Ich sachs ja, der Suff macht einen fertig...
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22.11.2007 - 21:40 Uhr FTD: Megafonds zielen auf Mittelstand
Infolge der Kreditkrise stürzen sich die größten Private-Equity-Häuser aus den USA und Europa jetzt auf mittelständische Unternehmen. Noch vor einem halben Jahr wäre dies undenkbar gewesen. Werbung Wie die FTD von Beteiligten erfuhr, hat der US-Finanzinvestor Advent International kürzlich mit dem Bad Homburger Pflegeheimbetreiber Casa Reha und SAG, einem Hersteller von Hochspannungsleitungen aus Langen bei Frankfurt, gleich zwei seiner Portfoliounternehmen zum Verkauf gestellt.
In beiden Verkaufsprozessen sind nach FTD-Informationen neben strategischen Interessenten mehrere Megafonds involviert. Für Casa Reha bieten Finanzkreisen zufolge die britischen Fonds Apax Partners und BC Partners sowie der US-Finanzinvestor Blackstone. Alle genannten Private-Equity-Häuser lehnten einen Kommentar ab.
Casa Reha und SAG sind größere Mittelständler: Der Wert von Casa Reha wird von Beteiligten auf 300 bis 350 Mio. Euro beziffert. SAG wird mit 600 bis 700 Mio. Euro taxiert. Vor einem halben Jahr hätten sich die großen Fonds so kleine Deals niemals angeschaut, hieß es von mehreren Personen, die an den Verhandlungen beteiligt sind. "Damals interessierten sich die großen Private-Equity-Fonds praktisch nur für Unternehmen im Wert von 2 Mrd. Euro aufwärts", so ein Banker.
Doch stellen Banken für Megadeals, wie sie seit 2006 weltweit an der Tagesordnung waren, schon seit Juli keine Kredite mehr zur Verfügung. Grund ist, dass sie diese infolge der Verwerfungen an den Kreditmärkten derzeit nicht mehr an dritte Kreditinvestoren weiterreichen können: Die Märkte für solche Syndizierungen sind seit Monaten ausgetrocknet.
Die Bereitschaft der Banken zu neuen Milliardenkrediten dürfte sich auch bis weit ins Jahr 2008 nicht bessern, da die Institute weltweit noch auf einem Berg von über 300 Mrd. $ unsyndizierten Krediten sitzen, die sie zunächst abarbeiten müssen. Die Ratingagentur Standard & Poor's erwartet, dass das Milliardengeschäft frühestens Mitte 2008 wieder läuft.
Dafür kommen jetzt im Bereich unterhalb 1 Mrd. $ sogenannte Club-Deals immer stärker in Mode: Dabei tun sich mehrere Banken für einen Kredit zusammen und behalten diesen dann auch auf ihren Büchern. "Die Banken sind jetzt im kleinen Segment schon so aggressiv wie früher bei den großen Deals", sagte ein Banker.
Die Private-Equity-Branche ihrerseits sitzt weltweit auf Hunderten Milliarden nicht investiertem Eigenkapital, findet aber angesichts der Finanzkrise kaum Deals. Davon will Advent profitieren. "Jetzt sind sehr wenig Unternehmen auf dem Markt, damit bekommt Advent jetzt die größere Aufmerksamkeit", heißt es in der Branche. Und nicht nur Advent - auch andere verkaufswillige Unternehmenseigner: "Die Großen schauen inzwischen teilweise Deals an, von denen sie früher nicht einmal ein Informationsmemorandum angefordert hätten", sagte ein Banker.
Sowohl die Verkaufsprozesse für SAG als auch für Casa Reha sind Finanzkreisen zufolge weit fortgeschritten. Die Interessenten prüfen bereits die Bücher. Advent hat für den SAG-Verkauf die Schweizer UBS und für Casa Reha die Privatbank Rothschild mandatiert.
Casa Reha gehört Advent seit Herbst 2005 und hatte sich erst im Juni 2007 mit dem Kauf des Konkurrenten Sozialkonzept verstärkt. Das Unternehmen sieht sich jetzt mit 7000 Betten, einem Jahresumsatz von 160 Mio. Euro und, auf Vollzeitbasis gerechnet, 3000 Beschäftigten als drittgrößter Betreiber von Pflegeheimen in Deutschland. In den vergangenen Wochen hatten allerdings Medienberichte über unhaltbare Zustände in einer Einrichtung von Casa Reha in Mainz-Finthen für Unruhe gesorgt. Die Heimaufsicht Rheinland-Pfalz drohte dem Pflegeheim mit Schließung. Casa Reha weist die Vorwürfe zurück und will beweisen dass diese unbegründet sind.
SAG ist das Kernstück von RWE Solutions. Dieses Konglomerat aus fünf teils wenig profitablen Töchtern hatte Advent erst vergangenes Jahr für ungefähr 700 Mio. Euro vom Essener RWE-Konzern erworben.
Die Amerikaner treiben den Weiterverkauf nun früher voran als angekündigt. Im Juli veräußerten sie mit der Ingenieurfirma Lahmeyer International bereits die erste Tochter. SAG, der deutsche Marktführer bei Bau und Wartung von Stromleitungen und Signalanlagen wurde kräftig umgebaut: Advent hat sieben kleinere SAG-Töchter veräußert, darunter etwa einen Anbieter von Beleuchtungen für Tunnels. Dadurch sanken der Umsatz von rund 1 Mrd. Euro im Jahr 2006 auf etwa 750 Mio. Euro und die Mitarbeiterzahl von 8000 auf 6000.
Autor/Autoren: Angela Maier (Frankfurt) und Sven Clausen (Hamburg)
(c) FTD
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