nuschelnden Tonfall, die manchmal bizarre Mischung der Vokabeln unterschiedlicher Sprachprägungen mögen zuweilen unverständlich sein. Man verzeiht sie dem sympathischen und weltgewandten Manager nur allzu gerne.
Für viele symbolisiert Apotheker die neue Generation der CEOs in der Software-Branche. Die Garde der Gründer wie Plattner oder Erzrivale Larry Ellison von Oracle, die sich nicht nur beim Kampf um Kunden, sondern auch auf hoher See mit millionenschweren Jachten einen Wettstreit geliefert haben, steht vor dem Abschied - ein klares Indiz dafür, dass die Software-Branche erwachsen wird.
Vielleicht, so wird sich auch Plattner gedacht haben, ist ein Vertriebsprofi wie Apotheker für eine solche neue Phase genau der richtige Mann. "Er ist ein sehr intelligenter Kopf, der die Dinge enorm schnell auffassen kann", beschreibt ein Vertriebskollege seinen derzeitigen Chef.
Apothekers Analyse der Situation von SAP scheint auf jeden Fall weitgehend abgeschlossen zu sein. Vor allem eine Baustelle hat er ausgemacht: den miserablen Aktienkurs. Kostete das SAP-Papier Anfang 2006 noch fast 47 Euro, liegt der Kurs derzeit bei nur noch 35 Euro. "SAP hat weitgehend zufriedene Kunden, Mitarbeiter und Partner, nur eine Gruppe ist unzufrieden, das sind die Shareholder. Das will Leo ändern", sagt ein SAP-Manager.
Unterstützung dafür hat sich Apotheker bereits gesichert, auch im Topmanagement. Mit Erwin Gunst, bislang für die Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika (EMEA) zuständig und demnächst Chief Operating Officer, hat er sich eine Führungskraft ins Management geholt, die ähnlich tickt wie er. "Mehr aus SAP machen, das ist etwas, was uns beide verbindet", sagt Gunst. Und fügt hinzu: "SAP ist ein gut gemanagtes Unternehmen, sonst wären wir nicht dort, wo wir heute sind. Das heißt aber nicht, dass man nicht noch einiges besser machen könnte."
Der Manager:
Leo Apotheker wurde 1953 in Aachen geboren. Seine Eltern, beide Juden, stammen aus Przemysl im heutigen Polen. Um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen, suchen die Eltern zunächst Schutz in der Sowjetunion. Später lassen sie sich in Aachen nieder. Als Leo sieben Jahre alt ist, zieht die Familie nach Belgien. 1972 geht Apotheker nach Jerusalem, um Volkswirtschaft zu studieren. Seine ersten Erfahrungen mit Firmensoftware sammelt er bei Swift, einem Dienstleister für den internationalen Zahlungsverkehr. 1988 fängt er bei SAP an, wo er zunächst die Landesgesellschaften in Belgien und Frankreich aufbaut. Bis heute hält seine Leidenschaft für die französische Lebensart. Zusammen mit seiner Frau Liliane und den beiden Kindern lebt er seit mehr als 20 Jahren in Paris. Für ein paar Jahre geht Apotheker "fremd". Er gründet die Risikokapitalfirma ECsoft und leitet die Consultingfirma ABP Partners. Angeblich, so wird berichtet, soll er in dieser Zeit sogar Produkte des SAP-Rivalen Oracle verkauft haben.
Das Unternehmen
1973 gründen Klaus Tischira, Hasso Plattner, Hans Hector, -Werner Claus Wellenreuther und Dietmar Hopp in Mannheim die Firma "Systemanalyse und Programmentwicklung GbR". Sie entwickeln Programme, die Lohnabrechnung oder Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Die SAP-Revolution: Statt die Rechner von "Operatoren" per Hand mit Programmen füttern zu lassen wie bei ihrem Ex-Arbeitgeber IBM, setzen Plattner, Hopp & Co. auf die Eingabe per Bildschirm. Der Umsatz von SAP beträgt heute 10,3 Mrd. Euro, das Unternehmen beschäftigt 51 000 Mitarbeiter. Trotzdem warten auf den neuen Chef Apotheker große Aufgaben. Im Kerngeschäft stößt SAP an die Wachstumsgrenze. Nun soll es der Mittelstand richten. Eine neue Software verzögert sich um bis zu 18 Monate. Hinzu kommt der schlappe Aktienkurs.
Quelle: Handelsblatt.com
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