ich mal gelesen (ich glaube, ich habe es hier auch gepostet), daß etwa ein Drittel der promovierten Naturwissenschaftler auswandert. Das war ein Zeitungsbericht, der auch keine Quelle im Sinne einer Statistik nannte, sondern sich auf Angaben aus Hochschulkreisen berief.
Der Abwanderungssaldo allein ist wenig aussagefähig. Es ist naheliegend, daß diejenigen, die es im Ausland nicht geschafft haben, eine größere Neigung zur Rückkehr verspüren, als die, die es geschafft haben. Man soll daraus keinen schnellen Vorwurf konstruieren - Auswanderung ist verdammt schwer. Und viele Auswanderer, vor allem die Unqualifizierten, gehen sicherlich mit sehr irrealen Vorstellungen ins Ausland. Man muß sich nur mal die Fernsehsendungen zu dem Thema angucken, die zur Zeit in Mode sind. Da wimmelt es von Traumtänzern. Also nochmal: Der Saldo ist weitgehend nichtssagend. Entscheidend ist die Qualifikation. Und da gibt es wohl wenig Datenmaterial.
In meiner engeren Verwandschaft gibt es allein zwei derartige Fälle. Die Motivation war in beiden Fällen nicht primär der Wunsch nach höherem Einkommen, sondern der Wunsch, sich beruflich freier entfalten zu können - was dann allerdings in beiden Fällen auch zu höherem Einkommen führte. Die Enge, die die Leute aus Deutschland forttreibt, ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Da ist das Gefühl, ständig durch Vorschriften eingeengt zu werden, das Gefühl, daß in anderen Ländern Entscheidungen einfacher und schneller getroffen werden, daß das Fortkommen stärker von der Leistung als von Beziehungen abhängt, daß einem vom wirtschaftlichen Erfolg seines Handelns in anderen Ländern mehr bleibt, und vieles mehr. Das erscheint oft diffus, aber es führt eben bei vielen doch zu einer ausreichend starke Motivation zur Auswanderung.
Gesundbeten hilft da nicht. Statt dessen sollten wir uns fragen, wie es dazu gekommen ist, und dann vielleicht etwas ändern.
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