Ich verstehe diese neue Planung unter Project Focus auf den ersten Blick nicht.
Bisher waren 2 Mrd. Umsatz in 2023 geplant, jetzt sollen die erst in 2025 erreicht werden.
Nach Project Focus soll das IT-Geschäft verkauft werden, ca. 600 Mio. Umsatz in 2021.
Dafür soll dann aber im Gegenzug ein Zukauf im Bereich IoT erfolgen, wobei Unternehmen im Bereich von 500-1000 Mio. Umsatz auf der Liste stehen.
Der verlorene Umsatz wird also voraussichtlich voll kompensiert evtl deutlich überkompensiert.
Darüber hinaus liegen im Bereich IoT die aktuellen Book to Bill Raten bei ca. 1,4, also Auftragseingang ca. 40% höher als Umsätze.
Nehmen wir bei aktuell zu erwartendem Umsatz für 2021 von 1,35-1,4 Mrd. (auch unter Berücksichtigung der Umsatzauswirkungen von Project Focus) nur mal sehr vorsichtig ein Umsatzwachstum von 20% im zukünftigen reinen IoT-Bereich an (trotz Book to Bill von 1,4), käme man 2023 schon auf 2 Mrd. Euro.
Natürlich wird man in 2023 noch keine 15% EBITDA-Marge erzielen, aber 11%+x wären doch erstmal weiter ok vor dem Hintergrund von Restrukturierungen.
Mir ist daher auf den ersten Blick nicht ansatzweise ersichtlich, warum der Umsatzplan von 2 Mrd. um 2 Jahre verschoben wurde.
Ich gehe daher davon aus, dass intern die Planungen für den Umsatz bereits deutlich höher liegen, weil es ansonsten alles keinen Sinn macht.
Geht man weiter von 2 Mrd. Umsatz in 2023 aus und schreibt das weiter mit 20% Wachstum p.a. fort, dann liefe man Richtung 3 Mrd. Umsatz in 2025. Das klingt für mich eher realistisch, alles andere wäre eine ziemliche Enttäuschung, die auch der Börsenkurs gerade widerspiegelt.
Ich wundere mich daher auf den ersten Blick etwas, warum gerade so tiefgestapelt wird.
Auf den zweiten Blick könnte aber alles Sinn machen. Ich persönlich gehe hier eine Vermutung weiter:
Mit Project Focus sollen maßgebliche Zukäufe für den IoT-Bereich in China und USA erfolgen, um zum global führen IIoT-Player zu werden.
Insbesondere für China kommt für mich eigentlich nur ein Unternehmen im IIoT-Bereich im Bereich Umsatz 500 Mio+x in Betracht. Und das ist Ennoconn. Mir ist kein einziges anderes Unternehmen ersichtlich, das einen Restrukturierungsfall darstellt und im IIoT-Bereich in China ein wichtiger Player ist, das man kaufen könnte. Außerdem ist Ennoconn stark in den USA aktiv.
Wollte S&T aber Ennoconn kaufen, muss man berücksichtigen, dass der Preis für Ennoconn maßgeblich auch durch den Kurs der S&T-Aktie bestimmt wird, weil Ennoconn ca 27% an S&T hält. Also könnte S&T derzeit kein Interesse an massiven Kurssteigerungen des S&T Kurses haben, bis Project Focus vermutlich in ein paar Monaten vertraglich fixiert ist, weil sonst auch der Preis für Ennoconn steigen würde. Daher aus meiner Sicht auch diese Tiefstapelei derzeit nachvollziehbar.
Ich bin aber felsenfest davon überzeugt, dass der Kurs mit Project Focus einen massiven Satz nach oben machen wird und auch diese Tiefstapelei ein Ende hat. Diese vermutlich 3-6 Monate muss man eben noch durchhalten.
Es wäre daher geradezu töricht vom Management jetzt den S&T-Kurs zu pushen, wenn sie gerade am Erwerb von Ennoconn dran sein sollten. Im Prinzip könnten sie - wenn sie es clever machen - das Ennoconn-Geschäft fast für umsonst bekommen, weil allein die miterworbenen S&T-Aktien nach entsprechendem Kursanstieg durch Projekt Focus den Preis abdecken könnten, den man aktuell für Ennoconn komplett zahlen muss. Oder sie könnten die miterworbenen S&T-Aktien an Foxconn gleich teilweise als Bezahlung für deren Ennoconn-Anteil weiterreichen.
Wenn sie es so hinkriegen sollten wie von mir vermutet, würde das sehr wahrscheinlich einen deutlichen Kursschub auslösen.
Und wenn Hannes dann zukünftig auch noch die Restrukturierung von Ennoconn innerhalb von 1-2 Jahren erfolgreich Richtung EBITDA 15%+x hinkriegen sollte, dürfte der Kurs hier dann spätestens 2025 in völlig anderen Dimensionen liegen, wo noch keiner zu träumen wagt.
Aber alles nur meine persönliche Spekulation, die aber das aktuelle (durchaus etwas verschlafen wirkende) Verhalten von S&T sehr plausibel erklären könnte.
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