Kapitalismus alleine wursteln lässt, bringt er sich selber um und wir versinken alle im Elend. Die Alternative ist mMn auch nicht der Sozialismus sondern der Orderliberalismus.
Vollkommen richtig, Gleichgewichte herrschen nur temporär, wenn überhaupt. Es ist aber ein riesiger Unterschied ob man alles laufen lässt oder versucht zu korrigieren. In diesem Sinne ist das Anstreben von Gleichgewichten notwendig - eine Sisyphusarbeit. Hat zur Folge, dass der Abstand zwischen großen Krisen wesentlich größer wird, da öfters große Krise vermieden werden. Nicht jede Generation muss mehrere wirtschaftliche Zusammenbrüche und mehrere große Kriege erleben - das ist kein Naturgesetz.
Wir könnte ja, entsprechend deiner Argumente, auch den Versuch rechtsstaatliche Verhältnisse aufrecht zu halten, aufgeben. Gesetze werden ja laufend gebrochen und wir werden nie den Zustand erreichen, in dem es zu keinen Straftaten mehr kommt.
Es ist ja auch kein Zustand von freien Märkten, wenn die Gesellschaft das Finanzsystem nicht zusammenkrachen lässt. Wieso soll sie dann nicht auch gegen sich entwickelnde Blasen vorgehen? Ich kann mich noch sehr gut an eine EZB-Veranstaltung in Dublin erinnern, an der der irische Zentralbankchef sich über die schiefe Entwicklung am irischen Immobilienmarkt beklagte und von der EZB Gegenmaßnahmen erwartete, Jahre bevor die Blase platzte. Dabei wären zur Eindämmung nur absolut übliche und in vielen Gegenden der Welt erprobte Kreditrichtlinien in Irland notwendig gewesen. Die EZB meinte damals, sie macht die Geldpolitik für die gesamte Eurozone und nicht nur für Irland und in Irland geschah nichts. Ähnliches erleben wir heute bei uns. Die Bundesbank stellt mit starker Verspätung, weil nur mit Makrodaten beschäftigt, das Entstehen einer Immobilienblase fest und geht dann in den Schweigemodus über. Dagegen war sie vorher bezüglich den EZB-Politik laufend in den Medien präsent.
Man kann viele Krisen untersuchen und stellt meistens fest, dass es an Regeln gefehlt hat die von der einfachen menschlichen Vernunft ableitbar gewesen wären. Ideologisch verbrämte volkswirtschaftliche Erkenntnisse hätte es nie bedurft. Oft ändert man dann die Regeln bis wieder Interessierte sich neue Freiräume für die nächste Krise schaffen.
Es ist mMn deshalb absoluter Blödsinn, dass Blasen, Ungleichgewichte und Krisen eben kein 'Betriebsunfall' sind, sondern die Weise beschreiben, in welcher der Kapitalismus sich reproduziert. Und wieso? Weil es den Kapitalismus, so wie er oft mit dem Begriff "freie Märkte" definiert wird, nie gab und nicht gibt. Je entwickelter die Gesellschaft wurde umso notwendiger wurden funktionierende Regelwerke. Und ob die Menschheit noch existierte, hätte man alles praktisch wirken lassen was möglich war, darf bezweifelt werden. Deine Behauptungen gehören eben zum ideologischen Leitbild bestimmter Gruppen, die den Zustand eine funktionierender Marktwirtschaft nicht wirklich haben wollen - sie müssten dann ja ernsthaft arbeiten.
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