Ich glaube, der Markt hat Angst, ob die strategische Neuausrichtung der Patrizia AG erfolgreich sein wird. Ich selber habe auch solche Bedenken. Denn die Patrizia entwickelt sich in drei neue, nicht getestete Richtungen:
(i) Patrizia befasst sich jetzt auch mit Gewerbe- und Büroimmobilien; zuvor war man auf das Wohnsegment spezialisiert.
(ii) Patrizia geht ins europäische Ausland. Zuvor beschränkte man sich auf Bayern und das übrige Deutschland.
(iii) Patrizia will weniger als zuvor, Wohnungen im Eigentum halten und verfolgt jetzt eher einen "Investmentbanking"-Ansatz. Beim Ankauf von Portfolien syndiziert man, lädt bspw. Pensionsfonds ein, sich zu beteiligen. Man zielt heute stärker auf Gebühreneinnahmen. Wenn die neue Strategie der Patrizia aufgeht, dann ist das Augsburger Unternehmen viel rentabler als früher. Die Gesellschaft wird auf das Geschäftsvolumen bezogen sehr viel weniger Kapital benötigen und wird unabhängiger von Fremdkapitalgebern, mit denen man vor zwei, drei Jahren unangenehme Erfahrungen hatte. Aber Patrizia läuft Gefahr, dass es sich bei den neuen Geschäftsfeldern verhebt. Denn viel Neues stürzt auf das Unternehmen ein. Die neuen Geschäftsfelder erfordern gut funktionierende Strukturen und ein kompetentes Personal. Ich glaube, Patrizia könnte diesbezüglich an seine Grenzen stoßen. Wenn es beim Management des Geschäftsaufbaus hapert, dann droht Ärger mit den Geschäftspartnern, es könnten bspw. Konventionalstrafen fällig werden. Ich persönlich finde es schade, dass Patrizia den Bestand an im 100-prozentigem Eigentum stehenden Wohnungen stark reduzieren will. Deswegen habe ich einstmals die Patrizia-Aktien gekauft. Das längerfristige Halten und Vermieten von Wohnungen ist zwar kein besonders spannendes Geschäftsmodell, aber gerade in diesen Zeiten langfristig attraktiv. Ich könnte mir vorstellen, dass manche Investoren das ähnlich sehen und in Richtung anderer Immobilienunternehmen umschichten. Die bevorzugten Unternehmen könnten solche sein, die sich wirklich auf das Wohnungssegment konzentrieren, einen engen lokalen Fokus haben und weniger "Investmentbanking"-Ziele verfolgen.
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