Über 40 Jahre beschäftige ich mich nun mit Unternehmensbewertungen. Das Praxishandbuch von Peemöller kann ich durchaus empfehlen. Wenn das Buch zu teuer und umfangreich ist, empfehle ich sich, ein Blatt oder eine Tabellenkalkulation zu nehmen und zu rechnen (keine höhere Mathematik nötig, zunächst nur Grundrechenarten sowie Dreisatz). Frage1: Macht das Unternehmen 2023, 2024, 2025, 2026 Gewinn oder Verlust? Antwort1: Ein Blick auf die EU-Verträge reicht, um weiterhin Gewinne auf Jahresbasis zu errechnen. Dazu kommen noch USA, Japan, UK usw. Bei Gelegenheit gerne mehr Details. F2: Was sind die Gewinne wert? A2: Konservativ nimmt man den KGV-Durchschnitt der Pharmabranche mit ein paar Prozent Abschlag. F3: Wie rechnet man das zusammen? A3: Man nimmt eine sogenannte DCF-Tabelle und trägt diese Zahlen für die nächsten Jahre ein. Diese werden jedes Jahr etwas reduziert (abdiskontiert), weil 100 Euro "heute und sicher" mehr wert sind 100 Euro in der Zukunft. F4: War es das schon? A4: Nein. Man muss noch Cash, Assets und die Pipeline berücksichtigen. F5: Wie mache ich das mit dem Cash? A5: Da auf Jahresbasis kein Verlust anfällt, wird das Cash eigentlich nicht verbraucht. Also in erster Näherung addiert sich der DCF-Wert mit den Bankkonten. Teilweise wird es jedoch Umwandlungen in Assets geben (jüngst z. B. M&A - Kauf eines KI-Unternehmens) F6: Was mache ich mit der Pipeline? A6: Konservativ kann man die branchenüblichen Übergangswahrscheinlichkeiten von Phase_1 über Phase_2 und Phase_3 bis hin zur Zulassung nehmen. Man schaut sich die bisherigen Märkte für Krebsmedikationen, Malaria etc. an und teilt diese Zahlen konservativ durch 2. Die Ergebnisse trägt man wieder in dass DCF-Modell ein. F7: Wie mache ich das mit den Umwandlungen, Investitionen und Assets? A7: Konservativ kann man die Gestehungswerte aus der bisherigen Gewinnreihe minus Cash (und minus fungible Wertpapiere) rechnen und dabei etwas Abschläge herausrechnen. Und daraus bekommt man einen konservativen Unternehmenswert. Wenn man überzeugt ist von den Entscheidungen, die das Management trifft, ob diese strategisch sinnvoll sind und den Unternehmenswert eher mehren, dann kann man die Abschläge auf die Investments reduzieren oder sogar einen Erfolgsfaktor für Investitionen und Pipeline erwarten und einrechnen. Das wäre dann aber nicht mehr konservativ, sondern spiegelt die persönliche Erwartungen wieder. F8: Gibt der Aktienkurs den Unternehmenswert und die wirtschaftliche Situation wieder? A8: Nein, zunächst nicht. Mit der Wirtschaft und der Börse verhält es sich wie mit dem Mann und seinem Hund beim Spaziergang. Der Mann läuft langsam und eher gleichmäßig weiter. Der Hund läuft vor und zurück. Aber beide bewegen sich in die gleiche Richtung. Der Mann ist die Wirtschaft, der Hund die Börse. Aber langfristig betrachtet gehen der Mann und der Hund gleich schnell (Zitat Börsen-Altmeister Kostolany). F9: Wird der Aktienkurs auch von Manipulationen beeinflusst? A9: Ja, davon kann und muss man ausgehen. Aber langfristig gilt A8.
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