FRANKFURT (Dow Jones)--Das boomende Geschäft mit Kalidüngemitteln hat die Gewinne des Kasseler Düngemittel- und Salzanbieters K+S beflügelt. Wegen des rasanten Preisanstiegs hat der Konzern in diesem Jahr bereits mehrmals seine Gewinnprognose angehoben und ein Ende des Preisanstiegs ist noch nicht in Sicht.
"Wir bewegen uns global betrachtet auf ein Preisniveau von 1000 USD je Tonne zu", sagte Vorstandsvorsitzender Norbert Steiner im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Das ist ein Riesenschritt, wenn man die 400 USD je Tonne sieht, die wir noch am Jahresanfang hatten", ergänzte er. Derzeit kostet eine Tonne Standardkali in Europa rund 850 USD.
Steiner wollte nicht ausschließen, dass das Unternehmen in den kommenden Monaten seine Gewinnprognose erneut nach oben anpassen wird. Zuletzt hatte der Konzern am 3. Juni wegen starken Preisanhebungen für Kalidünger in Übersee und Europa die Prognose für das EBIT I von bisher 850 Mio EUR auf 1,1 Mrd EUR angehoben. Die Prognose vom 3. Juni sei eine Mixtur aus Momentaufnahme und einer gewissen Prognostik gewesen, sagte Steiner.
Sie habe sich auf das damalige Wissen gestützt und bestimmte Preisentwicklungen bereits vorweggenommen. Mittlerweile habe es in der Tat wieder einige Preiserhöhungen gegeben, sagte Steiner. Bis zur Vorlage der Halbjahreszahlen am 13. August werde das Unternehmen aber nichts mehr an der Prognose ändern. "Aber es gibt sicherlich eher Anlass, mehr zu erwarten", erklärte der Manager.
Auch für die kommenden Jahre prognostiziert Steiner gute Geschäfte mit Kalidünger. Seine Zuversicht stützt der Manager vor dem Hintergrund des Agrarbooms auf die wachsende Nachfrage nach dem ertragreichsten Massendüngemittel. In den nächsten 5 Jahren schätzt K+S, dass die weltweite Nachfrage nach Kalidünger jährlich zwischen 3% bis 5% wachsen wird.
Unterstellt man ein Wachstum von 3% würde dies ein Kalidüngemittel-Volumen von 70,7 Mio Tonnen bis 2013 bedeuten, bei 5% Wachstum wären es sogar 77,9 Mio Tonnen Kali.
"Selbst wenn bis dahin alle angekündigten Kapazitätserweiterungen realisiert sein sollten, können Sie davon ausgehen, dass Angebot und Nachfrage ausgeglichen sein werden", prognostizierte Steiner. Wenn man nur 3% Wachstum unterstelle wäre dies schon ein Kaliwerk von 2,4 Mio Tonnen, das im nächsten Jahr zusätzlich vorhanden sein müsste, um die Nachfrage zu befriedigen, rechnete Steiner vor. In diesem Jahr erwartet er eine Nachfrage von 61 Mio Tonnen Kalidüngemittel weltweit und eine Produktion etwa in gleicher Höhe.
An der steigenden Nachfrage möchte auch K+S partizipieren. Das Unternehmen schaut sich daher bereits seit langem nach externen Wachstumsmöglichkeiten um und plant den Bau einer neuen Kalimine jenseits der deutschen Grenzen. Derzeit gibt es weltweit 35 Kaliminen, 6 davon gehören K+S. Das Unternehmen gehört mit 11,8% Weltmarktanteil hinter der Konkurrenz aus Kanada und Weissrussland zu den großen Anbietern weltweit.
"Wir sind mit 8 Mio Tonnen Produktion in Deutschland an unserer Kapazitätsgrenze angekommen", sagte Steiner. "Insofern können Sie sicher nachvollziehen, dass wir daran interessiert sind, extern zu wachsen."
Dabei hat das Unternehmen auch die Erschließung von so genannten Greenfield-Projekten ins Visier genommen. Damit ist die Errichtung eines neuen Kaliwerkes auf der grünen Wiese gemeint. K+S prüft bereits mehrere Projekte. Die Gefahr des Scheiterns eines Vorhabens sei zu hoch, daher wäre es fahrlässig nur auf ein Projekt zu setzen, sagte Steiner.
In welchen Ländern sich der Manager umschaut, wollte Steiner nicht konkret sagen. Unter anderem nannte er Argentinien Russland und Thailand. Die Aufzählung habe aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ergänzte er. "Wir kommen hierbei in verschiedenen Ländern gut voran."
Eine Partnerschaft mit einem lokalen Partner wäre Steiner dabei willkommen. Beim Produktionsvolumen denkt der Manager an eine Größenordnung von bis zu 2 Mio Tonnen Kali. Es gelte die Faustformel 1 Mio Tonnen Kali für 1 Mrd USD, sagte Steiner. Er kann sich dabei durchaus vorstellen, ein Projekt in der Größenordnung von etwa 1 Mrd EUR zu stemmen.
Auch die Finanzierung eines solchen Projektes bereitet Steiner keine Kopfschmerzen. "Wir haben eine starke Bilanz und können sehr viel aus unserem Cash-Flow bewerkstelligen, der aus unserem operativen Geschäft kommt. Deshalb ist auch unsere Verschuldungskapazität hoch", ergänzte er. Der Manager stellte aber klar, dass K+S dabei sein Investment Grade nicht gefährden wolle.
Wortkarg gab sich Steiner beim Thema russischer Großaktionär und bei der Frage ob er sich eine Zusammenarbeit, etwa ein Joint Venture in Russland, mit ihm vorstellen könnte. Das Unternehmen werde bei seinem intensiven Suchprozess den Weg gehen, der für die Weiterentwicklung der K+S Gruppe gut sei, sagte er. "Jeder der den Kurs von K+S unterstützt, ist uns willkommen", ergänzte er. "Eine Zusammenarbeit muss für K+S Vorteile bringen."
Der Finanzinvestor Linea Ltd, der die Industriebeteiligungen von Andrej Melnichenko treuhänderisch hält, hatte erst kürzlich seinen Anteil von 7,28% auf 10,43% aufgestockt. Linea war im September 2007 erstmals bei K+S eingestiegen und ist mittlerweile der größte Aktionär bei K+S vor BASF die noch rund 10% an K+S halten. Melnichenko kontrolliert auch den K+S Konkurrenten Eurochem.
Interesse hat K+S auch nach wie vor an einer stillgelegten Kalimine im thüringischen Rossleben, die der Bund zum Verkauf stellen will. Das Unternehmen sei derzeit dabei, die Unterlagen zu bearbeiten, um im Herbst ein Konzept vorlegen zu können, sagte Steiner.
Neben dem Ausbau der Kapazitäten für Kalidünger kann sich K+S auch externes Wachstum in anderen Düngersegmenten vorstellen. Sollte beispielsweise das Düngemittelgeschäft des niederländischen Chemiekonzerns DSM auf den Markt kommen hätte K+S nach wie vor Interesse daran. "Wir werden uns das sehr intensiv anschauen", sagte Steiner. Bisher gebe es aber noch keine Ausschreibung dafür.
Der Rohstoffkonzern gilt als heißer Anwärter für einen Aufstieg in die erste Börsenliga im September. "Der DAX-Aufstieg wäre ein tolles Ereignis für uns", sagte Steiner. "Ich denke die Aufmerksamkeit für uns würde drastisch erhöht sein", fügte er hinzu.
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