Ob E.ON/ RWE angesichts... - (1) der Energiewende (Atomaustieg und Reduktion von CO2 ausstoßender Stromerzeugung), - (2) der Wettbewerbsveränderung (dezentrale Stromerzeugung auch von Privatleuten, Kommunen oder Industrieunternehmen und Versicherungen etc.), - (3) der Technologieentwicklung (Strom aus Wind, Wasser, Biomasse, Sonne und Elektrolyse zur Stromspeicherung etc.), - (4) der Nachfrageveränderung (Verringerung des Strombedarfs bis 2050 um die Hälfte, Entkoppelung von Wirschaftswachstum und Stromverbrauch etc.) und - (5) der Gesetzgebung (Festpreise und Vorrang für Strom aus EE sowie Umlagen und Subventionen) einen strategischen Plan ausgearbeitet haben oder nur hilflos dastehen ist für mich die entscheidende Frage. Alle Punkte (1) bis (5) bringen erhebliche Unsicherheit in die beiden Unternehmen. Zu (1): Beide Unternehmen werden hier Belastungen in Form von Abschreibungen tragen müssen. Situation vergleichbar mit der von der Dt. Telekom (Abschreibungen für Lizenzen die den Cashflow nicht beeinträchtigen). Stilllegung von Atomkraftwerken kosten Geld und Kohle- sowie Gaskraftwerke werden zum Teil als Reserve/ Stabilisatoren der Stromnetze benötigt. Letzteres muss der Gesetzgeber auf den Verbraucher abwälzen. Zu (2): Neue Konkurrenten sind schlecht. Das Geschäft wird kleinteilig. Die Versorger könnten versuchen die Anlagen von den dezentralen Erzeugern systematisch abzukaufen, insbesondere dann wenn diese Liquidität benötigen. Zu (3): Hier sind die Versorger extrem unterrepräsentiert. Ziel müsste es sein Skaleneffekte zu realsieren. Zudem müssen große Anlagen errichtet werden, welche nicht durch kleine dezentrale Produzenten aufgrund der Größe aufgebaut oder betrieben werden können. Speicherung des Stroms (Elektrolyse) wird ein Riesenthema werden. Hier sehe ich eine echte Chance für die Versorger. Der aus Stromüberschuss erzeugte Wasserstoff kann wieder umgewandelt oder an Tankstellen verkauft oder zum Heizen verwendet werden. Demnach würde lanfristig das Heizen in Deutschland von zum Teil mit ÖL auf nahezu komplett Gas (neben Fernwärme und Thermie) umgestellt werden. Zu (4): Weniger Stromverbrauch bedeutet weniger Umsatz. Aber vielleicht kann man einen Nutzen daraus ziehen, indem man auf diese Entwicklung aufspringt und eine Geschäftseinheit für Verbrauchsmanagement/ -beratung entwickelt. Zu (5): Strom aus EE hat momentan ggü. anderen Energieträgern Vorang und es werden Festpreise vergütet. Wird dies nach der Bundestagswahl bestand haben? Schließlich leben wir in der "sozialen Marktwirtschaft", wo eine Regulation von Angebot und Nachfrage in Form des Marktes bestehen sollte. Dies Markt ist faktisch nicht existent und kann auf Dauer nicht außer Kraft gesetzt werden. Es ist davon auszugehen, dass alle Produzenten (auch Private) Marktpreise erzielen müssen. Wird es weiterhin Anreize für Private geben Anlagen zu errichten? Fazit: Im Überblick sind viele Problemfelder (Schwerpunkt Deutschland da es mir hier nicht um Auslandsaktivitäten geht) festzustellen. Jedoch sehe ich keinen Punkt wo E.ON/ RWE chancenlos wären. Für die Zukunft gilt es sich in Form von Investionen und Desinvestitionen zu positionieren. Auswirkungen wird es sicher für die Dividende geben. Doch ist es besser diese zu kürzen und den Free Cash Flow zur Zukunftssicherung einzusetzen. Ein Versorger, der mit seinem Kraftwerkspark nurnoch Reserven bereithält um die Stromnetze zu stabilisieren, wird nur geringe Gewinne erzielen können. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Themen im Aktienkurs nun weitestgehend eingepreist sind (siehe Divendenrendite um die 7%). Natürlich sind wir vor weiteren, heftigen Marktreaktionen nicht gefeit. Es gilt für mich aber der Satz von Buffet: "Ängstlich sein wenn die Gier am größten ist und gierig sein wenn die Angst am größten ist" (Mit dem Motto habe ich gute Erfahrungen bei zahlreichen Aktien gemacht). Da die Nachrichtenlage um die Versorger negativ bis schwarzmalend ist, könnte dieses Jahr ein guter Zeitpunkt zum Kauf sein. Der Anlagehorizont sollte langfristig sein. Meine vorliegenden Ausführungen laden gerne dazu ein, weitergesponnen/ wiederlegt/ ergänzt zu werden: Welche Möglichkeiten haben E.ON/ RWE angesichts des Wandels auf dem deutschen Strommarkt zu reagieren? Welche zukünften Geschäftsmodelle/ Geschäftseinheiten wären möglich, ohne auf allgemeine/ reine Technologieentwicklungen zu verweisen?
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