Warum führt eine Erhöhung der Bruttolöhne zu einem größeren Preisdruck als eine Erhöhung der Nettokaufkraft über Steuerentlastungen?
Bei einer Lohnerhöhung erhöhen sich die Produktionskosten für den Arbeitgeber und seine Margen verringern sich. Also wird er über kurz oder lang seine durch die Lohnerhöhungen gestiegenen Produktionskosten über Preiserhöhungen an die Verbraucher weitergeben.
Entsteht dabei dann eine Kette von weiteren Forderungen nach Lohnerhöhungen, die dann wiederum zu entsprechenden Preiserhöhungen führen, spricht man dann sogar von einer Lohn-Preis-Spirale.
Erhöht man aber nicht die Löhne sondern senkt stattdessen die Steuern, so hat der Arbeitnehmer zwar ebenfalls mehr Kaufkraft in der Tasche, wodurch die Effekte der Inflation für ihn etwas abgemildert werden, as werden dabei jedoch nicht gleichzeitig auch die Produktionskosten für den Arbeitgeber erhöht, die er dann über Preiserhöhungen an den Verbraucher weitergeben müsste.
Die erhöhte Kaufkraft führt zwar auch hier zu einer potenziell entsprechend erhöhten Nachfrage, es entsteht aber eben kein zusätzlicher Preisdruck durch eine Erhöhung der Produktionskosten.
Eine Erhöhung der Produktionskosten durch (Bruto)Lohnerhöhungen wäre dabei ein noch ein viel bedeutsamerer und wirkmächtigerer Preistreiber, als die bloße Erhöhung der Kaufkraft bei einer Steuerentlastung.
In solchen Hochinflationszeiten geht es bei solchen Erleichterungen dann ja auch nicht etwa darum, Nachfrage zu entfesseln, sondern darum zu verhindern, dass Haushalte an ihre Ersparnisse gehen, oder sich verschulden müssen, um ihre Lebenshaltungskosten decken zu können.
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