HSH Nordbank AG - Ölpreise wurden nochmals unter Druck gesetzt
16:07 22.01.07
Hamburg (aktiencheck.de AG) - Ein überraschend starker Zuwachs der Rohöl-Lagerbestände in den USA hat die Ölpreise in der vergangenen Woche nochmals unter Druck gesetzt, berichten die Analysten der HSH Nordbank AG.
WTI habe kurzzeitig sogar die 50 USD-Marke nach unten durchbrochen. Mit dem Einsetzen kälterer Temperaturen im Nordosten der USA und in Europa sowie unterstützenden Aussagen der IEA habe es zuletzt jedoch eine leichte Erholung gegeben. Die Analysten würden unverändert davon ausgehen, dass die Preise nicht nachhaltig unter 50 USD sinken würden, da die OPEC ihren Output in diesem Fall wohl weiter kürzen würde und sich gleichzeitig für die US-Konjunktur aktuell eine Bodenbildung abzeichne. Man rechne weiterhin für die kommenden Wochen mit Preisen um 60 USD.
Die US-Rohöl-Vorräte seien in der vergangenen Woche kräftig angestiegen. Aufgrund massiver Importe und eines starken Rückgangs der Raffinerieauslastung (-3,5 Prozentpunkte auf 87,9%) hätten sich die Bestände um 6,8 Mio. boe erhöht. Damit liege die Vorratsreichweite allerdings noch immer gut einen Tag unter ihrem Vorjahresniveau. Bei den Ölprodukten hätten die bis dato noch ungewöhnlich milden Temperaturen in großen Teilen der Vereinigten Staaten für eine weiterhin relativ geringe Nachfrage, insbesondere nach Heizöl gesorgt.
Damit sei der Rückgang der Raffinerieproduktion mehr als kompensiert worden, sodass die Benzin-Bestände um 3,5 Mio. boe und die Destillate-Vorräte um 0,9 Mio. boe zugelegt hätten. Die Vorratsreichweiten würden damit bei Benzin (23,6 Tage) auf Vorjahresniveau und bei Destillaten (34,2 Tage) rund 2,5 Tage darüber liegen.
Die gute Bestandssituation und die relativ niedrigen Verarbeitungsmargen hätten einige Raffinerien zuletzt veranlasst, bereits Mitte Januar mit ihren Modernisierungsarbeiten zu beginnen, die üblicherweise im März/April ihren Höhepunkt finden würden. Gleichzeitig würden die Analysten weiterhin davon ausgehen, dass sich die Förderkürzungen der OPEC in niedrigeren Importen und der Einzug winterlicher Temperaturen in einer höheren Heizöl-Nachfrage widerspiegeln würden und würden daher keine Fortsetzung des seit Mitte Dezember erkennbaren starken Bestandszubaus bei den Ölprodukten erwarten. Bei den Rohöl-Vorräten dürften sich die saisonal üblichen Bestandszuwächse infolge der OPEC-Politik ebenfalls in Grenzen halten. Dies sollte einem weiteren Ölpreisverfall entgegenstehen.
Die OPEC-Mitglieder würden die jüngste Schwäche des Ölpreises unverändert mit Sorgenfalten sehen. Allerdings habe sich Saudi-Arabien optimistisch gezeigt, die eingeleiteten Förderkürzungen würden die Märkte in ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bringen und darüber den Preisverfall stoppen. Eine Sondersitzung, wie von einigen Kartell-Mitgliedern gefordert, sehe Ali al-Naimi, der Ölminister des Landes, daher nicht als nötig an. Auch sein nigerianischer Kollege Edmund Daukoru glaube, es müsse vor einer Verschärfung der Maßnahmen der Erfolg der für Februar angesetzten Produktionseinschränkungen abgewartet werden. Dagegen habe Hugo Chavez, der Präsident Venezuelas "drastische Förderkürzungen" gefordert, sobald sich der Preisrutsch fortsetzen sollte.
Unterstützung hätten Saudi-Arabien und Nigeria durch den neuen Monatsbericht der Internationalen Energieagentur IEA erhalten. Diese habe aufgrund des milden Winteranfangs in Europa und Nordamerika zwar erwartungsgemäß ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage 2007 um etwa 100 Tsd. auf 85,8 Mio. bpd gekürzt, gleichzeitig aber auch die Wachstumsschätzung für die Förderkapazitäten der Nicht-OPEC-Staaten um 300 Tsd. auf 52,3 Mio. bpd reduziert.
Der rechnerische Bedarf an Öllieferungen der zehn quotengebundenen OPEC-Länder steige gegenüber dem Vormonat zudem um 100 Tsd. auf 28,6 Mio. bpd. Im Dezember habe das Kartell laut IEA mit etwa 28,8 Mio. bpd (-155 Tsd. bpd gegenüber November) damit nur geringfügig mehr als im Jahresdurchschnitt 2007 gebraucht gefördert. Bereits ein Teil der für Februar angekündigten Förderkürzung um 500 Tsd. bpd würde somit zu einer Ausbalancierung von Angebot und Nachfrage führen, während eine vollständige Durchsetzung auf dem Weltmarkt sogar ein Defizit nach sich ziehen würde.
Die niedrige Ölproduktion der OPEC-Staaten habe bereits im nachfragestarken November nicht ausgereicht, um die Nachfrage vollständig zu bedienen, sodass die Ölvorräte der OECD um 33 Mio. boe zurückgegangen seien. Damit würden die Bestände absolut zwar noch 41 Mio. boe über dem Vorjahresniveau liegen, die Vorratsreichweite sei mit 54 Tagen jedoch um einen Tag geringer. Auf Basis vorläufiger Daten erwarte die IEA auch für Dezember einen Bestandsabbau. Auch dies sollte den Ölpreisen in den kommenden Wochen Unterstützung bieten. (22.01.2007/ac/a/m)
Quelle: aktiencheck.de
EMFIS - Ölpreis gab nach
09:32 22.01.07
Mainz (aktiencheck.de AG) - Den 18.01.2007 am Nachmittag erhielt Sebastian Hell, Experte von "EMFIS", den Anruf eines guten Freundes von ihm, Stanislaw Schneider, der auch auf "EMFIS" sehr gute Kolumnen über das Geschehen in Russland veröffentlicht.
Er habe ihm mitgeteilt, dass im russischen Fernsehen die Meldung gelaufen sei, dass die USA den Iran schon im März angreifen würden. Die Quelle dieser Behauptungen sei die russische Zeitung "Nesawissimaja Gaseta" gewesen, die bereits im März mit einem militärischen Angriff gegen den Iran rechne. In Teheran bereite man sich gerade auf den Angriff mittels russischer Raketenabwehr vor, die erst vor wenigen Tagen geliefert worden sei. Angeblich stelle diese Lieferung keinen Bruch der Iran-Resolution dar, da man das Geschäft bereits vor dem Dezember geschlossen habe und es deswegen rechtskräftig sei.
Gegen Ende Februar werde es für den Iran zeitlich eng, da die vom UN-Sicherheitsrat gesetzte Frist der Aussetzung jedweder Urananreicherungen zu diesem Zeitpunkt auslaufe. Zu diesem Zeitpunkt würden die USA bereits zwei Flugzeugträger im Golf stationiert haben und erst am Dienstag sei ein Bataillon des Raketenabwehrsystems Patriot zusätzlich in diese Region entsandt worden. Weitere 20.000 Soldaten sollten demnächst folgen und vorerst in Kuwait postiert werden. Russische Experten würden den derzeitigen Schritt der USA für noch nicht bedrohlich halten und eher davon ausgehen, dass die Vereinigten Staaten Druck auf Teheran ausüben möchten.
Den Experten von "EMFIS" stelle sich hierbei allerdings die Frage, ob man dazu derart hohe Kosten aufwenden müsse, um es den Iranern zu beweisen. Der iranische Präsident habe sich in den letzten Monaten von jedweder Drohung unbeeindruckt gezeigt und werde sich auch von der erhöhten Militärpräsenz nicht einschüchtern lassen.
Des Weiteren würden in den USA gerade der Senat und die Mitglieder der amerikanischen Notenbank bezüglich eines neuen Budgetplans diskutieren. Am 18.01.2007 habe FED-Chef Bernanke erst mitgeteilt, dass die Schulden der USA außer Kontrolle geraten seien. Somit sei es fraglich, ob die amerikanischen Befehlshaber in Anbetracht der momentanen Schuldendiskussion einen derartigen Einsatz hätten genehmigen lassen können, wenn dieser "nur" zur Einschüchterung dienen solle und anschließend alle wieder nach Hause fahren würden, bis auf ein paar Hundert Millionen auf der Strecke geblieben seien.
Die zentrale Frage sei nun, was dies alles mit dem Ölpreis zu tun habe. Condoleeza Rice sei am 15.01.2007 in Saudi Arabien zu Besuch gewesen, um dort mit führenden Politikern zu sprechen. Fast zeitgleich habe der saudische Ölminister mitgeteilt, dass die OPEC keine Sondersitzung brauche und dass der Ölpreis gut untermauert sei und bald wieder steigen werde. Aktuelle Meldungen würden jedoch zeigen, dass der Markt überversorgt sei und die OPEC immer noch 700.000 bis 800.000 Barrel an Kürzungen schuldig sei. Hier seien die bevorstehenden Kürzungen mit Wirkung am ersten Februar noch nicht einmal eingerechnet.
Des Weiteren würden die Lagerbestände in den USA wieder stärker ansteigen. Der Report vom 18.01.2007 habe ein Plus von 6,7 Millionen Barrel sowie einen Sprung der US-Importe um über 1,5 Millionen Barrel auf über 11 gezeigt. Möglicherweise würden sich die USA auf einen Krieg vorbereiten und hätten bereits im Vorfeld mit Saudi Arabien vereinbart, dass sich das Land gegen jegliche OPEC-Stützungsmaßnahmen stelle und eventuell sogar mehr produziere, um die Preise zu drücken. Ein Angriff auf den Iran würde den Ölpreis zwangsläufig ansteigen lassen, da der Iran mit 4 Millionen Barrel pro Tag ein bedeutender Produzent sei. Deswegen mache der starke Ölpreiseinbruch auch Sinn, da ein Anstieg um 20% oder 25% ausgehend von einem Niveau bei 50 USD deutlich geringer sei, als bei einem Stand von 70 USD. (Ausgabe vom 19.01.2007) (22.01.2007/ac/a/m)
Quelle: aktiencheck.de
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