Genau um Vergleichbarkeit herzustellen und Hochrechnungen für Gewinnprognosen möglich zu machen werden bereinigte Kennzahlen überhaupt gemeldet.
Sie sollen dem Investor bessere Informationen über das "wahre" Ertragspotenzial eines Unternehmens liefern. Sie dienen ausschließlich Analysezwecken, sind sonst vollkommen nutzlos.
Du kannst das für Dich gern so halten. Ich kann dir versichern, dass kurzfristige Ertragsprognosen von Analysten, Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern, Konzernbetriebsprüfern etc. regelmäßig auf Hochrechnungen von bereinigten EPS Kennziffern basieren. Nicht umsonst ist das KGV in Deutschland die mit Abstand beliebteste Analysekennzahl und wird das m.E. auch weitere 100 Jahre bleiben.
Wenn die von dir genannten sonstigen Ausgaben durch einmalige Sondererträge "verfälscht" wären, dürften sie im bereinigten EPS gerade nicht enthalten sein.
Es ist indes immer gefährlich, sich ein einziges Buchhaltungskonto herauszupicken.
So können bspw. horrende Versicherungserstattungen in den sonstigen Erlösen enthalten sein, die dennoch nicht bereinigt werden müssen, wenn in derselben Periode die dem Versicherungsschaden zugrunde liegenden Aufwendungen bspw. unter Reparaturkosten gebucht sind.
Daher wird es dir als Bilanzleser ohne Studium der Anhangberichterstattung regelmäßig nicht möglich sein, zweifelsfrei festzustellen, inwieweit ein einzelnes Buchhaltungskonto bereinigungspflichtige Aufwendungen oder Erträge enthält.
Wenn TVs Wirtschaftsprüfer ihren Job richtig gemacht haben, ist das in Q3 24 berichtete bereinigte EPS i.H.v. 29 Cent repräsentativ für die nachhaltige Ertragskraft des Unternehmens und daher für Hochrechnungen geeignet.
Wir werden in Q4 sehen, ob ich Recht habe. Wenn dem so ist, sollte das bereinigte EPS in Q4 sogar noch höher als das Q3 Ergebnis liegen.
Und in Q1 25 sollte das um einmalige Kosten der 1e Übernahme bereinigte EPS auch klar über dem berichteten Q3 EPS i.H.v. 25 Cent liegen.
Spätestens dann kannst du alle unter 1 EUR liegenden Gewinnprognosen für 2025 einfach mal schreddern!
Der Witz ist doch, dass du selbst hier bei 1,25 bis 1,50 EUR liegende FCF Prognosen abgegeben hast, gleichzeitig aber für 2025 eine signifikant unter 1 EUR liegende EPS Prognose als plausibel erachtest.
Das passt nicht wirklich gut zusammen. Der für Aktionäre relevante Flow to Equity nähert sich mittel- und langfristig zwingend dem EPS an, da du andernfalls unterstellst, dass die Abschreibungen permanent über den Investitionen liegen.
Da TV in 2025 lt. Berichterstattung des CFO signifikant niedrigere Abschreibungen auf iWG hat, sollte das EPS bereits ohne Berücksichtigung des ManU Sponsoring Effekts in 2025 einen deutlichen Sprung nach oben machen und sich zukünftig dem FTE (= FCF abzgl. Flow to debt) annähern.
Ich bleibe dabei. Die bisher bei ca. 90 Cent liegende Factset Konsensschätzung für 2025 erachte ich als mit den berichteten Q3 Zahlen und erwarteten Q4 Zahlen mathematisch unvereinbar und deutlich zu niedrig.
Da die 1e Übernahme darin nicht enthalten ist, kann sich auch kein Analyst auf Unsicherheiten in Bezug auf die Profitabilität der 1e Übernahme herausreden.
Ich halte die fragliche Konsensschätzung auf aktueller Wissensgrundlage für unplausibel.
Mag sein, dass derzeit unvorhersehbare Zusatzkosten die Profitabilität derart belasten, dass am Ende in 2025 tatsächlich 90 Cent EPS stehen. Genauso gut könnte 1e sich aber auch als Blockbuster erweisen und das EPS bereits 2025 über 1,50 EUR schieben.
Auf aktuellem Erkenntnisstand bleibe ich dabei, die 2025er Gewinnprognose für das TV Altgeschäft auf einer Hochrechnung des bereinigten Q3 EPS als sachgerecht und plausibel zu erachten.
Im übrigen entspricht die Vorgehensweise der Trendextrapolation und Trendfolge doch astrein der hier im Forum vielfach Charttechnik, wo kurzfristige Trends regelmäßig ungeprüft in die Unendlichkeit fortgeschrieben werden. Die Fortschreibung eines bereinigten Quartalsergebnisses auf ein einziges Geschäftsjahr mutet verglichen damit geradezu konservativ an.
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