Ölausschwitzende Siliconkautschuke haben eine besondere Eigenschaft: Sie sondern kontinuierlich kleine Mengen Siliconöl ab. Die Öltröpfchen an der Oberfläche des Elastomers bilden einen Film, der die Funktionalität und Dichtwirkung des Bauteils in einigen Anwendungsbereichen entscheidend verbessert.
Auf der Plastindia 2012 stellt WACKER zwei ölausschwitzende Produktreihen vor: ELASTOSIL® R plus 48xx und ELASTOSIL® LR 384x. ELASTOSIL® R plus 48xx ist ein Ein-Komponenten-Festsiliconkautschuk mit hervorragenden mechanischen Eigenschaften. Reißfestigkeit und Reißdehnung sind bei diesem Typ sehr hoch, was beispielsweise die Herstellung besonders schnittfester Dichtungen erlaubt. Dichtkissen bzw. Kabeldurchführungsmatten aus ELASTOSIL® R plus 48xx sind derart schnittfest, dass sie sogar das Durchstecken scharfkantiger Stecker unbeschädigt überstehen.
ELASTOSIL® R plus 48xx ist additionsvernetzend und vulkanisiert deshalb deutlich schneller als ein peroxidisch vernetzendes Silicon. Auf diese Weise sind sehr kurze Produktionszyklen möglich. ELASTOSIL® R plus 48xx lässt sich im Spritzgussverfahren verarbeiten. Nach einer thermischen Nachbehandlung erreicht das Siliconelastomer niedrige Langzeit-Druckverformungsreste, was eine lang anhaltende Dichtwirkung sicherstellt.
Gut zu verarbeiten: ELASTOSIL® LR 384x
Auch ELASTOSIL® LR 384x gehört zu den ölausschwitzenden Siliconelastomeren. Im Gegensatz zu ELASTOSIL® R plus 48xx handelt es sich bei ELASTOSIL® LR 384x um einen Flüssigsiliconkautschuk mit einem breiten Verarbeitungsfenster. Das Produkt ist tolerant gegenüber schwankenden Prozessparametern. Auch wenn Prozesstemperatur, Druck und Spritzprofil nicht exakt eingehalten werden, entstehen fehlerfreie Formteile.
ELASTOSIL® LR 384x ist in unterschiedlichen Shore-Härten verfügbar und bietet Ölgehalte zwischen 1 und 6 Prozent. Die Verarbeitung erfolgt durch Spritzgießen in der für Flüssigsilicone üblichen Art. Die Endprodukte brauchen nicht thermisch nachbehandelt zu werden. Sie erreichen auch ohne Tempern niedrige Langzeit-Druckverformungsreste und damit eine dauerhafte Dichtwirkung.
Schwer brennbar und selbstverlöschend: ELASTOSIL®R 770
Ein weiteres Highlight auf der Plastindia ist ELASTOSIL® R 770. Dieser Siliconkautschuk vulkanisiert zu einem schwer brennbaren und selbstverlöschenden Elastomer. Im Brandfall entwickelt das Vulkanisat nur wenig Rauch und setzt keine toxischen Brandgase frei. Mit ELASTOSIL® R 770 lassen sich Formartikel und Extrudate herstellen, in denen typische Siliconeigenschaften mit außergewöhnlich guten Brandschutzeigenschaften kombiniert sind. Das vulkanisierte Material ist hochtemperaturstabil und bleibt auch bei niedrigen Temperaturen bis zu –40 Grad Celsius dauerhaft elastisch, ohne dass ein Weichmacherzusatz notwendig ist.
ELASTOSIL® R 770 eignet sich zur Herstellung von elastischen Formteilen, Profilen, Platten, Folien und gewebeverstärkten Siliconbahnen für den Einsatz in Eisenbahnwaggons, Nahverkehrszügen, Flugzeugen, Schiffen und Omnibussen. Typische Anwendungsbeispiele sind Tür-, Fingerschutz- und Wandprofile für Hochgeschwindigkeitszüge, Faltenbälge für Wagenübergänge in Zügen und Gelenkbussen sowie brandsichere Schallisoliermatten für Flugzeuge, Züge und Schiffe.
ELASTOSIL® R 770 erfüllt die französische Eisenbahnnorm NFF 16-101, die in ihren Anforderungen über die deutsche Brandschutznorm für Schienenfahrzeuge (DIN 5510) hinausgeht. Untersuchungen in Anlehnung an den amerikanischen Standard UL 94 ergaben, dass die neuen Festsilicontypen auch die Vorgaben für die Klassifizierung V-0 erfüllen. Somit eignen sie sich auch für Anwendungen außerhalb des Transportwesens.
GENIOPLAST® Pellet S – Additiv für die Thermoplast-Herstellung
Für die Hersteller thermoplastischer Kunststoffe präsentiert WACKER auf der Plastindia 2012 GENIOPLAST® Pellet S. Es handelt sich dabei um ein hochkonzentriertes Siliconadditiv in Pelletform. Als Wirkkomponente enthält es ein unvernetztes ultrahochmolekulares lineares Siliconpolymer (Silicone-Gum). Trägermaterial des Siliconwirkstoffs ist eine auf das Silicon abgestimmte pyrogene Kieselsäure. Da die pyrogene Kieselsäure mit sämtlichen Thermoplasten verträglich ist, kann das Additiv – anders als etwa herkömmliche Silicon-Masterbatches – universell für die Compoundierung eines jeden beliebigen Thermoplasten eingesetzt werden.
Das Additiv lässt sich leicht dosieren und problemlos in Thermoplaste einarbeiten, auch zusammen mit mineralischen Füllstoffen. Der Siliconwirkstoff verbessert die Dispersion der Füllstoffe und erleichtert durch seine reibungsvermindernden Eigenschaften die Herstellung des Compounds, das der Kunststoffverarbeiter zur formgebenden Verarbeitung benötigt. Weil das Additiv die Fließfähigkeit der Thermoplastschmelze verbessert, erleichtert es auch die Formteilherstellung im Spritzgießverfahren. Wird die Formmasse nicht durch Spritzgießen, sondern durch Extrusion – etwa zur Herstellung von Kabel-Ummantelungen – weiterverarbeitet, wirkt das Additiv ebenfalls prozessverbessernd und kostensenkend.
Außerdem verleiht GENIOPLAST® Pellet S der Oberfläche von thermoplastischen Kunststoffen eine höhere Glätte und steigert dadurch die Kratz- und Abriebfestigkeit des Formteils. Bei mineralgefüllten Thermoplasten kann ein Zusatz von GENIOPLAST®Pellet S zusätzlich die Kerbschlagzähigkeit und die Reißdehnung vergrößern. Darüber hinaus unterstützt das Additiv die Wirkung von flammhemmenden Zusatzstoffen. Zu den wichtigsten Anwendungen von GENIOPLAST® Pellet S gehören Kabelummantelungen und Formteile für das Automobilinterieur wie beispielsweise Armaturenbretter und Türverkleidungen.