Zitat Auf dem Kryptomarkt jagt zurzeit ein Crash den nächsten. Der freie Informatiker und Berater Jürgen Geuter erklärt im Interview mit ntv.de, warum er die Branche für brandgefährlich hält, wer deren potenziellen Opfer sind und wie sie seiner Meinung nach reguliert werden müsste. Der Autor ist auch unter dem Künstlernamen "tante"bekannt.
ntv.de: Freuen Sie sich über den aktuellen Crash auf dem Kryptomarkt?
Jürgen Geuter: Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich und viele andere haben lange davor gewarnt, nun verlieren EndkundInnen tatsächlich ihr Erspartes, darüber kann man sich nicht freuen. Andererseits ist es in gewisser Weise schon eine Genugtuung, dass das Kartenhaus nun in sich zusammenfällt.
Handelt es dabei um das übliche Auf und Ab oder einen nachhaltigen Absturz?
Zurzeit fallen sehr zentrale Bausteine der Landschaft aus unterschiedlichen Projekten und Firmen um. In den vergangenen Wochen sind große Projekte gecrasht, zum Beispiel die Stable Coin Terra und das Token Luna, was wiederum wahrscheinlich den Zusammenbruch des Celsius-Netzwerks vor wenigen Tagen mit sich gebracht hat. Denn die Projekte sind alle miteinander verschränkt; wenn das eine anfängt zu wackeln, wackeln deshalb alle anderen. Dass nun einige gecrasht sind, ist also schon ein Indikator, dass es sich nicht um normale Kursschwankungen handelt.
Aber?
Andererseits haben viele Leute ein Interesse daran, das System nochmal einzufangen, werden also nochmal viel Geld und Meinungsmacht ins Feld führen, um den Markt zu stabilisieren. Zum Beispiel sind Marc Andreessen und Chris Dixon, zwei der einflussreichsten Partner der US-Venture-Capital-Firma Andreessen Horowitz, die extrem am Kryptomarkt investiert ist, in den vergangenen Tagen und Wochen sehr aggressiv in die öffentliche Kommunikation gegangen. Sie haben gar kein belastbares Narrativ, wiederholen aber, Kryptowährungen seien die Zukunft. Investoren nehmen also offenbar eine große Gefahr wahr. Die Frage ist nun, wie viele der Projekte, die zurzeit wackeln, in den nächsten Tagen und Wochen noch umfallen Wer ist besonders gefährdet, Opfer des Hypes zu werden, also zum Beispiel seine gesamten Ersparnisse zu verlieren?
In den USA zielt der Kryptomarkt im Moment unter anderem sehr stark auf Schwarze, man hat sich zum Beispiel schwarze Sportler als Werbeträger engagiert. In Deutschland ist der Markt extrem weiß, jung und männlich: häufig techaffine Männer, die das Gefühl haben, ich bin klug, habe das im Griff und kann ohne Arbeit sehr viel Geld verdienen. Aber es breitet sich aus, manche Influencerinnen sprechen zum Beispiel gezielt Frauen an. Wenn jemand dann einmal angefixt ist, ist das wie beim Roulette: Jedes Mal, wenn man verliert, denkt man, jetzt hat man es verstanden, beim nächsten Mal läuft es besser. Aber auch im Casino gewinnt nur die Bank.
Auf dem Kryptomarkt jagt zurzeit ein Crash den nächsten. Der freie Informatiker und Berater Jürgen Geuter erklärt im Interview, warum er die Branche für brandgefährlich hält, wer deren potenziellen Opfer sind und wie sie seiner Meinung nach reguliert werden müsste.
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