Schwere israelische Luftangriffe im Libanon Hisbollah-Raketen auf israelische Hafenstadt Haifa - 36 Tote bei israelischen Angriffen Tel Aviv/Beirut - Ein Raketenangriff der proiranischen Hisbollah-Miliz auf die israelische Hafenstadt Haifa hat den Nahostkonflikt am Sonntag dramatisch angeheizt. Bei dem Beschuss wurden acht Menschen getötet und 20 verletzt. Israel kündigte weit reichende Konsequenzen an und setzte die Luftangriffe im Libanon und die Militäraktion im Gaza-Streifen fort. Dabei wurden 36 Menschen getötet, darunter acht kanadische Staatsbürger.
Die sieben führenden Industrienationen und Russland (G-8) forderten in einer Erklärung auf ihrem Gipfel in St. Petersburg die Hisbollah zur Freilassung der beiden entführten israelischen Soldaten und zum Stopp ihrer Angriffe auf Israel auf. Die Staatengruppe rief Israel zur Zurückhaltung auf.
Am Morgen schlugen etwa 20 Raketen, die vom Südlibanon abgefeuert worden waren, in und um Haifa ein. Sie richteten Zerstörungen unter anderem an einem Bahnhof an. Bewohner der drittgrößten israelischen Stadt, die 35 Kilometer von der Grenze entfernt ist, flüchteten in Schutzräume. Der israelische Armeechef Dan Haluz berichtete dem Kabinett nach Angaben eines hoch gestellten Politikers, einige der Raketen seien wahrscheinlich in Syrien hergestellt worden. Syrien seinerseits warnte Israel vor Angriffen auf sein Territorium.
Ministerpräsident Ehud Olmert kündigte eine harte Reaktion an. Sein Land werde sich dem Druck der Hisbollah nicht beugen. Angriffe auf Haifa mit seinen 250.000 Menschen kämen dem Überschreiten der "roten Linie" gleich, hatte Israel in der Vergangenheit gewarnt.
Die Hisbollah drohte mit einer Ausweitung ihrer Angriffe. Haifa sei erst der Anfang, sagte ihr Anführer, Scheich Hassan Nasrallah, in einer TV-Ansprache. Er bestritt Informationen, dass in den Reihen der Hisbollah auch Iraner kämpften. Alle "Kämpfer gegen Israel" stammten aus dem Libanon. "Die arabische Welt hat eine historische Chance, die Zionisten zu besiegen", sagte Nasrallah im libanesischen TV.
Israel flog erneut Luftangriffe gegen Ziele im Süden Beiruts und im Südlibanon. Nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen kamen am fünften Tag der Luftangriff in der südlibanesischen Stadt Tyrus 16 Menschen ums Leben. Beim Angriff auf ein südlibanesisches Dorf starben dem kanadischen Außenministerium zufolge acht kanadischen Staatsbürger. Angegriffen wurde auch der TV-Sender der Hisbollah, dessen Programm vorübergehend ausfiel.
In einer von Italien übermittelten Erklärung fordert Israel vom Libanon die Freilassung der beiden entführten Soldaten sowie den Rückzug aus dem Grenzgebiet. Dies seien die Bedingungen Israels für einen Waffenstillstand. Ein Mitglied der italienischen Regierung sagte, Ministerpräsident Romano Prodi solle als Vermittler fungieren. EU-Außenvertreter Javier Solana traf überraschend zu einem Kurzbesuch in Beirut ein. Er will sich mit Ministerpräsident Fuad Siniora treffen.
Der Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah schwelt seit Jahren. Er eskalierte am Mittwoch mit der Entführung der beiden Soldaten. Israel reagierte mit Luftangriffen, die Hisbollah mit Raketenbeschuss. Seit Beginn der Militäraktionen, mit denen Israel die Hisbollah aus ihren Stellungen vertreiben will, kamen im Libanon 140 Menschen ums Leben. Bis auf vier waren alle Todesopfer Zivilisten.
In den vergangenen Tagen hatte die von Syrien und dem Iran unterstützte Miliz mehr als 400 Raketen auf Israel abgefeuert. Dabei kamen insgesamt zwölf Israelis ums Leben, Hunderte wurden verletzt. Die Hisbollah soll über bis zu 12.000 Raketen mit einer Reichweite von 30 bis 70 Kilometern verfügen. (APA/dpa/Reuters)
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