Wie bereits erwähnt gehe ich davon aus, dass margenträchtige Umsatzzuwächse aus dem neuen „Frischsaftsegment“ in erster Linie (ungeachtet der hier häufig genannten künftigen Zinsersparnisse) für die zukünftigen Geschäftserfolge relevant sein werden. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, läuft das Geschäft über ein komplexes Vermarktungssystem, das mit „Kaffee-Kapselsystemen“ vergleichbar sein soll, also hochpreisig angelegt ist. Auch die Wettbewerbsintensität ist nach meiner oberflächlichen Recherche noch sehr gering. Zusätzlichen Charme hat die ganze Geschichte ja noch durch den Trampelpfad Gastronomievertrieb, den Berentzen ja bestens kennt. Vor diesem Hintergrund sollte man die Nachhaltigkeit des Neugeschäfts hinterfragen, als „großes Risiko“ betrachte ich das Neugeschäft definitiv nicht, eher als Chance. Wachstumsperspektiven in den anderen Segmenten sehe ich allerdings vorerst nicht. Die Segmente Alkoholfreie Getränke und Spirituosen sind doch weitestgehend ausgelutscht. Da bräuchte man eine echte Produktinnovation, die meines Wissens aber nicht absehbar ist. „Was mir nicht gefällt, sind die genannten "bereinigten" Q3-Zahlen, die nicht aufgehellt werden; man weiß also nicht so recht, was Aurelius so übrig gelassen hat.“ Nun, Aurelius ist im zurückliegenden Berichtsquartal, d.h. Ende September vollumfänglich ausgestiegen. Aus der Sicht der Aurelius wird das ganz sicher der geeignete Zeitpunkt sein, obwohl hier im Board recht optimistische Prognosen vorherrschen, was die weitere Kursentwicklung angeht. Das könnte mit asymmetrischer Informationsverteilung in Verbindung stehen, die jedenfalls durch den Blick in die Bilanz nicht nennenswert abgebaut werden kann. Einerseits wird keine präsentiert, andererseits werden im Geschäftsbericht „um Ergebnissondereffekte bereinigte“ Ergebniskategorien ausgewiesen, die nicht erläutert werden (und aufgrund des Börsensegments wohl auch nicht erläutert werden müssen).
Schlussendlich Factoring und Anleihen; die Wortwahl hierzu ist einem flüchtigen Engagement im BVB-Board geschuldet, was ausgesprochen aggressiv macht ;). Neben der Finanzierung durch die Anleihe bildet die Inanspruchnahme von Factoring ja das zweite Standbein der Außenfinanzierung. Wesentliche Factoringverträge wurden ja erst kürzlich verlängert. Hintergrund könnte (auch) die Ausgangslage für die „neue Anleihe“ sein (verbesserte Bilanzrelationen, Kassenlage, Finanzierungsbedarf). Das Nebeneinander der beiden Außenfinanzierungsinstrumente ist mir zumindest in der Rückschau absolut unverständlich, da ja eine nennenswerte Quote der hochverzinslichen Anleihe gar nicht genutzt wurde. Aus diesem Blickwinkel betrachtet ergibt sich also nicht die Notwendigkeit, ein zweites Fass aufzumachen.
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