Ich stelle keine Behauptung auf. Ich sprach auch ausdrücklich von "einem Teil" (nicht von "allen" oder "der Mehrheit"). Ich habe eben nun auch einmal gewisse Erfahrungen gemacht. Und ich sehe es auch nicht ein, im Sinne einer gewissen "political correctness" in jedem Arbeitslosen nur das arme Opfer des kapitalistischen Raubtieres zu sehen...
#1 McDonald's... Das ist wirklich keine schöne Arbeit. Jeder noch so kleine Handschritt ist strikt festgelegt. Der Zeitdruck ist enorm. Wenn Du Dich an der Kasse vertippst, musst Du den Schichtleiter holen, der das korrigiert - und der sich dann auch gleich darüber beschweren kann, dass das schon das x-te Mal an diesem Tag sei. Du darfst Dir in der Pause was zum Essen von der Karte aussuchen - Da Du aber den ganzen Tag in den Dämpfen der Friteuse stehst, vergeht Dir aber jedglicher Appetit hehe! Wenn ich keine bessere bzw. besser bezahlte Arbeit gefunden habe, habe aber auch ich eben bei McDonald's gearbeitet. Da habe ich immer einen Job bekommen, auch relativ kurzfristig. Wenn nicht in dieser, dann eben in jener Filiale. Weißt Du, was ich in dieser Zeit gelernt habe? Respekt vor all denen, die solche Jobs haben, und trotzdem jeden Morgen aufstehen und dort hingehen! Ebenso wie ich, meine Freunde und Mitbewohner seinerzeit, haben tausende Schüler und Studenten offensichtlich kein Problem damit, einen Job zu finden...
#2 Wenn besagte Alkoholiker nunmal allesamt arbeitslos sind (Schwarzarbeit mal ausgeschlossen), ja, dann werfe ich sie auch in den Topf der Arbeitslosen. (Und ja, sie sind arbeitslos. Wenn Du jeden Tag hinter dem Tresen stehst, kennst Du in kürzester Zeit die komplette Lebens- und Leidensgeschichte Deiner Kundschaft). Sie haben im Übrigen sehr wohl "genügend Kohle, um sich jeden Tag in "Spelunken" vollaufen zu lassen" oder um für 100+ Euro monatlich Zigaretten zu verqualmen. Aber wie ich geschrieben habe: "Nein, sie repräsentieren gewiss nicht die Mehrheit der Arbeitslosen! Und dennoch gibt es sie..."
"Daher wissen wir: der Prolet von heute besitzt mehr Geld als die Arbeiter vergangener Generationen und wenn er im Anzapfen des Sozialstaats eine gewisse Fertigkeit entwickelt hat, verfügt er über ein Haushaltseinkommen, das mit dem von Streifenpolizisten, Lagerarbeitern und Taxifahrern allemal mithalten kann. Es ist nicht die materielle Armut, die ihn von anderen unterscheidet. Auffällig hingegen sind die Symptome der geistigen Verwahrlosung. Der neue Prolet schaut den halben Tag fern, weshalb die TV-Macher bereits von "Unterschichtenfernsehen" sprechen. Er isst viel und fettig, er raucht und trinkt gern. Rund acht Prozent der Deutschen konsumieren 40 Prozent allen im Land verkauften Alkohols. Er ist kinderreich und in seinen familiären Bindungen eher instabil. Er wählt am Wahltag aus Protest die Linken oder die Rechten, zuweilen wechselt er schnell hintereinander." Weltkrieg um Wohlstand: Wie Macht und Reichtum neu verteilt werden; Gabor Steingart
#3 Viele Studenten kommen tatsächlich mit weniger aus, als mit dem, was einem Arbeitslosen zusteht. Wie machen die das denn alle?! Könnte es sein, dass sie ihren Lebensstandard an ihre Einkünfte anpassen? Im Fernsehen mag die Präsentation eines Kochbuchs für Hartz-4-Empfänger samt zugehörigem Kochkurs zwar für Lacher sorgen, aber man kann sich in der Tat auch mit wenig Geld gesund ernähren. Ohnehin: "Heute leben Bettler wie Prinzen, und Prinzen wie Kaiser." Mit dem Blick auf die Welt können wir -auch in Zeiten von Agenda 2010- durchaus auf unseren Sozialstaat stolz sein. Niemand muss in Deutschland Hunger und Kälte leiden! Aber es gibt nunmal auch kein Grundrecht auf Teilhabe an der Konsumgesellschaft, auf iPhone und Plasmafernseher!
Noch eine Anekdote aus meinem Leben: Die Mutter eines Freundes ist vor fünf Jahren arbeitslos geworden. Nach fast einem Jahr Arbeitslosigkeit hat sie sich schließlich mit Hilfe vom Amt als Reinigungskraft selbstständig gemacht. Eine 55-jährige Frau, die ihr Leben lang im Büro gearbeitet hat und dann als "Putze" anfangs nicht viel mehr in der Tasche hatte, als mit Hartz-4 - Respekt! Wir haben dann über meine Firma gemeinsam ein Konzept entwickelt, und das Ganze mehr in die Richtung "Betreuung von älteren Menschen" aufgezogen. D.h. alles was nicht in den Bereich "Pflege" fällt: neben Putzen, Waschen & Bügeln, eben auch Kochen, Einkaufen, alles, was man sich unter dem Begriff "Haushaltshilfe" vorstellen kann, durchschnitlich zwei bis vier Stunden die Woche pro Kunde, schätze ich. Das ganze ist sehr erfolgreich. In der Regel sind ihre Kunden (erwachsende) Kinder, die ihren Eltern so weiterhin ein weitgehend selbstständiges Leben ermöglichen können - günstiger und würdevoller als im Altersheim. Wir haben von Anfang an miteingeplant, zusätzliche Kräfte (in Teil- und Vollzeit) einzustellen, auch wenn der Gewinn pro Mitarbeiter und Stunde lediglich im Cent-Bereich liegt (Lohn liegt deutlich über dem von der Linken geforderten Mindestlohn). Bis heute hat die gute Frau gerade mal drei Leute gefunden, obwohl noch mehr drin wäre. Von den wenigen Bewerbern wollten fast alle lediglich "schwarz" arbeiten oder meinten, bestimmte Tätigkeiten nicht ausüben zu können. Auf die letzten zwei Annoncen meldete sich übrigens -trotz Wirtschaftskrise- niemand. Auch das ist Teil der Wirklichkeit!
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