Omikron-Variante wird zum 45-Milliarden-Euro-Booster für Impfstoffhersteller
Noch ist unklar, wie genau sich die Omikron-Variante des Sars-Cov-2-Virus auf die Wirksamkeit von Impfstoffen auswirkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass angepasste Booster zumindest für Risikogruppen notwendig sind, steigt aber. Investoren pumpen deswegen jetzt schon Geld in die Hersteller.
Stephane Bancel macht keine großen Hoffnungen: „Alle Wissenschaftler, mit denen ich geredet habe, sagen, das wird nicht gutgehen“, sagte er gegenüber der Financial Times. Bancel ist Chef der Impfstoffherstellers Moderna und wurde zuvor danach gefragt, wie wirksam sein Vakzin gegen die neue Omikron-Variante des Sars-Cov-2-Virus sein werde. Seine deutliche Antwort: „Es wird einen signifikanten Rückgang der Wirksamkeit geben. Wie weit, weiß ich noch nicht, weil wir noch auf die Daten warten.“
Es ist nicht so, dass bisherige Impfstoffe nutzlos gegen Corona sind. Scott Gottlieb, Vorstandsmitglied beim Konkurrenten Pfizer, geht gegenüber CNBC sogar davon aus, dass vollständig Geimpfte auch gegen Omikron einen „ziemlich guten“ Schutz haben werden. „Ziemlich gut“ dürfte für viele Menschen ausreichen, doch Risikogruppen brauchen „komplett sicher“. Und das wird nicht ohne weitere Auffrischimpfungen möglich sein.
mRNA-Herstellern winken 36 Milliarden Dollar Gewinn Mehr Impfungen bedeuten, dass das Corona-Geschäft für Hersteller wie Moderna und Pfizer weitergeht. Das haben auch Investoren an der Börse schnell erkannt. Seit die WHO am 24. November Omikron als „besorgniserregende Variante“ einstufte, sind die Aktienkurse einiger Anbieter regelrecht nach oben geschossen. An der Spitze steht Moderna, dass bis zum Börsenschluss am 29.11. an der New Yorker Nasdaq 33,3 Prozent Kursgewinn verbuchte. Beim deutschen mRNA-Konkurrenten Biontech sind es 17,4 Prozent, Pharmariese Pfizer, dessen Geschäft sich nicht nur über den Covid-Impfstoff definiert, gewann immerhin 2,6 Prozent.
Es sind vor allem die Aktien der mRNA-Hersteller, die als erstes nach oben schießen. Das hat zwei Gründe. Erstens trauen Experten ihnen zu, am schnellsten mit einem auf die Omikron angepassten Impfstoff auf den Markt zu kommen. Das liegt am Herstellungsverfahren. mRNA-Impfstoffe lassen sich leichter auf neue Eigenschaften eines Virus anpassen als die Vektor- oder Totimpfstoffe. Zweitens sind die Margen bei den mRNA-Herstellern größer: Moderna verdient an jeder Impfdosis nach einer Analyse des US-Unternehmens Refinitiv 12 Dollar. Bei einem Verkaufspreis von 22 Dollar pro Dosis ergibt das eine Marge von 54 Prozent. Bei Biontech wird von einer ähnlichen Marge ausgegangen. In Europa verlangt der deutsche Hersteller derzeit 19,50 Euro pro Dosis.
Solche Margen werden schnell zu Milliardengewinnen. Selbst, wenn weltweit nur die Risikogruppen einen erneuten Booster gegen Omikron brauchen, wären das rund drei Milliarden zusätzliche Impfdosen. Bei 12 Dollar pro Stück winkt hier also ein bisher nicht eingeplanter Gewinn von 36 Milliarden Dollar.
Warum Vektor- und Totimpfstoffe hinterherhinken Andere Hersteller sind von diesem Markt nicht ausgeschlossen, sie werden aber länger brauchen, um daran zu partizipieren. Schon Bancel schätzt, dass es Monate dauern wird, bis seine Firma einen angepassten Booster entwickelt hat. Erst bis zum Sommer sei mit nennenswerten Produktionszahlen zu rechnen, bis Ende 2022 könnten dann aber die drei Milliarden Dosen ausgeliefert werden.
Trotzdem: Insgesamt haben die Impfstoffhersteller seit Bekanntwerden der Omikron-Variante rund 45 Milliarden Euro an Börsenwert zugelegt. Die Aussichten sind gut, dass das noch mehr wird. Analysten sind sich einig, dass die Aktienkurse fast aller Hersteller bis Ende 2022 zweistellig zulegen werden. Im Schnitt soll es um 18,5 Prozent nach oben gehen, wobei viele der Analysen noch aus der Zeit vor Omikron stammen.
Quelle: https://www.focus.de/finanzen/boerse/f100/...steller_id_24473832.html
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