Volkswagen will eine weitere Autofabrik in China bauen. Im Werk Volkswagen Anhui sollen ab 2023 E-Autos entstehen. Bis 2025 will VW in China bis zu 1,5 Millionen elektrifizierte Fahrzeuge anbieten.
Wenn es in China knallt In Wolfsburg heißt es Augen zu und durch. Jahrzehntelang war das Reich der Mitte Lokomotive der Weltkonjunktur und Triebfeder der deutschen Wirtschaft. Doch schon bald könnte China zum größten Krisenherd der Welt werden. Der US-General war wenig subtil. "Ich hoffe, ich liege falsch. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir 2025 kämpfen werden", schrieb Mike Minihan, Chef des Air Mobility Command, Anfang Februar in einem internen Memo an alle seine Kommandanten über "den nächsten Kampf" der US-Armee - gegen China.
Nun braut sich in der Volksrepublik ein verheerender Krisencocktail aus militärischem Aggressions- und wirtschaftlichem Crashpotenzial zusammen, der die bisherige Weltordnung aus den Fugen zu heben droht. Und wie vor dem russischen Überfall auf die Ukraine hat es sich die eng mit China verflochtene deutsche Wirtschaft in liebgewonnenen Abhängigkeiten bequem gemacht, die verhindern, dass sie die drohende Gefahr wahrhaben will. Geschweige denn, sich ernsthaft darauf vorbereitet.
Lehman Brothers in Fernost Sollte China wirklich versuchen, die abtrünnige Insel militärisch ins Riesenreich zurückzuholen, würde das nicht nur für die USA, sondern auch für Deutschland direkte, verheerende Folgen haben. Die folgenden Sanktionen wären ein Schock für die Lieferketten der deutschen Wirtschaft.
Doch nicht nur militärisch, auch wirtschaftlich könnte aus China schon bald ein großes Gewitter aufziehen. Kurzfristig könnte aus dem Reich der Mitte die nächste Inflationswelle anrollen. Nach jahrelangem Lockdown sind Chinas Verbraucher wild aufs Konsumieren. Das plötzliche Erwachen aus dem Covid-Schlaf könnte den weltweiten Kampf der Notenbanken gegen den historischen Preisanstieg zunichtemachen - gerade wo er beginnt, Früchte zu tragen.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht zwar davon aus, dass es in diesem Jahr wieder um 5,2 Prozent aufwärts geht. Nach 2024 werde sich Chinas Wachstum aber mittelfristig unter 4 Prozent einstellen - wegen "nachlassender Wirtschaftsdynamik und geringen Fortschritten bei Strukturreformen". Größtes Risiko bleibt laut IWF der heiß gelaufene Immobiliensektor. Faule Kredite könnten zum "großflächigen Zusammenbruch von Baufirmen" und "Instabilität im Finanzsektor" führen. Der Rest der Welt würde den Crash über schwache Nachfrage und weitere Lieferkettenstörungen zu spüren bekommen.
Reichlich Gründe eigentlich, um Reißaus aus China zu nehmen. Doch viele deutsche Großkonzerne bleiben nicht nur. Sie verschließen auch die Augen vor der Gefahr. Allen voran Volkswagen: Der Autobauer hat sein Schicksal schon seit über einem Jahrzehnt auf Gedeih und Verderb an China gekettet. 120 Fabriken hat VW weltweit, 25 davon stehen in China - mehr als in jedem anderen Land der Welt, inklusive Deutschland (24). Das Reich der Mitte ist mit Abstand der größte Einzelmarkt für die Wolfsburger, fast jedes zweite Auto verkauft VW dort, macht auch mehr als ein Drittel seiner Gewinne in dem Land. Von dieser Gelddruckmaschine kann sich der Konzern nur schwer losreißen, auch jetzt nicht, wo die existenziellen Risiken immer unübersehbarer werden - und die Kritik immer lauter.
Ex-VW-Chef Herbert Diess ignorierte all das geflissentlich. In Deutschland werde extrem unterschätzt, "wie stark unser Wohlstand von China mitfinanziert wird", sagte Diess im Sommer und meinte damit wohl auch den Wohlstand von VW. Auch im umstrittenen Werk in der Uiguren-Provinz Xinjiang solle VW bleiben, meinte Diess, "weil ein Rückzug niemandem nützt". Diess' Nachfolger Oliver Blume hat in China studiert und kennt die Vorzüge des Landes wie die Probleme aus eigener Erfahrung. Immerhin gibt es nun ein "China Board" im VW-Management. Dass Blume eine Abkehr von China vollzieht, ist dennoch kaum zu erwarten. Wenn wir in der Region jetzt nicht mehr investieren, spielen wir auf diesem wichtigen Markt in drei Jahren keine Rolle mehr", sagte der neue VW-China-Vorstand Ralf Brandstätter vergangenes Jahr dem "Handelsblatt".
Dabei wird ein starkes China-Geschäft ganz offiziell nicht mehr als Wettbewerbsvorteil, sondern längst als Crashrisiko gesehen. Dabei wird ein starkes China-Geschäft ganz offiziell nicht mehr als Wettbewerbsvorteil, sondern längst als Crashrisiko gesehen. Sanktionsexperten fordern Notfallpläne für den China-GAU. Und geht es nach Wirtschaftsminister Robert Habeck, müssen deutsche Firmen bald melden, wie stark ihre Verflechtung mit China ist. Sogar obligatorische Stresstests sind im Gespräch. Dabei soll der Wegfall des Chinageschäfts und der Zulieferungen aus China simuliert werden. In der Automobilindustrie, der Elektromobilität und bei den erneuerbaren Energien hätten sich Klumpenrisiken gebildet, sie seien ohne den chinesischen Markt kaum überlebensfähig.
Noch liegen die Pläne bloß als Entwurf in der Schublade. Aber auch die Bundesregierung ahnt offenbar, dass es mittelfristig nicht bei strategischen Sandkastenspielen bleiben muss.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/...Sturm-zusammen-article23890865.html
|