Auch während der vergangenen Berichtswoche hat sich der DAX® wieder befestigen können – dieses Mal immerhin um 1,8 Prozentpunkte, so dass es seit Mitte März keine einzige Minuswoche gab.
Im Gegenteil: Seit der letzten signifikanten Korrektur hat das Börsenbarometer um mehr als 15 Prozent an Wert gewonnen. Immerhin haben nun einige Teilnehmer unseres Panels ihre pessimistische Sichtweise zum DAX aufgegeben, denn gemessen am Bull/Bear-Indikator ist der Optimismus leicht angestiegen. Jedoch nur leicht, denn der Gesamtoptimismus im Markt liegt exakt auf dem Niveau von vor drei Wochen. Das heisst, die Stimmung der Marktteilnehmer entspricht im längerfristigen Vergleich nicht nur annäherungsweise dem derzeitigen Börsenumfeld.
Die allwöchentlich von der Börse Frankfurt befragten mittelfristig orientierten Investoren haben sich auch nicht von der alten, in den Medien häufig diskutierten Börsenregel „Sell in May and go away“ anstecken lassen. So konnten wir auch kaum jemanden ausfindig machen, der diese Weisheit – womöglich aus Angst zu spät zu kommen – schon Ende April befolgt hätte. Verständlicherweise, denn für Pessimisten gab es zuletzt kaum etwas zu gewinnen. Vielmehr haben sich sogar einige Bären eines Besseren besonnen und sich sofort auf die Bullenseite oder ins Lager der neutral Positionierten begeben. Vielleicht sind diese Käufe auf die zuletzt deutlich angehobenen DAX-Prognosen zurückzuführen. Trotz dieser Mini-Kapitulation, die vermutlich nur für einen Teil des jüngsten DAX-Anstiegs verantwortlich sein mag, bleibt mit rund einem Drittel der Panelteilnehmer immer noch eine relativ große Gruppe von Bären übrig.
Damit lässt sich nur erahnen, worauf diese Marktteilnehmer warten: Auf eine Korrektur, die in ihrer Größenordnung nach den gängigen Definitionen Baisse heißen müsste. Selbst ein Rückschlag auf „nur“ 7.000 DAX-Punkte würde nicht wirklich helfen. Falls aber sogar eine der jüngst zitierten Blasen (Kreditblase etc.) tatsächlich platzen sollte, wird man – wie schon Anfang März oder im Mai 2006 – ein Engagement nicht gerade in die Schwäche wagen wollen.
Die Optimisten glauben dagegen an eine solide Konjunktur und konnten das beste GfK-Konsumklima seit mehr als 25 Jahren in Deutschland registrieren. Sie halten es sogar für möglich, dass die US-Wirtschaft wieder Schwung holen werde. Aber dennoch können sich die befragten professionellen Investoren kaum vorstellen, dass der DAX innerhalb der kommenden 18 Monate die 10.000er Marke testen möge. Die jüngste Stimmungserhebung vermittelt jedenfalls, dass selbst in der nahen Zukunft keine richtige Kapitulation der Bären, verbunden mit entsprechenden Käufen, zu erwarten ist. Auch werden diese Akteure nicht bei der ersten kleinen Korrektur handeln, sondern mit Käufen abwarten, bis diese eine „vernünftige“ Größenordnung erreicht. Und das können ohne weiteres 500 Punkte sein.
Autor: Joachim Goldberg, cognitrend
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