Nun ja selbstverständlich ist Jinko betroffen in den USA wegen den Uiguren Menschenrechtsverletzungen, denn Jinko kann kein Modul mehr seit Mitte Juli in die USA importieren. Darum ja auch die relativ schwache Q3 Modulabsatzguidance zwischen 4, 5 bis 5 GW.
Das aktuell größte Problem was ich derzeit bei Jinko sehe ist diese Klage gegen die China Solaris beim US Handelsministerium, dass die China Solaris durch ihre Produktionen außerhalb Chinas die Strafzölle umgehen und damit nur den normalen Importzoll von 20% bezahlen. Eine erste vorläufige Entscheidung vom US Handelsministerium wird bei dieser neuen Klage gegen alle China Solaris bis spätestens Mitte Oktober erwartet. Sollte es da zu weiteren Strafzöllen kommen, dann könnte es für Jinko und Co bitter werden für das US Geschäft. Zumal dann ja die neue Waferproduktion in Vietnam Jinko rein gar nichts mehr für den US Markt bringen wird.
Wir haben derzeit wieder in Solar eine Unsicherheit drin wie schon ewig lange nicht mehr. Das ist das Kernproblem momentan. Jinko weiß doch momentan gar nicht wie man sich produktionstechnisch für den US Markt positionieren kann. Die kleine US Modulproduktion in Florida bringt eh kaum etwas bis auf höhere Kosten und ist eher eine Alibiproduktion momentan.
Auf der anderen Seite haben die Q2 Zahlen gezeigt, dass Jinko seine Kosten bei weitem besser im Griff hat wie noch vor Jahren. Die Q2 Zahlen waren gut trotz der hohen Polykosten und ein Q2 Gewinn auf Non GAAP Basis von 42 Mio. $ kann sich doch absolut sehen lassen. Die Q3 Bruttomarge wird runter gehen, denn zum einen ist Poly gg. Q2 in Q3 um weitere rd. 20% gestiegen und zum anderen kann Jinko in die USA keine bificale Module mehr liefern, weil der US Zoll keine Jinko Module mehr ins Land lässt. Gerade das mit den bificalen Module dürfte Jinko weh tun, denn mit denen hat man richtig gutes Geld verdient, da für bificale Module keine US Importzölle von 20% bezahlt werden müssen und Jinko ist nach wie vor die Nr. 1 bei den bificalen Modulen.
Was halt bei Jinko nach wie vor sehr unschön ist ist die hohe Verschuldung, die ja leider immer weiter steigt und steigt. Eine Finanzverschuldung von 3,1 Mrd. $ bzw. eine Nettofinanzverschuldung von 2,1 Mrd. $ bricht alle Jinko Verschuldungsrekorde. Innerhalb eines Jahres hat sich die Jinko Finanzverschuldung um satte 800 Mio. $ (!!!) erhöht und es wird feste weiter investiert. Man muss wohl feste weiter investieren, denn sonst würde Jinko noch weitere Marktanteile verlieren. Longi hat Jinko mittlerweile recht deutlich den Rang abgelaufen und Trina wird in diesem Jahr Jinko erstmals seit Jahren beim Modulabsatz überholen. Darum wird Jinko nun doch seine Modulfertigungskapazitäten bis Ende des Jahres auf 45 GW ausbauen. Jinko investiert aktuell in die chinesische Haining Zell/Modulproduktion mit 7,5 GW an Fertigungskapazitäten rd. 850 Mio. $ und in die Vietnam Produktion mit Waferfertigungskapazitäten von 7 GW rd. 600 Mio. $.
Wir haben aktuell für die großen vertikal produzierende Modul/Zell/Waferhersteller eine verdammt schwierige Situation. Sei es von der Kostenseite her, jedoch werden ganz offensichtlich die derzeit deutlich höheren Modulpreise in der Marktbreite doch akzeptiert, und von der politischen Seite. Bei Politik meine ich jetzt nicht nur die USA, sondern auch andere sehr wichtige Solarmärkte wie die EU (ist ja mittlerweile sogar etwas größere wie der US Markt), Japan oder Australien, denn es ist anzunehmen, dass die sich wegen den Uiguren Menschenrechtsversletzungen den USA anschließen werden in den kommenden Monaten. In Indien, drittgrößter globale Solarmarkt, wird es ab April 2022 zu hohen Importzöllen kommen - bei den Modulen betragen die dann 20%, bei den Zellen 40%. Eigentlich können Jinko und Co gar nicht planen wo sie ihre neue Produktionen bauen sollen und dann ist die Gefahr halt da, dass man viel Geld in den Sand setzt.
Aber und nun kommt halt das ganz große ABER, die Aussichten für Solar sind genial. In 2022 kommen viele neue Polyfertigungskapazitäten auf den Markt. Alleine von Q4 2021 bis Q2 2022 dürften so um die 250.000 Tonnen (äquivalent zu etwa 85 GW an Modulleistung) neue Polysiliziumkapazitäten auf den Markt kommen (Tongwei, Daqo, East Hope, Asia Silicon, TBEA). Das sollte den Polypreis dann doch deutlich runter drücken können ab Februar/März 2022, aber was fast noch wichtiger ist, Poly wird dann nicht mehr der limitierende Faktor sein für die Solarbranche. Heißt im kommenden Jahr dürfte die Solarnachfrage von Poly nicht mehr ausgebremst werden können und der Markt könnte wieder so schnell wachsen wie sie wollen bzw. wie hoch die Nachfrage tatsächlich ist. Ich bin überzeugt davon, dass wir in 12 Monaten einen ganz anderen globalen Solarmarkt erleben wie aktuell mit niedrigeren Kosten durch Poly, deutlich höhere globale Nachfrage und wieder fallende Modulpreise. Mal sehen wer sich an diese "neue" Situation gut anpassen wird/kann.
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