Bärbocks Amt ist ein Totalausfall:
https://www.spiegel.de/ausland/...53f9897-b28a-4366-beda-c3844ff8bd52
Streit über Tweet aus dem AußenministeriumWarum Afrika genug von europäischer Arroganz hat
Ein Kommentar von Heiner Hoffmann, Nairobi (Kenia)
Das Auswärtige Amt wollte witzig sein, doch das ging gründlich in die Hose. Nun zeigt ein Leoparden-Emoji, was in den Beziehungen mit dem afrikanischen Kontinent alles schiefläuft auch im Kontext des Ukrainekriegs.
Afrika: Warum der Kontinent genug von europäischer Arroganz hat
Streit über Tweet aus dem AußenministeriumWarum Afrika genug von europäischer Arroganz hat
Ein Kommentar von Heiner Hoffmann, Nairobi (Kenia)
Das Auswärtige Amt wollte witzig sein, doch das ging gründlich in die Hose. Nun zeigt ein Leoparden-Emoji, was in den Beziehungen mit dem afrikanischen Kontinent alles schiefläuft.
Der russische Außenminister sei diese Woche nach Afrika gereist, nicht um Leoparden zu sehen, sondern um seine Propaganda zu verbreiten, heißt es darin. Der Leopard ist als Tier-Emoji dargestellt, die Social-Media-Verantwortlichen des Ministeriums fanden das wohl witzig.
Doch quer über den afrikanischen Kontinent wundert man sich mal wieder: Welches Bild hat »der Westen« eigentlich von uns? Eine Sprecherin der Afrikanischen Union fragte auf Twitter, ob Annalena Baerbock wohl auch nur nach Afrika reise, um Tiere zu besichtigen. »Ist der afrikanische Kontinent (
) ein Witz für Sie?«
Als ein deutscher Diplomat ihr antwortet, es handle sich möglicherweise um ein Missverständnis das Leoparden-Emoji meine den Panzer und nicht das afrikanische Tierleben, keilt sie zurück: »Ich habe es schon richtig verstanden. Ein Außenministerium, das widerliche koloniale Klischees bedient, um geopolitische Punkte zu machen.« Autsch.
Man kann das als Petitesse abtun, als misslungenen Gag, passiert eben auf Social Media. Aber leider ist es so einfach nicht. Denn zum einen zieht der Tweet weite Kreise und richtet damit realen Schaden an. In vielen afrikanischen Ländern reagiert man zu Recht sehr verschnupft auf solche Klischees, und ein deutsches Außenministerium sollte das auch wissen. Viel zu oft wird der Kontinent in Europa auf vermeintliche Wildnis, »endlose Weite« und Ethnoklischees von Massai-Kriegern mit Speeren reduziert. Auch deutsche Delegationen, die zu Besuch auf dem Kontinent sind, planen gern zuerst die Safari und dann die öden Pflichtbesuche ringsherum.
Viele afrikanische Länder wollen sich im Ukrainekrieg nicht auf eine Seite schlagen
Doch der kleine Eklat kommt zur Unzeit: Deutschland hätte nämlich gerade gern mehr afrikanische Partner an seiner Seite, wenn es um den Ukrainekrieg geht. Als im März 2022 bei den Vereinten Nationen eine Resolution zur Abstimmung stand, um die Invasion in der Ukraine zu verurteilen, haben nur knapp 51 Prozent der afrikanischen Länder dafür gestimmt. Viele Beobachterinnen und Beobachter aus Deutschland reagierten darauf mit Unverständnis und Verwunderung. Als im Mai vergangenen Jahres Bundeskanzler Olaf Scholz im Senegal zu Besuch war, ärgerte sich die deutsche Delegation: Denn Präsident Macky Sall machte die Sanktionen gegen Russland für den Hunger in Afrika verantwortlich und nicht Wladimir Putin, der die ukrainischen Getreidelieferungen blockierte. Manchmal wirkt es, als betrachte Europa den Kontinent als undankbare Nichte, die sich nicht über die Geschenke vom Onkel freut.
Viele afrikanische Länder wollen sich in diesem Krieg nicht auf eine Seite schlagen. Das ist aus europäischer Sicht oft schwer zu begreifen, scheint die moralische Dimension doch eindeutig. Aber viele Staaten in Afrika können mit einer solchen Sichtweise wenig anfangen. Denn wo war der Aufschrei während des Bürgerkriegs in Äthiopien? Oder, quasi die westliche Ursünde: Warum hat niemand den Völkermord 1994 in Ruanda gestoppt? Mit Moral braucht der Globale Norden also nicht zu kommen, so klar Täter und Opfer in diesem Krieg in der Ukraine auch zuzuordnen sind.
Im Kalten Krieg nahmen die Länder des Globalen Nordens Afrika als politischen Spielball wahr, sowohl auf sowjetischer als auch auf europäischer und amerikanischer Seite. Westliche Geheimdienste halfen beim Sturz gewählter Regierungsoberhäupter, die vermeintlichen Schutzmächte finanzierten Rebellentruppen, destabilisierten viele Länder immer weiter. Das hat sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Heute ist die Haltung anders: Man will sich seine Partner selbst aussuchen, sich nicht auf eine Seite schlagen, Optionen abwägen. Leider verhindert Korruption allzu oft, dass daraus wirklich ein Aufbruch erwächst.
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