Der Kursverlauf der letzten Wochen und Monate ist enttäuschend, charttechnisch allerdings erklärbar, da vor US Wahl und Zahlenbekanntgabe kaum ein Käufer bereit war, die Aktie oberhalb von 6,20 € zu kaufen. Somit geht der Kurs den Weg des geringsten Widerstands, der im Zweifel immer weiter nach unten führt, solange vom Unternehmen keine News kommen, die der mit Händen greifbaren Unsicherheit und dem trotz DAX nahe ATH unfassbar schlechten Sentiment insbesondere am deutschen Kapitalmarkt ein Ende bereiten könnten.
Die Rufe nach einem schnellen Verkauf von Verivox und Flacconi mögen aus Zockersicht und der Gier nach schnellen 10% verständlich sein, betriebswirtschaftlich erachte ich sie für falsch. Weitere Zinssenkungen von FED und EZB dürften das Klima für Übernahmen bereits im ersten Halbjahr 2025 massiv verbessern und damit deutlichhöhere Verkaufspreise ermöglichen. Es wäre blanker Wahnsinn, profitable Assets mit erheblichem Wertsteigerungspotenzial möglichst schnell in einem Zeitfenster zu verkaufen, in dem Finanzinvestoren sich in Erwartung einer signifikanten Verbesserung der Finanzierungskosten weiterhin zurückhalten.
Spätestens seit den heute Nacht veröffentlichten Caixin Einkaufsmanagerindizes, welche die Analystenerwartungen weitaus übertroffen haben und signalisieren, dass sich die Wirtschaftsstimmung in China dank der beschlossenen Stimulusmaßnahmen im Oktober sprunghaft verbessert hat und Chinas Wirtschaftswachstum einen spürbaren Push nach vorn erhalten hat, sollte auch dem letzten Pessimisten klar sein, dass China spätestens 2025 die Weltwirtschaft wieder deutlich antreiben wird. Deutschlands Exportwirtschaft sollte davon überproportional profitieren und ein Teil der schon beinahe tradionell miesen Stimmung in Deutschland dürfte damit peu a peu verfliegen und einem neuen Optimismus weichen.
Wenn ich mit dieser Prognose recht behalte, dürfte sich Prosieben im Frühjahr 2025 einem signifikant verbesserten Wirtschafts- und Investitionsumfeld gegenüber sehen und sehr wahrscheinlich weitaus attraktivere Angebote für Verivox, Flacconi und Parship Meet Group erhalten können als aktuell.
Aktionäre, die weitere 6 Monate Wartezeit schlicht nicht aushalten können, sollten sich ohnehin fragen, ob sie an der Börse richtig sind und nicht besser ins Casino gehen sollten.
Der Rest der Bestandsaktionäre dürfte vor allem an einem teuerstmöglichen Exit der Beteiligungen statt an schnellstmöglichen News interessiert sein.
Ich selbst nutze das aktuelle Kursniveau für signifikante Zukäufe. Nachdem meine Evotec Spekulation sowas von voll aufgegangen ist, bietet mir der m.E. rein charttechnisch bedingte ProSieben Abverkauf jetzt eine schöne Gelegenheit, einen Teil der EVO-Spekulationsgewinne in ProSieben zu reinvestieren.
Der RSI14 ist auf 11 abgestürzt und signalisiert mithin einen massiv überverkauften Zustand. Die hohe Vola rund um die US Wahl bietet kleinen und großen Shortzockern natürlich das Potenzial, die Aktie trotzdem noch weiter Richtung Doppelboden bei 5,20 € herunter zu zocken. Für wirklich überzeugte Longies ggf. ein top Gelegenheit für weitere Zukäufe und noch größeres Reboundpotenzial. Sollte die Aktie tatsächlich ein drittes Mal seit in diesem Jahr die Ochsentour bis 5,20 EUR erleben, hätten wir di Chance auf einen Dreifachboden und mithin eine Basis für einen charttechnisch aussichtsreichen Anlauf zum Jahreshoch 8 €.
Die bisher immer wieder deckelnde und weiter fallende SMA 200 (aktuell 6,42 €) sollte in einem solchen Szenario mit Schwung durchbrochen werden und könnte dann den Weg für einen neuen längerfristigen Aufwärtstrend frei machen.
Im Gegensatz zu Prosieben konnten die ebenfalls jahrelang förmlich abgeschlachteten US Medienaktien Paramount und Warner Bros. Discovery ihre charttechnische Situation durch Bruch des langjährigen Abwärtstrends in den letzten zwei Wochen dramatisch verbessern. Paramount dürfte in Q3 erstmals auch unbereinigt wieder deutlich positive Ergebnisse schreiben. Warner könnte spätestens 2025 erstmals überhaupt seit der Fusion mit Discovery schwarze Zahlen erreichen. Bei allen Problemen auf dieser Welt scheint sich das Wirtschaftsumfeld für Medienaktien nach einer langen Baisse erstmals wieder deutlich zu verbessern.
Mag sein, dass dieser fundamentale Trend dank starken US Wachstums bei Paramount und Warner momentan noch etwas stärker ausgeprägt ist, aber das Grundproblem der extrem hohen Zinssensitivität hochverschuldeter Medienaktien teilt die gesamte weltweite Peergroup und an dieser Stelle dürften die absehbaren Leitzinssenkungen diesseits und jenseits des Atlantiks spürbare Kostenentlastungen mit sich bringen, die in den aktuellen Analystenschätzungen m.E. noch nicht ausreichend berücksichtigt sind. Wenn sich zu sinkenden Zinsen in 2025 auch noch ein durch China und Indien deutlich angefachtes Weltwirtschaftswachstum gesellen sollte, sehen wir bei ProSieben alsbald wieder zweistellige Kurse. Ich kaufe offen gesagt lieber bei 5,46 € als bei 10 €....
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