Der drastische Kursverfall des Essener Handelskonzerns Arcandor trifft die Großaktionärin Madeleine Schickedanz. Die Milliardärin und Tochter des Quelle-Gründers Gustav Schickedanz hat seit Jahresbeginn über 75 Prozent ihres Investments verloren. Nun sorgt die Entscheidung eines Kreditversicherers für neue Kurs-Kapriolen.
Bild vergrößern Madeleine Schickedanz dpa Mit Grauen dürfte Madeleine Schickedanz derzeit auf die Börsenkurse schauen. Die als sensibel geltende Milliardärin, deren Vermögen das Magazin „Forbes" auf 5,5 Milliarden Dollar taxiert, hat nicht etwa in amerikanische Bank- oder Versicherungstitel investiert, sondern in ein vormals grundsolides Unternehmen.
Der Aktionärspool um Versandhausdiva Schickedanz besitzt 53,3 Prozent des Essener Handelskonzerns Arcandor, zu dem die Warenhauskette Karstadt, der Versandhändler Quelle und das Reiseunternehmen Thomas Cook gehören. Und da liegt das Problem: Seit Jahresbeginn hat Arcandor an der Börse über 75 Prozent an Wert verloren. Allein am Dienstag brach der Kurs zeitweise um knapp 20 Prozent ein - auf ein Allzeittief von 3,24 Euro.
Als Grund für den Absturz sehen Händler die Unsicherheit über den Verlauf von Bankengesprächen über neue Kreditlinien. Arcandor verhandelt derzeit mit einem Konsortium um Dresdner Bank, Commerzbank und BayernLB. Besonders pikant: Bei den Gesprächen soll dem Vernehmen nach auch ein Vertreter des Kreditversicherers Euler Hermes dabei sein.
Entsprechend nervös reagierten die Börsen, nachdem bekannt wurde, dass Geschäftspartner von Arcandor in den vergangenen Tagen Post von Euler Hermes bekommen hatten. Darin wurde den Firmen, die unter anderen Karstadt und Quelle beliefern, eröffnet, dass die ursprünglich übernommene Versicherungssumme „nicht mehr aufrechterhalten" werde.
Die Kappung der Versicherungssumme interpretieren Vertreter der Firmen als „äußerst bedenklich". Schließlich springt Euler Hermes ein, falls Arcandor nicht mehr zahlen kann.
Ein Arcandor-Sprecher bestätigte den Vorgang bereits in der aktuellen Ausgabe der WirtschaftsWoche. Er betont aber, es handle sich um eine Einzelentscheidung: „Die Geschäfte laufen, die Lager sind voll, und es gibt genug andere Kreditversicherer." Gerüchte über eine existenzgefährdende Lage des Konzerns „entbehren jeder Grundlage".
Arcandor erwartet noch in dieser Woche einen positiven Bescheid. Dann dürfte auch Euler Hermes einlenken, heißt es im Konzern. Ob das die Lieferanten beruhigt, ist fraglich.
So schreibt der Dienstleister Creditreform in einer aktuellen Bonitätsauskunft zur Zahlungsweise von Karstadt: „Bisher ohne Beanstandungen, in letzter Zeit gelegentlich Zahlungserinnerungen." Als Höchstkredit für die Karstadt Warenhaus GmbH empfiehlt Creditreform die Summe von 500.000 Euro.
Quelle:Wirtschaftswoche/Foto dpa.
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