Erstarren die Edelmetalle nun zu einem Festkurswert gegenüber dem USD? Bis Donnerstag zumindest wurde einem ein solcher Eindruck vermittelt. Doch es sollte anders kommen … Charttechnik: Silber: In die Spitze eines symmetrischen Dreiecks hineinlaufend, konvergierte die Folge der Kurswerte von Silber, und das tat es nun seit bereits 1½ Monaten – strebt sie einem Fixwert entgegen? Ist das ein Patt zwischen Bullen und Bären? Oder gar ein "Bretton Woods" aus sich selbst heraus erzeugt? Oder handelt es sich hier um einen Dynamikverlust, verursacht durch Algorithmen, die aufgrund ihrer Softwarevorgaben einen Ruhepunkt gefunden haben, gleich einem Pendel, welches durch Reibungsverluste allmählich zum Stillstand kommt? Warum auch immer, der Wert einer Unze Silber wäre dann mit etwa um die USD 17 herum festgelegt. Diesen Wert können auch EMA 50 und 200 bestätigen, die friedlich nebeneinander herlaufend ihre Horizontalen in das Chartbild einbrennen. Sollte Silber ein Ruhepol sein, während an den anderen Märkten ein Gewitter aufzieht; ein Gewitter, zusammengebraut aus grenzenloser Euphorie, beflügelt durch Notenbank-Aussagen, die nur mehr das Blaue vom Himmel versprechen und vorgeben, alles im Griff zu haben? Das kann nicht sein; es ist eher eine aus welchen Gründen auch immer verursachte gespeicherte Energie, die demnächst ihre Wirkung entfalten wird. Man sehe sich zum Beispiel das Momentum an: Während es zu Beginn des mystischen Dreiecks noch stark im negativen Bereich verweilte, zeigte es zur Halbzeit dieses Konvergenzverhaltens bereits ein deutlich weniger negatives Attribut, sodass das Dreiecksmomentum als Ganzes betrachtet mit einer Aufwärtstrendlinie (grün gestrichelt) versehen werden kann, die bislang unverletzt ist. Am Freitag war es dann soweit: die im Silber aufgespeicherte Energie konnte nicht mehr zurückgehalten werden, und sie verschaffte sich erstmals freie Bahn nach oben. Dabei konnte ein 2 Wochen alter Aussenstab endlich nach oben verlassen werden. Silber fehlen jetzt nur noch 20 Cent, um weitere kurzfristige Aufwärtsdynamik entwickeln zu können. Gold: Nach 3 aufeinanderfolgenden "spinning-top"-Wochen-Kerzen knapp oberhalb einer immer noch währenden 3-fach-Kreuzunterstützung schaffte Gold es endlich, sich von der unteren Aufwärtstrendkanallinie mit einer sauberen "belt-hold"-Wochenkerze zu lösen und nördliche Kursambitionen anzuzeigen. Das Kursverhalten erzählt hier dieselbe Geschichte wie bei Silber. Mit 86 Handelstagen ist das die längste Handelsspanne, in der sich Gold kontinuierlich oberhalb der EMA 200 halten konnte seit der Trump-Wahl. Die Schlusskurstage-oberhalb/unterhalb-der-EMA-200 seit Trump verhalten sich wie 65:35. Für eine Fortsetzung der am Freitag begonnenen Kursdynamik fehlen jetzt noch 13 USD. Positiv ist auf jeden Fall auch hier, dass es Gold geschafft hat, aus einem 2 Wochen alten Aussenstab nach oben auszubrechen. Barrick Gold: Bereits ein volles Dutzend Tageskerzen in Form jeweils eines "spinning-tops" reihen sich nun schon aneinander und versuchen, hier auf diesem Niveau einen Boden auszubilden; für dessen Verlassen nach oben fehlt allerdings nach wie vor jede Kraft. Weniger erfreulich ist, dass am Donnerstag im Tageschart eine 20-Monate-währende Unterstützung zerstört wurde. Nun verbleibt Barrick nur noch seine –zwar starke, aber immerhin letzte – Unterstützung im Wochenchart bei USD 13,8 und diese verhalf Barrick dann auch am Freitag dem Wochen-"bullish-harami", das in den beiden Wochen zuvor aufgebaut wurde, in dieser Woche eine Bestätigung zu geben. Ebenfalls erfreuliche Anzeichen liefert der Tages-Momentum-Indikator, der im Verlaufe dieser möglichen Bodenbildung bereits Anstalten macht, den negativen Bereich zu verlassen. Die nun bereits fast 1-monatige Überverkauftheit ist seit dem Sommer-2016-Hoch ein Rekordwert. All das läuft aber immer noch unter sehr schwachem Volumen ab; um hier eine nachhaltige Aufwärtsdynamik zu erhalten, wird Gold noch ein wenig an Kurssteigerung liefern müssen, denn eines darf hierbei nicht vergessen werden: Barrick ist derzeit auf Tagesebene in einem Abwärtstrend und hat es deshalb alleine schon aufgrund der Markttechnik schwer, zumindest ein wenig nach oben zu kommen. Fazit: Der HUI profitiert nun bereits die 3. Woche in Folge von der starken Unterstützung auf aktuellem Niveau, auch wenn er diese Woche wieder "nur" ein "spinning-top" schaffte, so ist zumindest der Momentum-Indikator seit Anfang des Jahres oberhalb einer Aufwärtstrendlinie. Die Edelmetalle könnten in der kommenden Woche die "Gunst der Stunde" nutzen und sich zumindest ein wenig weiter nördlich im Chart positionieren. Sie hätten dann eine erste Hürde überwunden, die sich bereits in der Vergangenheit oftmals als hartnäckiger Widerstand herausgestellt hatte. Vielleicht wird aber nächste Woche auch erstmal Aufwärtsdruck in einer Seitwärtsbewegung innerhalb des neuen Freitags-Aussenstabs aufgebaut, bevor es dann weiter nördlich geht. Eine südliche Dynamik ist aus den Chartsignalen heraus aktuell eher als unwahrscheinlich anzusehen, ist aber natürlich nicht ausgeschlossen, da Charttechnik bekanntlich kein Vorhersage-Instrument ist, sondern lediglich Signale liefert, neuralgische Punkte und Zonen anzeigt, die von Tradern genutzt werden können, um ihre Orders aufgrund markttechnisch und CRV-technisch sich bietender Vorteile vorzüglich zu positionieren. Alles in allem hat sich nach schier endloser Seitwärtsbewegung, welche auch noch an Dynamik verlor, nun doch noch gezeigt, dass es mit einem Fixkurs zwischen Edelmetallen und USD, ohne dass politisch eingegriffen würde, erstmal nichts wird. Es wäre auch verwunderlich, wenn ein Asset im Vergleich zu anderen, die pausenlos nach oben schiessen, von der dahinter steckenden Vermögenspreisinflationierung, die nun langsam auch beim Konsumenten Aufmerksamkeit bekommen wird, unbeeindruckt bliebe und nicht darauf reagierte.
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